0259a - Der Tod im Poker-Club
Kiste.
»Well, dann mach den Laden dicht. Schreib dran: wegen Trauerfalls geschlossen.«
Mein Freund klemmte sich die Kiste mit den Numbers unter den Arm und schloß ab.
Wir fuhren zum FBI-Distriktgebäude nach Manhattan hinüber.
Ich gab das Foto von Warden über den Bildfunk nach Washington und angelte einen Zettel von Phils Schreibtisch. Auf einem weißen Stück Büttenpapier stand die Adresse des Tabakgroßhändlers Alexander Jablonka, 121. Straße West, Nähe des Morris Park.
Mr. High hatte auch bereits einen Haftbefehl besorgt.
Wenn wir Jablonka schnappten, mußte es uns gelingen, die Organisation der Gangster von unten aufzurollen.
Phil, der im Mietwagen wartete, nahm den Haftbefehl in Empfang. Schließlich bearbeitete er den Fall Roninger.
Schweigend saßen wir im Fond des mausgrauen Impala. Der Fahrer jagte, daß mir schwindelig wurde. Phil mußte den Mann wohl vorher zur Eile angestachelt haben.
Ich befahl, den Wagen fünfundzwanzig Yard vor dem Haus 95 der 121 Straße West zu parken. Phil und ich stiegen aus und gingen auf das fünfstöckige Wohnhaus zu. Im Hof befand sich ein zweistöckiges Gebäude. In großen Lettern stand der Name Alex Jablonka auf der Vorderfront. Ein kanariengelber Lieferwagen parkte an der Verladerampe.
Ich trat ans Kontorfenster. Hinter dem Glas hockte ein hagerer Mann mit kurzgeschorenem Kopf. Er wehrte mit der linken Hand die Fliegen von seinem Schädel ab, während die Rechte Zahlen in eine lange Liste malte. Der Mann trug einen grauen Lageristenkittel, ein schmutziges Oberhemd und einen Binder, dessen Muster in den Befreiungskriegen modern war.
Mit dem Knöchel des Zeigefingers pochte ich gegen die Glasscheibe, die in der Mitte durch ein Sprechkläppchen unterbrochen war.
Der Hagere sah von seiner Arbeit auf, rückte eine Nickelbrille auf seine Nase und öffnete das runde Kläppchen.
»Führen Sie uns bitte zu Mr. Jablonka«, sagte ich.
Der Hagere erhob sich und winkte uns mit dem Kopf ins Gebäude. Ich öffnete die Haustür. Dahinter lag ein langer Flur, der zu beiden Seiten eine Reihe von Türen aufwies. In der ersten Tür rechts stand der Hagere.
»Die letzte Tür links«, lispelte er.
Wir gingen durch den Gang. Phil trug eine Kollegmappe unter dem Arm, in der sich die Zigarrenkiste mit den Losnummern befand.
Ich klopfte an die Tür, wartete das ,Come in‘ aber nicht ab, sondern drückte die Klinke herunter, als ich ein Rumoren hörte. Die Tür schwang auf. Hinter einem schweren Eichenschreibtisch saß ein Mann — wüster Schnurrbart, eiskalte graue Augen, die sich zu einem winzigen Spalt verengten, Bürstenhaarschnitt, vorspringende Hakennase und zernarbte Unterlippe über einem ausgeprägten Kinn. Der Bursche hielt seine Hände in der Schreibtischschublade. An der Bewegung der Arme sah ich, daß seine Hände sich mit irgendeinem Gegenstand beschäftigten.
»Legen Sie bitte die Hände auf den Schreibtisch, Mr. Jablonka«, sagte ich seelenruhig, »wir sind FBI-Agenten.«
Zögernd kam der Mann meiner Aufforderung nach. Ich trat zwei Schritte vor und warf meinen Ausweis auf den Tisch.
»Und das ist mein Kollege Phil Decker. Dürfen wir Platz nehmen?«
Wir ließen uns in tiefe Ledersessel fallen.
»Ich würde es begrüßen, wenn Sie ebenfalls hier Platz nehmen würden«, sagte ich. Jablonka erhob sich. Er war einen halben Kopf größer als ich.
»Was wollen Sie von mir?« fragte er mit hartem Akzent, der den Ausländer verriet.
»Mr. Roninger zählt zu Ihren Kunden, drüben in New Jersey«, begann ich, »er wurde heute um die Mittagszeit beliefert. Können Sie feststellen lassen, ob der Wagen bereits wieder zurück ist?«
»Moment«, knurrte der Riese und machte Anstalten, das Office zu verlassen.
»Stopp, regeln Sie das bitte von hier aus«, sagte ich scharf.
Die grauen Augen starrten mich an. Dann gab sich Jablonka einen Ruck und griff zum Telefon, das auf dem Schreibtisch stand.
Jablonka sprach mit der Auslieferung.
»No, Mr. Cotton. Der Wagen ist noch nicht zurück. Er muß aber jeden Augenblick kommen.«
»Mr. Jablonka, wer hat Ihnen diese Kiste verkauft?« schoß Phil dazwischen. Er zog sie mit der linken Hand aus der Kollegmappe und stellte sie auf den blanken niedrigen Rauchtisch.
Mr. Jablonka verfärbte sich.
»Das kann ich Ihnen nicht sagen. Ist die Ware nicht in Ordnung?«
»Genußmittelfälschung gehört noch nicht zum Aufgabengebiet des FBI«, belehrte ihn mein Freund, klemmte seinen Daumennagel unter den Deckel und klappte ihn
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