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026 - Das Totenhaus der Lady Florence

026 - Das Totenhaus der Lady Florence

Titel: 026 - Das Totenhaus der Lady Florence Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
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Wenn er für etwas keine Erklärung fand dann
– und schlagartig musste er daran denken, dass vorhin die Tür aufgegangen war,
dass er das Gefühl gehabt hatte, jemand wäre in seiner Nähe gewesen, und – er
hatte keine Gelegenheit mehr, sich mit diesem Teufelskreis von Gedanken zu
beschäftigen.
    Die Dinge überstürzten sich, und sie waren so ungewöhnlich und so
ungeheuerlich, dass Richard Burling anfing, an seinem Verstand zu zweifeln.
    Es war absurd. Er war hellwach, er wusste, er befand sich allein in diesem
Haus – und doch waren da plötzlich Geräusche, wie sie nur von Menschen
verursacht wurden!
    Schwere Schritte auf der Treppe, die in die Dachkammern führte. Es war, als
ob jemand förmlich hochgejagt wurde.
    Die Wände zitterten leicht, dumpfes Poltern, ein schwerer Körper stürzte zu
Boden ...
    Richard Burling stand wie angewurzelt da.
    Mörtel rieselte oben an den Wänden herab, die Dielen über ihm knarrten.
Draußen schlug die Standuhr schwer und dröhnend zwölfmal.
    Plötzlich geschah etwas, was ihm das Blut aus dem Gesicht trieb. Seine
Nackenhaare sträubten sich.
    Ein markerschütternder Schrei tönte durch das stille, einsame, düstere
Haus, in dem niemand außer ihm sein konnte.
     
    ●
     
    Larry Brent war an diesem Abend frühzeitig und ein wenig enttäuscht zu Bett
gegangen.
    Er und der Russe Iwan Kunaritschew alias X-RAY-7, mit dem er in diesem Fall
zusammenarbeitete, hatten auf die Nachricht eines Mittelsmannes gewartet. Diese
war nicht eingetroffen.
    Ohne diesen Hinweis gab es jedoch für Larry und Iwan im Augenblick keine
Möglichkeit, einen entscheidenden Schritt voranzukommen. Sie waren in Bristol
eingetroffen, um den Todesfall Winston Yorksheres zu klären. Schon jetzt stand
für die beiden Spezialagenten der PSA fest, dass recht ungewöhnliche Umstände
mit im Spiel waren, als Yorkshere starb. Ein Geheimnis lag über dem Leben
dieses Mannes. Immer wieder tauchte in den vorliegenden Ermittlungsergebnissen
die Person eines jungen Mädchens auf, von dem niemand wusste, wer sie war, wo
sie wohnte, was sie tat. Nur einen verschwindend geringen Hinweis gab es dafür,
dass dieses Mädchen hier in Bristol hätte zu Hause sein können. Doch selbst das
war noch nicht sicher.
    Larry Brent und Iwan Kunaritschew hatten den Abend in dem zweitklassigen
Hotel verbracht, in dem sie abgestiegen waren. Iwan, der bärenstarke Aikido-
und Taekwondo-Kämpfer, gegen den Larry sogar noch einen schweren Stand hatte,
war mit seinem Schicksal etwas zufriedener als der Amerikaner. Er hatte hier im Hotel Bristol einen hervorragenden
schottischen Whisky entdeckt. Iwan Kunaritschew war bekannt dafür, dass er gern
scharfe Sachen trank. Von Bier und Wein hielt er gar nichts. Das war für ihn
nur gefärbtes Wasser, wie er es zu bezeichnen pflegte.
    Larry konnte nicht einschlafen. Er starrte zur Decke hinauf. Draußen fiel
leichter Nieselregen. Auf der Treppe im Hausflur erklangen Schritte, in
unmittelbarer Nachbarschaft drehte sich ein Schlüssel im Schloss. Eine junge
Frau lachte.
    Das Zimmer von Larry Brent lag im Halbdunkel. Wie ein greller, einige
Sekunden lang andauernder Blitz spaltete das grüne Licht einer Neonröhre, die
den Eingang einer Nachtbar auf der anderen Seite kränzte, die Dämmerung. Das
gespenstische, rhythmisch aufblinkende Licht tauchte die
Einrichtungsgegenstände in einen kalten Schein. Der schwere Schrank warf einen
wuchtigen Schatten quer über die Polstergarnitur schräg neben der Eingangstür.
Das weiße Waschbecken wirkte wie ein Smaragd, kalt und leuchtend.
    Larry dachte, dass um diese Zeit seine Schwester wohl das Theater in London
verlassen würde. Miriam Brent hielt sich zur Zeit ebenfalls in England auf, nur
einige hundert Meilen trennten Larry von ihr. Die hübsche Miriam war Angehörige
einer Schauspieltruppe, die in einigen Theatern Großbritanniens Gastspiele
veranstaltete. Die Gruppe war mit den Stücken moderner, kaum gespielter Autoren
unterwegs. Larry hatte am Vortag zum letzten Mal mit seiner Schwester
telefoniert. Getroffen hatten sich die Geschwister noch nicht, und es sah auch
nicht so aus, als sollte es ihnen hier noch einmal gelingen. Miriams Gastspiel
lief in drei Tagen ab, und Larry wusste nicht, wo er dann sein würde.
    Larry merkte erst, dass er eingeschlafen war, als ihn ein bekanntes und im
ersten Augenblick doch unverständliches Geräusch weckte.
    War es denn so spät? Sein Blick fiel auf das Leuchtzifferblatt des Weckers.
Mitternacht! Larry

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