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026 - Der Doppelgänger

026 - Der Doppelgänger

Titel: 026 - Der Doppelgänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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er auf Julius. »Sie sind also ein Detektiv! Sie gehören zu dieser großen, schweigenden Armee von Wächtern, die immer ihre Pflicht erfüllen, die zwischen diesen friedlichen Bürgern wie etwa Giuseppe Dempsi und den Geiern und Vampiren stehen, die bereit sind, die menschliche Gesellschaft auszusaugen!«
    Dempsi streckte seine Hand aus. Mr. Superbus senkte seine Blicke plötzlich und schüttelte Dempsis Rechte. Er fühlte, daß zum erstenmal der Wert seiner Persönlichkeit richtig erkannt wurde. Dempsi war ein Mann von Welt, dessen Lobeserhebungen wirklich etwas bedeuteten. Julius merkte sich seine Worte ganz genau, um sie bei Gelegenheit wiederholen zu können.
    »Ja, es ist eine große Aufgabe«, versicherte er. »Die meisten Menschen würden das nicht verstehen.«
    »Sicher nicht«, rief Dempsi zornig.
    Mr. Superbus sollte in dieser Nacht auf einem Feldbett schlafen, das im Studierzimmer aufgestellt wurde. Es war Dianas Idee. Und er betrachtete sie mit berechtigtem Mißtrauen.
    »Ein gutes Gewissen ist etwas Schönes!« meinte Dempsi.
    »Eine gute Verdauung ist aber auch etwas wert«, erwiderte Mr. Superbus. »Ich bin sehr vorsichtig beim Essen.«
    »Sagen Sir mir«, fragte Dempsi vertraulich, »haben Sie ihr schon lange gedient - meiner Königin?«
    Mr. Superbus dachte schnell nach.
    »Ich dachte, Sie hätten einen König in Italien?«
    Dempsi lachte laut auf.
    »O nein, Sie haben mich mißverstanden - ich meinte die Königin meines Herzens, die ich verehre - meine Diana! Ich bin eifersüchtig darauf, daß Sie das Vorrecht haben, ihr zu dienen!«
    »Ach so, Sie meinen Miss Ford! Ach nein, die habe ich erst kürzlich kennengelernt.«
    »Ich werde mich jetzt zur Ruhe legen. Diese Nacht wird meine Tür nicht verschlossen sein. Wenn der Doppelgänger kommt, lassen Sie es mich doch wissen?«
    Es war nicht nötig, Julius dazu aufzufordern. Solange er noch bei Bewußtsein war und schreien konnte, würde das ganze Haus erfahren, daß der Verbrecher eingedrungen war.
    »Ja, gewiß, aber ich werde schon allein mit ihm fertig.«
    Dempsi sah seinen Freund nachdenklich an.
    »Ich möchte doch den Augenblick wissen, in dem der Feuerkampf beginnt. Beim ersten Schuß werde ich an Ihrer Seite sein!«
    Julius erblaßte. In Augenblicken großer Erregung wurden alle Römer weiß. Cesare Borgia hatte auch diese Eigenschaft besessen, ebenso Nero, der Rom in Asche gelegt hatte.
    »Meinen Sie, daß es zu einer Schießerei kommt?« fragte Superbus schwach.
    Dempsi nickte.
    »Ein solcher Verbrecher trägt natürlich Waffen bei sich. Aber erinnern Sie sich stets daran, und lassen Sie sich von diesem Gedanken trösten: Wenn Sie fallen, werde ich bereit sein, Ihren Platz einzunehmen.«
    Julius beugte sich vor.
    »Wenn ich - wenn ich falle?« sagte er unsicher. »Aber ich werde doch nicht fallen, wenn ich immer auf dem Teppich gehe. Das Parkett ist allerdings sehr glatt.«
    »Sie werden dann aufschauen und mich sehen« -Dempsi machte es augenscheinlich große Freude, die Szene noch weiter auszumalen. »Ich bin vielleicht das Letzte, was Sie in diesem Erdenleben sehen. Ich werde über Ihnen stehen, während Sie auf die Erde niedergestreckt sind, getroffen von einem Dutzend von Geschossen. Dann werde ich für Sie eintreten und mich Ihrem Mörder entgegenwerfen!«
    Julius schloß die Augen, und seine Lippen bewegten sich.
    Aber er war nicht in ein Gebet versunken.

23
    Er hatte die schreckliche Vision, daß sich diese entsetzliche Tragödie tatsächlich abspielte. Im Vordergrund lag er selbst, zu Tode getroffen.
    »Aber Sie sollen nicht ungerächt sterben, mein Superbus!«
    Dempsi hatte ihn liebevoll am Arm gefaßt. Julius ging jetzt vom Feuer weg, es war ihm plötzlich zu heiß geworden.
    »Wissen Sie bestimmt, daß er einen Revolver bei sich hat?«
    Dempsi nickte.
    »Eine geladene Pistole? Das ist aber doch ganz gegen das Gesetz. Ein Mann kann deswegen verurteilt werden!«
    Mr. Dempsi faßte die Sache nicht so ernst auf. In Julius' Augen war seine Gleichgültigkeit beinahe schon ein Verbrechen.
    »Natürlich hat er eine Schußwaffe. Ich habe bis jetzt noch keinen Verbrecher gesehen - ich bin schon einigen begegnet -, der nicht einen geladenen Revolver bei sich gehabt hätte. Und gewöhnlich benützen diese Menschen Dum-Dum-Geschosse und sind sichere Schützen.«
    Er schien fast darauf stolz zu sein. Julius betrachtete ihn von der Seite und sah nicht sehr geistreich aus.
    »Ja, das glaube ich auch«, sagte er heiser. »Natürlich wird meine

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