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026 - Der Doppelgänger

026 - Der Doppelgänger

Titel: 026 - Der Doppelgänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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aber immerhin brauchen Sie noch nicht verrückt zu werden, mein Liebling.«
    Ein kalter Schauer befiel ihn, als er diese familiäre Anrede hörte.
    »Ich wünschte, Sie würden mich nicht ›mein Liebling‹ nennen. Das gehört zu Bubiköpfen, Stilkleidern, Kunstseide ... und Seelen.«
    Sie lachte ruhig, sie hatte lange nicht mehr gelacht.
    »Sie pflegten es gern zu hören, wenn ich Sie so nannte -in den Tagen unserer geistigen Freundschaft. Als Seele noch zu Seele sprach - ach, ich vergaß den ganzen Unsinn! Und vor zwei Tagen wußte ich doch noch alles.«
    Gordon schaute sie verwirrt an.
    »Ich verstehe nicht . was meinen Sie denn?«
    »Ich meine all den Unsinn, über den wir sprachen! Über unsere Seelenverwandtschaft. Jetzt sind Sie ganz anders -so gefallen Sie mir besser! Ich bin immer für gewöhnliche Vernunft gewesen, mein Junge! Ich habe Sie ja erst aufgeweckt!«
    »Sie haben mich ruiniert, wollen Sie wohl sagen«, keuchte er. »Wenn Sie nicht hierhergekommen wären, hätte ich Diana - Miss Ford - alles erklärt.«
    »Diana klingt besser«, erwiderte sie. »Wenn ich nicht gekommen wäre!« Sie warf den Kopf spöttisch zurück.
    »Warum taten Sie es?« fragte er. Selbst jetzt glaubte er die Geschichte noch halb, die sie ihm erzählt hatte.
    »Weil mich mein Mann betrog«, sagte sie kalt.
    Gordon wollte seinen Ohren nicht trauen.
    »Ihr Mann? Sie meinen Ihren Gatten?«
    Heloise warf die Zigarette weg, stand auf und legte die Hände hinter den Kopf.
    »Nein, mein Mann ist der aufrichtigste Mensch auf der Welt. Ich spreche von dem - Doppelgänger, wie Sie ihn nennen.«
    »Sie arbeiten - mit - dem Doppelgänger?« fragte er atemlos.
    Sie lächelte mitleidig.
    »Natürlich! Hatten Sie sich etwa eingebildet, daß ich so verrückt wäre, mich wirklich in Sie zu verlieben? Seien Sie doch einmal ehrlich gegen sich selbst und sagen Sie mir, was eine Frau denn an Ihnen bewundern könnte?«
    »Ich habe doch gar nicht von Liebe zu Ihnen gesprochen«, stammelte Gordon. »Wir haben uns über philosophische Fragen unterhalten - Sie und ich ... über seelische Regungen, über Dinge des guten Geschmacks ...«
    »Wenn Sie so viel Erfahrung hätten wie ich, wäre Ihnen bekannt, daß das eben Liebe ist. Vielleicht haben Sie es wirklich nicht gewußt - dann sind Sie wenigstens jetzt aufgeklärt.«
    Gordon wurde wütend.
    »An so gemeine Dinge habe ich niemals gedacht«, sagte er scharf. »Wir sprachen von ... unwägbaren Dingen. Jede ... Liebkosung lag mir fern - ich habe ja kaum Ihre Hand gehalten. Wollen Sie vielleicht behaupten, daß sich irgend etwas anderes hinter unseren Gesprächen über prähistorische Dinge oder hinter unserem Gedankenaustausch über das unterbewußte Ich verbarg?«
    Zu seinem nicht geringen Schrecken nickte sie.
    »Natürlich, in dieser Art äußert sich eben bei Hochintellektuellen die Liebe! Wenn diese Leute anfangen, mir von ihrer Wissenschaft, vom Steinzeitalter und all solchen Dingen zu erzählen, dann weiß ich, daß sie einen Narren an mir gefressen haben.«
    »Sie haben also die ganze Sache nur angezettelt, um mich wegzulocken?«
    »Begreifen Sie denn das immer noch nicht?« fragte sie ehrlich erstaunt. »Sie haben wirklich eine lange Leitung, Ihre Denkmaschine arbeitet etwas zu langsam! Aber nun haben Sie das Richtige entdeckt. Es war meine Aufgabe, Sie fortzubringen, während der Doppelgänger -«
    Er sah jetzt alles vollkommen klar, nun gab es keine Geheimnisse mehr für ihn. Nun brauchte er nicht mehr nachzugrübeln, er durchschaute die ganze List. Ihre Gesichtszüge waren finster, sie schien von düsteren Gedanken gequält zu sein.
    »In meiner Maske hierherkam.«
    »Er hat mich hintergangen - dieser Mann kann nicht einmal gerade und aufrichtig sein, wenn er eine Röhre entlanggleitet. Und ich bin mit offenen Augen in die Falle gegangen! Ein paar Leute, die mit ihm zusammen gearbeitet haben, sagten es mir. Und es ist auch wirklich so gekommen. Gestern morgen, bevor ich Sie nach Ostende lotsen wollte, ging ich zu ihm, damit er das Geld aus der Smith-Sache mit mir teilen sollte - nein, an der Geschichte selbst war ich nicht beteiligt, meine Freundin machte den alten Esel so verrückt, daß er sie heiraten wollte. Sie mußte aber unerwarteterweise nach Hause zurück, weil ihr ältester Junge krank war, und ich streckte ihr ihren Anteil vor. Sie arbeitete wie ich mit ihm auf der Basis von vierzig bis sechzig Prozent. So habe ich sie auch ausgezahlt. Sie hat ihr Geld redlich verdient, sie hat

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