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026 - Das Totenhaus der Lady Florence

026 - Das Totenhaus der Lady Florence

Titel: 026 - Das Totenhaus der Lady Florence Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
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spürte, dass sie jemand verfolgte, aber sie wagte nicht, sich
umzuwenden. Das war keine Einbildung mehr, das war eine erschreckende, eine
grauenvolle Wirklichkeit.
    Miriam schrie und schluchzte laut. Das Blut in ihr schien zu kochen, und
ihre Glieder wurden schwer wie Blei. Sie torkelte mehr, als sie lief und hatte
das Gefühl, sich auf der Stelle zu bewegen. Der Weg zurück zur Treppe war
endlos. Doch dann erreichte sie die erste Stufe und rannte keuchend in die
Höhe. Das Haar hing wirr in ihre schweißnasse Stirn. Immer wieder schrie sie
auf, immer wieder fühlte sie, dass jemand ganz dicht hinter ihr war. Sie glaubte,
dass sich jeden Augenblick eine kalte Hand nach ihr ausstrecken und sie
zurückreißen werde.
    Miriams Bewegungen waren kantig und verkrampft wie nach einem langen,
kräftezehrenden Lauf.
    Sie wusste nicht mehr, wie sie durch den Flur kam, wie sie die Haustür
aufriss und ins Freie hinausstürzte. Die feuchte Luft legte sich wie ein
schweres Tuch auf ihr Gesicht. Der Nebel wallte vor ihr wie der Atem der Hölle,
die dunklen Schatten der Zypressen und Trauerweiden schienen auf sie
zuzukommen.
    Miriam hetzte über den Weg, rannte dann quer über den ungepflegten Rasen
und hörte sich schreien. Das alles war zu viel für sie.
    Doch nur ein einziger Gedanke erfüllte sie: Sie musste von diesem
unheimlichen, grauenvollen Ort weg!
    Da war die Zauntür. Sie fühlte die kalte, nasse Klinke zwischen den
Fingern, stürzte hinaus und sah den Triumph Vitesse von Beatrice vor sich
stehen.
    Die Freundin hatte nicht abgeschlossen. Das rettete Miriam Brents Leben.
Sie riss die Tür auf und warf sich hinter das Steuer. Schon drehte sich der
Schlüssel im Zündschloss. Mit einem Satz schoss der Triumph Vitesse nach vorn.
Miriam fuhr fünfzig Meter, wendete dann auf offener Straße und trat das
Gaspedal durch, als sie den Eingang zu dem unheimlichen Gespensterhaus der Lady
Florence passierte.
    Miriam warf keinen Blick zurück. Ein Schauer lief über ihren Rücken, als
sie plötzlich Motorengeräusch hinter sich vernahm. Verzerrtes, stumpfes
Scheinwerferlicht wurde hinter ihr sichtbar und kam rasch näher. Ein großer,
dunkler Wagen tauchte auf. Der Fahrer kam ihr mit jeder Sekunde, die verstrich,
näher. Mit angstgeweiteten Augen starrte Miriam Brent in den Rückspiegel. Der
Verfolger war direkt hinter ihr. Ihr Herzschlag setzte aus. Sie sah durch die
Frontscheibe des ihr nachfolgenden Wagens. Trotz des Nebels hätte sie jetzt die
Umrisse des Fahrers erkennen müssen.
    Aber da war nichts. Der Platz hinter dem Steuer war leer!
    Die Nebelschwaden flogen über den Triumph hinweg, die Baumstämme am
Straßenrand wurden zu langgezogenen, verzerrten Schemen, zu Gespenstergestalten
mit bizarren Formen.
    Es gelang ihr, den Abstand zu dem nachfolgenden Wagen wieder etwas zu
vergrößern. Sie sah nur die verwaschenen Lichtfinger der Scheinwerfer hinter
sich. Die Straße führte ein wenig abwärts, machte eine lange, sanfte Kurve. Sie
musste Gas wegnehmen, weil sie zu schnell fuhr. Bei diesen Sichtverhältnissen
war das Selbstmord. Bis hierher hatte sie die Straße als kerzengerade in
Erinnerung, von nun an würden einige Kurven folgen. Dann kam die Abzweigung, die
Friedhofsmauer und – sie hatte plötzlich eine Idee.
    Das war der nächste Punkt, wo sie wirklich Hilfe und Unterschlupf erwarten
konnte. Das Haus des Pfarrers!
    Sie musste ihren Fluchtweg so kurz wie möglich halten. Es war ein Wunder,
dass sie von dem einsamen Dodgenkeem-Haus bis hierher überhaupt mit heiler Haut
durch den Nebel gekommen war. Wenn plötzlich ein Wagen vor ihr auftauchte, dann
konnte sie bei dieser hohen Geschwindigkeit unmöglich abbremsen. Alles war dann
zu Ende!
    Wenn sie vom Weg geriet und sie kam mit dem Leben davon, dann würde sie
unweigerlich in die Hände des Unsichtbaren fallen.
    Ein Unsichtbarer war hinter ihr
her! Der Gedanke daran war schon absurd, niemand würde ihr jemals glauben. Dies
alles war ein Alptraum, jedoch einer, den sie mit jeder Faser ihres Körpers
durchlebte. Sie raste an einem brennenden Autowrack vorbei, nahm es jedoch nur
ganz unbewusst wahr.
    Der Wagen hinter ihr war nun weiter zurückgefallen. Ihr Verfolger fuhr
jetzt wesentlich langsamer. Auch er fürchtete die Tücken der Straße und des
Nebels. Noch immer jedoch waren die verwaschenen Lichter der Scheinwerfer zu
erkennen. Miriam Brent biss sich auf die Lippen. Links vor ihr tauchte
plötzlich ein riesiger, dunkler Schatten auf: die Friedhofsmauer! Sie

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