0259a - Der Tod im Poker-Club
seinen Handlangern in die Karten gucken, Phil benachrichtigte über das Telefon Jablonkas das zuständige Polizeirevier und bat darum, einen Mannschaftswagen zu schicken.
Wenige Minuten später rollten zwei Streifenwagen und ein Mannschaftswagen in den Hof der Großhandlung. Phil empfing die Cops am Tor. Anschließend trommelte Phil die Angestellten der Firma zusammen, erklärte ihnen, daß ihr Chef verhaftet worden sei und bat sie, in den Polizeiwägen zu steigen, um auf dem Revier ihre Aussagen zu machen.
Ich telefonierte mit dem Kollegen vom Falschgelddezernat, denen damals noch diese Glücksspiel-Vergehen unterstanden, und lud sie ein, sich den Laden einmal ganz genau anzusehen.
Sie fanden eine Kartei von fünfundzwanzig Verkaufsstellen, die von hier aus mit den Losen beliefert wurden und blendenden Absatz hatten.
Noch am späten Abend sind die fünfundzwanzig ›Läufer‹ festgenommen und verhört worden. Ein Verteilerapparat der Gangster war zerschlagen.
Aber die Erfahrung lehrt, daß es keine 24 Stunden dauern wird, bis die Organisation einen neuen Apparat aufgezogen hat. Es gab viele Kleinhändler, die sich um diesen relativ hohen Verdienst rissen.
Wir mußten die Spitze dieser Organisation fassen.
Jablonka schwieg auch bei der zweiten Vernehmung. Wir waren zwar einen Schritt weiter, aber immer fehlte noch das Motiv für den Mord. Auch, wußten wir nicht, warum Roningers Name durchgestrichen war. War der Name durchgestrichen, weil Roninger tot war, oder bedeutete die Streichung das Todesurteil?
***
Phil hielt sich an die amtlichen Ladenschlußzeiten und verspürte keine Lust mehr, abends um sieben Uhr nach New Jersey zurückzugondeln, um das Geschäft noch einmal zu öffnen. Er fuhr mit mir zum FBI-Distriktgebäude.
Wir hatten eine Menge Kleinkram in unserem Office zu erledigen. Einige Kollegen hatten uns bereits angerufen. Unsere Zentrale hatte die Nummern notiert und stellte die Verbindungen her.
Auf meinem Schreibtisch lag ein Fernschreiben von Washington. Ich staunte über das Tempo, riß den Umschlag auf und las laut:
»Der Vergleich mit dem Foto hat ergeben, daß es sich um den am 12. 8. 1912 in McKinney (Texas) geborenen Fred Wardman handelt. Er diente vom 1. Januar 1941 bis 11. November 1944 in der amerikanischen Kriegsmarine und wurde wegen unehrenhaften Verhaltens in Feindesland aus der Navy ausgestoßen. 1946 wegen Urkundenfälschung zu drei Monaten Gefängnis verurteilt, 1948 wegen Unterschlagung und Urkundenfälschung im Rückfall zu dreizehn Monaten Zuchthaus, 1950 wegen Hochstapelei, Urkundenfälschung und Organisation von verbotenen Zahlenlotterien in Texas zu eineinhalb Jahren Zuchthaus, 1956 wegen Landesverrats zu neun Monaten Zuchthaus verurteilt.«
»Sagtest du Organisation von verbotenen Zahlenlotterien, Jerry?«
Ich las die Zeile noch einmal.
»Die Katze läßt das Mausen nicht, Jerry. Ich bin überzeugt, daß Wardman, alias Warden, auch hier in New York sein Glück versucht hat. Stopp, ich habe eine Idee. Sie sieht im Augenblick etwas kurios aus, aber vielleicht mausert sie sich und ist am Ende ganz brauchbar«, redete sich Phil in Eifer. »Wardman verstand es, Zahlenlotterien aufzuziehen. Dolan stellte den Geschäftsführer genau vor drei Jahren ein. Zu der Zeit sah es um das Kaufhausunternehmen nicht rosig aus.«
»Woraus schließt du das?«
»Ich habe die Bilanz studiert. — Unterbrich mich nicht dauernd, wenn ich einen guten Gedanken habe! — Heute aber ist Dolan ein wohlhabender Mann, der soviel Kredit bekommen kann, wie er will. Die Information stammt von seiner Bank. Aber glaubst du, daß Wardman so tüchtig ist, daß er innerhalb von zwei Jahren gewissermaßen den Umsatz verdoppeln kann? Niemals. Auch dem tüchtigsten Geschäftsführer sind Grenzen gesetzt.«
»Was vermutest du also?«
»Wardman hat das Unternehmen Dolan in die Organisation der Glücksspiellotterie mit einbezogen. Selbstverständlich nicht in selbstloser Weise. Wardman war am Umsatz beteiligt. Und dieser Umsatz war nicht gering. Innerhalb von knapp drei Jahren scheffelte Dolan so viele Dollars, daß er darin baden kann.«
»Du meinst also, daß Warden oder Wardman von den Gangstern auf Dolan angesetzt wurde, um dem Kaufhausbesitzer die Sache schmackhaft zu machen?«
»Genauso kann es gewesen sein, Jerry. Und hast du mir nicht selbst gesagt, daß Dolan sich aus dem Staube machen will. Verstehst du? Wenn Dolan geschnappt wird, und es kann ihm nachgewiesen werden, daß er die Gewinne durch
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