0259 - Messalinas Höllentrank
dies darf Messalina niemals merken!«
»Und warum nicht?« fragte Ullich verwundert. »Gewiß, ich habe bisher alles getan, was sie von mir verlangt hat - und ich kann nicht sagen, daß ich es ungern getan habe…«
»Weil ich gegen den Dämon in ihr derzeit keine Waffe habe!« erklärte der Meister des Übersinnlichen. »Das Schwert hat mir der Leibsklave abgenommen und das Amulett ist in unserer Eigenzeit. Doch da hat es Leonardo de Montagne - den die Hölle wieder ausgespien hat!«
»Aber der Ju-Ju-Stab!« wandte Ullich ein.
»Ja, wenn ich wüßte, wo der abgeblieben ist!« sagte Professor Zamorra resignierend. »In der Behausung der Hexe habe ich ihn nicht gefunden. Weiß der Teufel und seine Großmutter, wer ihn jetzt in Besitz hat!« Sie sprachen in deutscher Sprache, die Ursus, der Germane, nicht verstand. Der Bär aus den Wäldern des Nordens hatte eine Amphore mit Wein durch einen Sklaven bringen lassen und genoß den Rebensaft aus den Kellern des Palastes mit Behagen.
Dennoch durfte er vieles, was jetzt geredet wurde, nicht wissen. Das Meiste davon hätte er ohnehin nicht begriffen.
»Messalina erwähnte beiläufig, daß man die Hexe auf ihren Befehl ergriffen hätte«, meinte Michael Ullich. »Locusta wird nun in den Gewölben des Palatin dem peinlichen Verhör unterworfen!«
»Der Folter!« sagte Zamorra voll Abscheu.
»Das Weib hat viele Menschen auf dem Gewissen!« sagte Ullich dumpf. »Schon möglich, daß auch der Höllen trank ihr Werk ist. An Ursus’ Reaktion dir gegenüber haben wir erkannt, wie er wirkt.«
»Wenn Messalina - oder der Dämon, der von Messalina Besitz ergriffen hat, erfährt, wer ich bin, ist meine Überlebenschance gleich Null!« mutmaßte Professor Zamorra düster. »Vielleicht war das Höllenwesen unaufmerksam. Aber wenn er erkennt, daß ich ihm gefährlich werden kann, wird er nicht zögern, mich töten zu lassen. Viele Menschen in Rom haben Messalinas Höllentrank gekostet. Sie alle machen eine Treibjagd auf mich, wenn der Gedankenbefehl der Kaiserin sie erreicht!«
»Wir werden also schauspielern müssen, daß wir der Wirkung des Trankes erlegen sind!« erklärte Michael Ullich.
»Wichtig ist, daß wir hier im Palast den Ju-Ju-Stab wiederfinden!« sagte Professor Zamorra und erhob sich. »Auch das Schwert benötige ich wieder… !«
»Und wir müssen Sandra Jamis aus dem Haus der Vestalinnen befreien… und Carsten zwischen den sieben Hügeln wiederfinden!« beendete Ullich den Satz.
»An die Arbeit!« erhob sich Professor Zamorra. »Es gibt viel zu tun…!«
***
»Ich habe es geahnt!« brüllte eine laute Stimme. »Ergreift sie alle beide.«
Carsten Möbius, der mit Valeria, der Vestalin, in der Nähe des Pantheons durch die Gassen in Richtung auf den Tiber schlich, zuckte zusammen.
Man hatte sie erkannt.
Einer der Prätorianer hatte sich besonnen und die Männer zurückgerufen. So einfach waren die rauhen Krieger eben doch nicht zu erschrecken.
»Wir sind Kinder des Todes, wenn sie uns ergreifen!« stöhnte Valeria. Carsten Möbius riß sie vorwärts. Er wußte, daß hier jedes weitere Wort sinnlos war. Nur schnelle Flucht konnte sie noch retten.
Eine Jagd ohne Gnade begann.
Von Todesängsten gehetzt rannte Valeria voran und riß den Jungen mit sich. Carsten Möbius verlor schon nach der dritten Gasse die Orientierung. Mehrmals glitt er im Straßendreck aus, balancierte im Weiterlaufen mühsam das Gleichgewicht aus und taumelte, von Valeria vorwärts gerissen, weiter voran.
»Haltet die beiden! Haltet sie im Namen des Kaisers!« hörten die Flüchtlinge die Stimmen der Verfolger. Die Rufe wurden von den Menschen in den Gassen gehört. Köpfe fuhren herum und musterten die beiden Flüchtenden.
»Die Vestalin… die Vestalin aus dem Grabe… !« flüsterte es ringsumher. »Dieser Mann hat sie befreit… ein unerhörter Frevel… die Göttin wird sich an Rom schrecklich rächen!« Über die Schulter blickend erkannte Carsten Möbius, daß sich mehrere zerlumpte Gestalten hinter ihnen an die Verfolgung machten.
»Rettet… rettet uns, ihr Götter Roms…« keuchte Valeria.
»Spar deinen Atem und lauf, Mädchen!« keuchte Carsten Möbius. »Die Götter in deinen Tempeln sind aus Stein. Sie leben nicht!«
Im selben Augenblick kreischte Valeria auf. Vor ihnen erhob sich eine große Mauer, die verhüten sollte, daß sich hier in den engen Gassen Brände ausbreiteten. Hier war ihre Flucht zu Ende.
»Schnell! Hinauf!« zischte Möbius, stellte sich mit dem
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