0259a - Der Tod im Poker-Club
Beteiligung an verbotenen Glücksspiellotterien erzielt hat, wird das gesamte Vermögen eingezogen. Was tut deshalb, der Kaufhausbesitzer? Er schafft seine Dollars auf eine ausländische Bank und setzt sich selbst ab. Damit allerdings sind die Gangster nicht einverstanden. Denn Dolan scheint mehr zu sein als nur Verkaufsleiter für Lose. Jedenfalls bedrohen ihn seine Brötchengeber jetzt, weil er sich aus dem Geschäft zurückziehen will. Das muß die Gangster empfindlich treffen. Und wenn sie an ihrem Lebensnerv getroffen werden, gehen sie über Leichen.«
»Well, und . wie geht deine Theorie weiter? Wardman und die Frau wollen im Geschäft bleiben und denken nicht daran, den Zirkus mitzumachen, den James Dolan sich in den Kopf gesetzt hat?«
»Ja, so könnte es sein«, erwiderte mein Freund.
Ich sprang auf.
»Wo willst du hin, Jerry?«
»Mir diesen Wardman vorknöpfen.« Das Telefon auf meinem Schreibtisch schlug an. Ein Kollege vom Labor meldete sich. Er gab mir das Untersuchungsergebnis über die Pistolenkugel durch, die auf James Dolan abgefeuert war. Das Geschoß stammte aus einem großkalibrigen ausländischen Modell.
Ich bedankte mich und hängte auf. Mit einem Satz war ich an der Tür. Phil folgte mir. Wir jagten die Treppen hinunter und sprangen in meinen Jaguar.
Mit aufheulendem Motor und Rotlicht schossen wir in den Abendverkehr von Manhattan. Er war zähflüssig wie aufgeweichter Teer. Stellenweise kamen wir bis zu den Lincolntunnels nur im 20-Meilen-Tempo voran.
Nach einer Dreiviertelstunde Fahrzeit erreichten wir die Allee, an der Dolans Villa lag.
Ich bugsierte den Wagen auf einen privaten Parkplatz neben einer Villa und prüfte den Sitz meiner 38er.
»Die Luft könnte in der Villa bleihaltig sein«, belehrte ich meinen Freund, als er mir einen fragenden Blick zuwarf.
Wir stiegen aus dem Jaguar und gingen zu Dolans Prachtvilla. Ich schellte an der Haustür.
Mrs. Dolan öffnete. Die Frau war in wenigen Stunden um Jahre gealtert. Ihre Augen lagen tief in den Höhlen, das Haar hing strähnig im Gesicht. Ihre linke Wange war gerötet.
»Ich hoffe, wir stören nicht allzu sehr, Mrs. Dolan«, sagte ich, »darf ich Ihnen meinen Kollegen Phil Decker vorstellen?«
Die Frau wich einen Schritt zurück und murmelte:
»Kommen Sie herein, Mr. Cotton.« Hastig schloß sie die Tür.
»Sind Sie allein im Hause?« fragte ich. Die Frau nickte und öffnete die Tür zum Salon.
»Ist Ihr Mann noch nicht zurückgekommen?«
Die Frau schüttelte den Kopf.
»Hat er sich in der Zwischenzeit gemeldet?«
»No, Mr. Cotton.«
»Haben Sie ihn selbst heute morgen Weggehen sehen?«
»No, Mr. Cotton, Alfred — ich meine Mr. Warden — hat es mir mitgeteilt, als ich aufstand.«
»Wo ist Mr. Warden?«
»Er ist vor einer Stunde .weggefahren.«
»…nachdem Sie eine handgreifliche Auseinandersetzung hatten?«
Die Frau fuhr sich mit einer verlegenen Geste über die Haare und preßte ihre Hand gegen die gerötete Wange.
»Hat Mr. Warden Sie öfter geschlagen?«
Mrs. Dolan überhörte meine Frage. Wir ließen uns in die Sessel fallen.
»Sie sagten, Warden sei weggefahren. Besitzt er einen eigenen Wagen?« setzte ich die Unterhaltung fort.
»Yes, Mr. Cotton, einen Chevrolet. Aber er benutzte diesmal unseren Buick.«
»Wohin fuhr Mr. Warden?«
»Ich weiß es nicht.«
»Wollen Sie mir nicht den Grund Ihrer Auseinandersetzung sagen?«
Die Frau schüttelte den Kopf.
»Well, ich kann Sie nicht dazu zwingen.«
Es trat eine Pause ein, in der ich nach draußen in den Park starrte. Mrs. Dolan erhob sich und trippelte zur Hausbar.
»Machen Sie sich keine Mühe, Mrs. Dolan. Wir trinken im Dienst nicht«, sagte ich. »Wenn Sie noch einige Fragen beantworten, sind Sie uns ohnehin wieder los. Wissen Sie, daß Alfred Warden in Wirklichkeit Fred Wardman heißt?« Die Frau wurde weiß wie eine Kalkwand.
»Und dieser Wardman ist mehrfach vorbestraft wegen verschiedener Verbrechen. Wußten Sie das?«
Mrs. Dolan sah mich an und schluckte. »Ich habe es erfahren, nachdem er bei uns angestellt war«, murmelte sie.
»In Texas hat er eine Glückslotterie aufgezogen, wurde geschnappt und verurteilt, Mrs. Dolan.«
»Ich weiß es Ich weiß alles über Fred!« kreischte die Frau hysterisch, sprang auf und raste aus dem Zimmer.
Ich setzte ihr nach und erwischte sie an der Treppe.
Mr. Warden war ein gutaussehender Mann, der auf eine Frau Eindruck machen konnte. Warum nicht auch auf Mrs. Dolan?
»Sie brauchen die Frage nicht zu
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