0259a - Der Tod im Poker-Club
Richter hatte diesen Plan gutgeheißen, wenn auch nach längerem Zögern.
Phil studierte die Galerie der hundert verschiedenen. Zigarrensorten hinter sich, als ein Mann den Laden betrat.
Der Mann war einen halben Kopf größer als mein Freund, rauchte eine Pfeife und schob einen gut gepflegten Bauch vor sich her.
»Morning, macht Gus endlich mal Pause?« knurrte der Kunde. »Jahrelang hat er keinen Tag geschlossen gehabt. Machst du jetzt den Laden hier?« fragte er augenzwinkernd.
Phil nickte.
»Mit allen Vollmachten?«
»Well.«
»Okay, dann gib mir mal ‘ne anständige Nummer. Aber eine, die heute abend kommt, sage ich dir. Sonst ist das ein miserables Geschäft.«
»Ist noch nichts da«, entgegnete Phil. »Heute nachmittag denn?«
»Ich weiß es nicht.«
»Hast du dich denn nicht mit Gus darüber unterhalten?«
»Er ist zu schnell abgereist.«
»Oder haben die Tecks ihn erwischt und ihm als Läufer eine Gefängnisstrafe aufgebrummt?«
»Nein. Das ist es nicht.«
Der Mann kaufte ein Päckchen goldgelben Tabak, zahlte und verließ den Laden.
Bis ein Uhr kamen eine Reihe von Kunden. Phil geriet ins Schwitzen und lernte in dieser kurzen Zeit schon die »angenehmen« Seiten seines Berufs als FBl-Agent zu schätzen.
Gegen halb zwei stoppte der kanariengelbe Lieferwagen eines Tabakgroßhändlers vor Roningers Laden. Ein Boy flegelte sich heraus und öffnete die hintere Ladeluke. Er lud sich sechs Zigarrenkisten auf den Arm und balancierte damit zum Zigarrengeschäft.
1 Nachdem er die Kisten auf die Theke gestellt hatte, erkannte der Boy das fremde Gesicht in Roningers Laden.
»Well, das ist die von Gus bestellte Sendung?« zerstreute Phil alle Bedenken.
»Ich weiß nicht, ob ich das hier lassen darf«, stotterte der Bursche und strich verlegen über seine blonde Lockenpracht.
»Well, du darfst. Ich bin genau informiert«, antwortete Phil und zog die Kisten zu sich heran.
»Mein Boß hat nämlich gesagt…«
»Du kannst unbesorgt sein. Ich führe für Mr. Roninger das Geschäft und übernehme selbstverständlich auch alle Verpflichtungen.«
»Okay, Sir«, knurrte der Bursche, wirbelte herum und schoß zur Tür hinaus.
»Hallo, Boy! Kriege ich keine Abrechnung?«
Aber der Bursche schien keine Ohren zu haben. Er sprang in den Wagen und gab Gas.
Phil flankte über die Theke und sprang nach draußen. Er prägte sich die Nummer des abbrausenden Lieferwagens ein. Mein Freund ging in den Laden zurück, schrieb das polizeiliche Kennzeichen auf einen Zettel und öffnete die Kisten.
Fünf Kisten enthielten erstklassige Zigarren. Die sechste war federleicht. Phil klemmte das Messer unter den Deckel, der rundum verklebt war und sprengte ihn auf.
Die Kiste war bis an den Rand mit gelben Scheinen gefüllt, auf denen Nummern standen.
***
Die Situation war verzwickt. James Dolan wußte, daß ihm die Gangster auf den Fersen waren. Jeder normale Mensch würde sich in einem solchen Falle unter Polizeischutz stellen und daheim bleiben. Aber Dolan, der von Natur aus ein Angsthase war, mißachtete die Gefahr und fuhr spazieren. Irgend etwas stimmte an der Sache nicht.
Ich stiefelte zu dem Taxi zurück und ließ mich zum Kaufhaus fahren, das in der Smithstreet lag.
Der Mietwagen, ein grauer Impala, wartete auf einem Parkplatz, der in der Nähe lag. Zu Fuß ging ich die paar hundert Yard bis zum Kaufhaus.
Es hatte zwei große Eingänge. In den Auslagen wurde ein Sammelsurium von Badebekleidung bis zu Haushaltsgeräten angepriesen. Die Dekoration war, w'enn auch nicht geschmackvoll, so doch geschickt arrangiert. Ich schlenderte auf i den Eingang zu. Die Türen öffneten sich automatisch, sobald sich ein Kunde näherte. Ich brauchte die Hände gar nicht aus den Taschen zu nehmen.
Wir hatten des Nachts schon manche Gangsterjagd in Kaufhäusern gemacht. Die Burschen zogen sich am Abend kurz vor Geschäftsschluß in irgendeine Nische zurück, ließen sich einschließen, um bei Nacht in aller Gemütsruhe Kassen zu knacken, das Wechselgeld zu kassieren und unter den Waren eine Auswahl zu treffen. Entweder verschwanden die Burschen noch in der Nacht oder als erste Kunden am frühen Morgen.
Die Gänge zwischen den Verkaufsständen waren eng. Um die Mittagszeit war der Betrieb gering, so daß ich in Ruhe das große Sortiment unter die Lupe nehmen konnte.
Auf den ersten Blick erkannte ich die Kaufhausdetektive. Es waren Männer mit unscheinbaren Gesichtern, die sich an der Schallplattenbar herumlümmelten und mit einem
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