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026 - Das Totenhaus der Lady Florence

026 - Das Totenhaus der Lady Florence

Titel: 026 - Das Totenhaus der Lady Florence Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
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lauschte.
    Das rasselnde Geräusch kam aus dem Zimmer seines Freundes Iwan
Kunaritschew. Wie der Blitz war Larry aus dem Bett. Er huschte auf die
Verbindungstür zwischen ihren Zimmern zu, drückte die Klinke herab und stand
auch schon in Iwans Zimmer.
    Larry glaubte, seinen Augen nicht zu trauen.
     
    ●
     
    Richard Burling stand sekundenlang wie erstarrt. Alles Leben schien aus
seinem Körper zu weichen.
    Der Schrei verebbte. Stille.
    Er handelte wie in Trance, hetzte durch den Raum, die Tür wich vor ihm
zurück, und er stürzte auf die Treppe zu, die in die oberen Stockwerke führte.
Es war von oben gekommen. Was war dort geschehen?
    Seine Schritte ließen die hölzernen Treppenstufen erzittern, die Dielen
knarrten. Die Treppe zur Bodenkammer war sehr schmal und steil. Am Ende der
Treppe – eine dunkle Holztür.
    Ohne eine Sekunde zu zögern, riss Richard Burling sie auf.
    Er stand auf der Schwelle und starrte in die finstere Bodenkammer, sah das
Gerümpel, die wuchtigen Umrisse von Kisten und Kästen, die alten Schränke. Spinngewebe
hing von der Decke herab. Richard Burling hatte keine Möglichkeit, Licht
anzuknipsen. Hier oben in der Dachkammer gab es keine Lichtquelle. Die schwache
Birne, die den Treppenflur ausleuchtete, schickte ihren gelblichen Schein in
die finstere Bodenkammer und machte es möglich, sich einigermaßen
zurechtzufinden. Richard Burling ging hinein. Er blickte sich aufmerksam, mit
angehaltenem Atem um. Er wusste, dass etwas – jemand! – hier sein musste. Aber
er sah es nicht.
    »Ist da jemand?« Richard Burling verharrte in der Bewegung. Seine Augen
hatten sich an die Düsternis gewöhnt. Er sah die beiden torsoähnlichen
Schneiderpuppen und neben einer großen Zinkwanne einen alten, abgekehrten
Reisigbesen.
    Richard hatte das Gefühl, dass jemand in seiner unmittelbaren Nähe atmete.
Er wischte mit einer fahrigen Bewegung durch die Luft und streifte die
klebrigen Spinnweben von seinen Händen und seinem Gesicht.
    Links, zwischen zwei morschen Stützbalken, die das unverkleidete Dachgebälk
sicherten, standen alte Eichenschränke.
    Richard Burling zuckte zusammen.
    Er war mittags schon einmal hier oben gewesen, als er das Haus vom Keller
bis zum Dachboden besichtigte und entsann sich genau. Die Schranktüren waren
fest zugewesen. Aber jetzt klaffte die linke Tür handbreit auseinander!
    Richard wurde es kaum bewusst, dass er sich bückte und nach einem kantigen
Holzscheit griff.
    Seine Blicke durchbohrten die Dämmerung und konnten sich nicht mehr von der
geöffneten Schranktür lösen.
    Staub wirbelte unter seinen Füßen auf. Sogar die Fenster waren von einer
dicken Schicht bedeckt. Selbst wenn draußen der Mond geschienen hätte, wäre
kein Lichtstrahl durch die blinden Scheiben gedrungen. Noch einen Schritt bis
zum Schrank. Welches Geheimnis gab es in diesem Haus? Von einem glaubte er zu
wissen – aber dies hier ...
    Er zuckte zusammen. Da waren dunkle Flecken auf dem grauen Boden. Blut! Ein
großer Fleck, zahlreiche Spritzer, die quer durch die Dachkammer liefen.
Blitzschnell schoss Richard Burlings linke Hand vor. Er riss die Tür auf. Alte,
nach Mottenkugeln riechende Kleider und Lumpen stapelten sich in den oberen
Fächern oder hingen an den mattblinkenden Haken. Eine große, dunkle Gestalt kam
auf ihn zu.
    Der Schriftsteller wich zur Seite aus, und der Fremde stürzte schwer zu
Boden. Reglos lag er da. Zwischen den Schulterblättern des Mannes steckte ein
breites, scharfes Tranchiermesser, wie es Richard Burling unten in der Küche
gesehen hatte. Vorsichtig drehte er den Toten auf die Seite. Er starrte in ein
junges Gesicht. Es war Gene Raunsley, der Sohn des Maklers.
     
    ●
     
    »Hallo, Towarischtsch«, sagte der Russe, und strahlte Larry Brent an. Iwan
Kunaritschew saß in seinem Bett. Auf dem Tablett neben ihm standen eine
Whiskyflasche und ein Glas. Er schenkte sich gerade ein.
    »Hat bei dir nicht eben der Wecker gerasselt?« murmelte Larry benommen.
X-RAY-7 nickte. »Hat er!«
    »Mitten in der Nacht?« Larry glaubte, nicht recht zu hören.
    »Das hat seinen Grund, Towarischtsch«, sagte der Russe fröhlich. Er grinste
über das ganze Gesicht, während er das Whiskyglas mit einem Zug leerte. »Wer
weiß, wie lange wir noch hier hausen, Towarischtsch. Du weißt, ich habe einen
hervorragenden Whisky entdeckt, und es ist schade, die Zeit zu verschlafen,
während das Stöffchen auf meinem Nachttisch steht.«
    Larry schluckte. »Du willst doch damit nicht sagen, du hast

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