0260 - Die Mitternachts-Hexe

Titel: 0260 - Die Mitternachts-Hexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa und Manfred Weinland

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das Schwert rechts. »Ich gehe links ums Haus«, sagte er. »Du rechts. Achte auf Blutspuren, funkelnde Augen und verdächtige Geräusche.«
    »Ich weiß«, sagte Bill. »Wenn ich zwei Augen funkeln sehe, dann sind das zwei Werwölfe, die nebeneinander stehen und jeder ein Auge zukneifen.«
    Zamorra schwieg und ging vorsichtig auf das Haus zu. Bill entfernte sich nach der anderen Seite. Er suchte nach Hinweisen auf einen Überfall. Vor dem Haus gab es jedenfalls keine Spuren. Dabei hätten Blutstropfen zu sehen sein müssen, wenn das unheimliche Tier den Constable anfiel und verschleppte.
    Aber da war nichts.
    »Vielleicht hatte die alte Oma auch nur einen bösen Traum und wollte sich wichtig machen«, murmelte Bill. Er ging vorsichtig weiter, am Haus entlang. Die kleinen Bauten standen alle ein wenig auseinander und waren von großzügig verwilderten Gärten umgeben. Hier war bis gestern die Welt noch vollkommen in Ordnung gewesen. Bill leuchtete jeden Strauch und jedes Grasbüscheichen einzeln an, sah sich immer wieder um und lauschte in die Nacht hinaus. Aber da war nichts.
    Die einzigen Geräusche waren die, die er machte, und die von Zamorra von der anderen Hausseite.
    Wenn das Tier da war, dann mußte es sich auf der anderen Seite aufhalten. Hier gab es auch keine Schleifspuren. Bill begann sich Sorgen um Zamorra zu machen. Vielleicht war er es, der in die Falle tappte. Der Amerikaner ging etwas schneller, leuchtete den Garten etwas weniger sorgfältig aus und erreichte das Ende der Hausmauer.
    Da sprang ihn das Tier an.
    ***
    Zamorra suchte ebenfalls vergeblich nach Spuren. Er vermutete das Tier auf Bills Seite. Gwaiyur lag ruhig in seiner Hand, es schien ihm diesmal dienen zu wollen. Damit war er besser geschützt als Bill mit seinem Werwolftöter.
    Der Lichtkegel huschte durch Gras und Unkraut, tastete Bäume ab, auch deren Äste und Kronen. Warum sollte ein Raubtier nicht klettern können und oben auf neue Opfer lauern?
    Andererseits, überlegte Zamorra, lauerte es bestimmt nicht auf ihn. Das Tier konnte ja nicht ahnen, daß jemand kam, um es zur Strecke zu bringen oder zumindest einzufangen. Es wußte ja nicht, daß es eine Zeugin gab. Sonst hätte die nie im Leben das Gasthaus erreicht. Zumindest nicht in Gestalt einer lebenden Frau.
    Tiere… Menschen, die von der gnadenlosen Hexe in Tiere verwandelt wurden… eine Hexe, die Rache suchte. Zamorras Gedanken wanderten zu dem Versteck der Hexe. Es mußte sich im See befinden. Den wollte er sich auch noch näher ansehen.
    Plötzlich stutzte er.
    An der Hausecke war etwas. Da stand jemand. Sofort richtete Zamorra den Lampenstrahl darauf und hob das Schwert zur Abwehr. Augen funkelten im Licht, wurden geblendet geschlossen. Im nächsten Moment flammte dort ein ebenfalls greller Scheinwerfer auf und traf Zamorra.
    Der knipste sofort seine Lampe aus und sprang ein paar Meter zur Seite, aus dem fremden Strahl heraus. »Wer da?« fragte er.
    »Das gleiche könnte ich Sie fragen, Mister«, sagte eine dunkle Stimme. »Lassen Sie Ihre seltsame Waffe fallen und kommen Sie mit erhobenen Händen langsam zu mir. Hier spricht die Polizei.«
    Der Lichtstrahl hatte Zamorra wieder erfaßt.
    Er erinnerte sich, was er in den kurzen Augenblicken gesehen hatte, als er den Mann im Lichtkegel hatte. Da war eine dunkle Polizeiuniform. Allem Anschein nach sprach der Mann die Wahrheit.
    Aber dann…
    »Wer sind Sie?« fragte Zamorra. Er senkte das Schwert etwas, ließ es aber nicht fallen und kam langsam näher.
    »Ich bin Constable MacFooley«, sagte der Polizist. »Und Sie halten sich widerrechtlich in meinem Garten auf, Sir. Ich erkläre Sie hiermit für festgenommen.«
    Idiot, dachte Zamorra. Und diese alte Schreckschraube ist eine noch größere Idiotin. Was immer sie gesehen hat - der Mann hier ist kein Untoter. Untote reden nämlich nicht.
    Eigentlich sollte er jetzt Bill Fleming zu sich rufen. Aber irgend etwas hielt ihn davon ab. Ein Instinkt?
    »Geben Sie mir Ihre Waffe«, sagte der Constable. »Sofort. Oder ich schieße.«
    Der Hahn einer Pistole knackte gefährlich laut. Da wurde es Zamorra doch ein wenig anders zumute.
    Er beschloß, dem Constable erst einmal den Gefallen zu tun. Gwaiyur war ja damit nicht aus der Welt, und die Situation ließ sich schnell aufklären. Zamorra drehte die Waffe und streckte sie mit dem Griff voraus dem Constable entgegen.
    ***
    Bill Fleming hörte das kratzende Geräusch, mit dem Krallen über festes Material scheuerten. Instinktiv warf er