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026 - Das Totenhaus der Lady Florence

026 - Das Totenhaus der Lady Florence

Titel: 026 - Das Totenhaus der Lady Florence Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
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unsichtbare Gestalt vor ihm, der er
ausweichen müsse.
    Der schwere, dunkle Sarg war mit fünf bronzenen Schlössern gesichert. Vier
der Schlösser waren aufgeklappt. Eines war noch verschlossen.
    Hiram Short lachte hysterisch. »Es wird mir gelingen, auch das fünfte
Schloss zu öffnen. Ich bin dem Geheimnis auf der Spur. Ich habe die ganze Zeit
geahnt, dass hier etwas nicht mit rechten Dingen zugegangen war.«
    Der Totengräber schien bis zu diesem Augenblick den PSA-Agenten noch nicht
wahrgenommen zu haben. Gebannt starrte er in die Dämmerung, in der zitternden
Hand die brennende Kerze haltend. Er ahnte seinen unsichtbaren Feind, und doch
wusste er nicht, wo er sich befand. Larry glaubte, Zeuge eines Schauspiels zu
sein, das Idioten aufführen, und in dem seine Schwester Miriam ebenfalls eine
undurchsichtige Rolle spielte.
    »Fliehen Sie, Miss«, kam es über die dünnen, bleichen Lippen des
Totengräbers. »Gehen Sie doch raus aus der Gruft!« Ein Wimmern war Miriams
Antwort. Sie war nicht mehr fähig, sich von der Stelle zu bewegen.
Zusammengekauert und zu Tode erschrocken hockte sie in der düsteren Ecke.
    »Miriam!« Larry Brents Stimme erscholl wie eine Detonation!
    Der Totengräber warf den Kopf herum und starrte ungläubig auf den Fremden
im Eingang der Gruft. Miriam Brent riss die Hände förmlich von ihrem bleichen,
zitternden Gesicht. Im Schein der schwachen Kerzenflamme sah sie die Gestalt
ihres Bruders. Sie zweifelte an ihrem Verstand. Zuviel war während der letzten
halben Stunde auf sie eingestürmt, als dass sie das Geschehen im Bruchteil
eines Augenblicks verdauen konnte.
    »Larry?« Fragend, ungläubig, zitternd. Dann stieß sie den Namen ihres
Bruders wie einen Freudenschrei aus. »Larry!« Die Dinge, die Larry Brent im
Bruchteil eines Augenblicks in sich aufnahm und zu überblicken versuchte,
erreichten ihren Höhepunkt. Hiram Short vermutete völlig richtig: Sein
unsichtbarer Gegner war für einen Augenblick abgelenkt.
    Wie ein Wiesel huschte er auf das letzte bronzene Schloss zu. Mit der
linken Hand lockerte er den Bolzen, drückte ihn durch das Loch und ließ das
Schloss aufschnappen. In dem Augenblick fühlte er die Nähe der Gefahr und des
Todes. Er kam nicht mehr dazu, den Sargdeckel hochzudrücken. Seine Lippen
öffneten sich zu einem gellenden Schrei.
    »Der Unsichtbare, Larry! Er tötet ihn! Schütze mich, er wird auch mich
umbringen!« Miriam Brents Stimme war ein einziger Aufschrei.
    Larry hatte das Gefühl, in einen Hexenkessel geraten zu sein. Er handelte,
ohne im eigentlichen Sinne zu begreifen, gegen wen er kämpfte, denn er verstand
nur eines: Es ging hier um Leben und Tod für den Fremden und für seine
Schwester.
    Hiram Shorts Körper wurde starr. Ein unheimliches Gurgeln drang aus der
Tiefe seiner Kehle. Larry sah, dass er verzweifelt seine Hände ausstreckte, als
wolle er seinen Gegner zurückstoßen. Auch der PSA-Agent spürte, dass außer
Miriam, dem Totengräber und ihm noch jemand in der Gruft war, jemand, den seine
Augen nicht sahen!
    Er aktivierte die Laserpistole. Er zielte an Hiram Short vorbei und drückte
ab. Ein nadelfeiner Lichtstrahl zuckte durch die dämmrige Gruft. Larry Brent
schluckte, als er sah, dass sich der Strahl nicht in die hintere Wand bohrte.
Er schien in der Luft stehen zu bleiben und war plötzlich wie abgeschnitten,
als wäre er auf ein unsichtbares Ziel getroffen.
    Ein heller Funkenschwarm ließ schwach und durchscheinend die schemenhaften
Umrisse eines Menschen erkennen und verlosch sofort wieder.
    Die Kerze entfiel den verkrampften Fingern des Totengräbers, der im
Augenblick des Todes noch die Kraft fand, sich auf den Sarg zu werfen und den
Deckel zu packen und in die Höhe zu reißen. Er schaffte es jedoch nicht mehr,
einen Blick in das Innere des Sarges zu werfen. Schwer stürzte er zu Boden, und
in dem Augenblick erlosch die Kerze, die ihm aus der Hand gefallen war.
    Es wurde schwarz wie in einem Grab.
     
    ●
     
    Larry Brent stürzte sofort zu seiner aufschreienden Schwester hinüber. Er
riss den zitternden, schluchzenden Körper an sich. Die Nähe ihres Bruders tat
Miriam Brent gut. Larry fühlte, wie sie langsam ruhiger wurde, wie sie sich an
ihn krallte.
    X-RAY-3 war gespannt. Er hielt die Smith & Wesson Laserwaffe noch immer
schussbereit in der Hand und war darauf eingerichtet, einem eventuellen Angriff
des Unsichtbaren sofort zu begegnen. Doch es kam nicht dazu.
    »Er ist weg«, flüsterte Miriam plötzlich. Auch Larry fühlte,

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