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026 - Das Totenhaus der Lady Florence

026 - Das Totenhaus der Lady Florence

Titel: 026 - Das Totenhaus der Lady Florence Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
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überlegte
keine Sekunde.
    Sie nahm das Gas weg und bremste so scharf, dass der Wagen mehrere Meter
über den feuchten Boden rutschte. Sie riss die Tür auf und rannte auf das Tor
zu. Daneben befand sich der kleine Eingang.
    Hektisch schlug sie die Klinke herunter. Die Tür öffnete sich knarrend.
Miriam Brent stöhnte und rannte durch den Nebel zu dem großen, finsteren Haus
neben der Kapelle. Nirgends brannte Licht. War der Pfarrer nicht zu Hause? War
so das unverschlossene Tor zu verstehen? Hatte er unverhofft schnell
irgendwohin gemusst und in der Eile vergessen, die Tür abzuschließen?
    Sie ahnte nicht, dass sie damit der Wahrheit am nächsten gekommen war.
    Ihre Beine trugen sie auf dem Kiesweg durch den Nebel. Sie rannte über den
feuchten Rasen. Und wieder fühlte sie, dass etwas in ihrer Nähe war. Der
Unsichtbare war hinter ihr her! Sie hörte, wie das Friedhofstor klappte. Das
Geräusch peinigte sie. Es war furchtbar, einem Feind ausgeliefert zu sein, den
man nicht sah.
    Miriam rannte um die Kapelle herum. Dunkel und einsam ragten die Grabsteine
aus dem Boden. Sie lief zwischen den Grabreihen hindurch, um auf die andere
Seite des Hauses zu kommen. Sie wusste nicht, dass dieser Komplex praktisch
nicht mehr zur eigentlichen Kapelle und zum Wohntrakt gehörte. Es war die
Familiengruft der Dodgenkeems.
    Sie erwartete vielleicht ein erleuchtetes Fenster auf der anderen Seite des
Wohnhauses. Selbst wenn der Pfarrer der Gemeinde nicht zu Hause war, dann
vielleicht die Haushälterin oder ein anderer Bewohner des Hauses. Auch der
Totengräber lebte doch offensichtlich hier. Vielleicht hatte er Familie.
    Sie zuckte zusammen. Da, ein wandernder Lichtschein in der düsteren
Kapelle! Kerzenlicht! Der Pfarrer war in der Kapelle! Vielleicht beim Gebet?
    Das kleine, schwache Licht war jetzt auf der anderen Seite der Kapelle,
wirkte fern und unscheinbar.
    Es war, als ob jemand mit einer Kerze durch das Dunkel lief.
    Miriam Brent, kaum noch fähig zu gehen, geschweige denn zu rennen, taumelte
zu dem Eingang. Sie wagte nicht zu rufen oder sonst ein lautes Geräusch zu verursachen,
aus Furcht, sie könne damit ihren geheimnisvollen Verfolger anlocken.
    Sie drückte die schwere, massive Holztür auf, deren Angeln quietschten.
    In der Dämmerung, in der nur das Ewige Licht brannte, erkannte sie die
Umrisse des geschmückten Altars. Die dunkelbraunen Bänke warfen lange Schatten,
die mannsgroßen Heiligenstatuen auf den schweren Metallsockeln in den beiden
Nischen unmittelbar links und rechts neben dem Hauptaltar schienen zu atmen, zu
leben. Miriam Brent fing an, die Dinge zu mystifizieren, und sie erkannte die
Gefahr, die in einem solchen Verhalten steckte.
    Sie fühlte sich nirgends mehr sicher. Seit dem Geschehen in dem Kellerraum
des Dodgenkeem-Hauses stand die Welt kopf.
    Sie sah das ferne, flackernde Licht in dem Gang, der sich der Kapelle
anschloss und in einen etwas tiefergelegenen kuppelähnlichen Anbau führte.
    Auf Zehenspitzen huschte Miriam durch die Dämmerung zum Altar und zu dem
Gang hinüber. Sie sah gerade noch, dass das Licht um die Ecke verschwand. Der
kahle, rohe Gang lag in der Finsternis vor ihr.
    Ohne zu überlegen, folgte die junge Amerikanerin dem schwachen Lichtschein,
der von der Kerze herrührte.
    Sie hatte keine Gelegenheit mehr, einen Blick zu dem torbogenähnlichen
Eingang der Gruft zu werfen. Dort standen in Stein gemeißelt zwei große Worte:
     
    FAMILIE DODGENKEEM
     
     
    Die Kapelle lag völlig verlassen. Es war die Stille des Grabes, die hier
herrschte. Da öffnete sich quietschend die Seitentür. Nebelschwaden wehten in
den dämmrigen Raum. Die Tür schloss sich.
    Nichts war verändert. Alles war wie zuvor. Und doch trog der Schein.
Innerhalb dieser stillen, friedlichen Mauern lebte und atmete etwas, das
menschliche Augen nicht wahrnehmen konnten. Zwischen den Bankreihen bewegte
sich etwas. Ein Gebetbuch auf dem schmalen Ablagebrett fiel dumpf zu Boden, als
eine unsichtbare Hand dagegen stieß.
     
    ●
     
    Larry Brent stöhnte.
    Sein Kopf war schwer wie Blei. Mühsam erhob er sich. Er tastete seine Stirn
ab und fühlte das verkrustete Blut, das die Kugel, die ihn zum Glück nur gestreift
hatte, hinterlassen hatte.
    Brenzliger Geruch stieg ihm in die Nase. Er taumelte benommen durch den
Nebel und sah, was sich ereignet hatte. Keine siebzig Meter von der Stelle
entfernt, an der er im Graben gelegen hatte, fand er das ausgebrannte Wrack
seines Austins. Der Wagen war frontal gegen einen

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