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0260 - Die Mitternachts-Hexe

0260 - Die Mitternachts-Hexe

Titel: 0260 - Die Mitternachts-Hexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa und Manfred Weinland
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unterdrücken, die Tierzauberin könnte immer noch Macht über sie haben und würde im Moment nur die Zügel etwas schleifen lassen.
    Noch leicht benommen stand sie vom Boden auf. Ihr Körper war völlig, schmerzfrei, wenn auch etwas erschöpft. Was schließlich auch kein Wunder war, wenn man bedachte, welchen grundlegenden Veränderungen ihr Knochengerüst, überhaupt der gesamte Organismus kurze Zeit ausgesetzt war, als der Tierzauber der Hexe wirkte.
    Nicole bemühte sich, ruhig und gleichmäßig zu atmen, während sie ihre Umgebung prüfte.
    Die war unverändert. Nur die Lia Fail und ihre Tiersklaven fehlten.
    Noch immer herrschte jenes grünliche Zwielicht, welches offenbar von dem besonderen magischen Schutzfeld erzeugt wurde, das sich über den lehmigen Boden wölbte und dadurch eine wasserfreie Zone schuf, in der sich leben ließ.
    Fragte sich nur, wie lange.
    Nicole trat so dicht wie möglich an die magische Sperre heran, die wie ein gewaltiger Damm gegen die dunklen Wassermassen dahinter wirkte.
    Dort draußen, wo das Wasser wie dicke, schwarze Tinte aussah, waren Bewegungen auszumachen, die auf etwas Lebendiges schließen ließen.
    Nicole drückte ihr Gesicht so nahe wie möglich gegen die kühle, glasartige Masse des Schirmfeldes und sah die Fischschwärme.
    Nur wenige Meter reichte das Grünlicht der Höhle hinaus in die Schwärze, aber es genügte, um Dutzende huschender Schemen erkennbar werden zu lassen.
    Süßwasserfische.
    Ohne Zweifel.
    In der Hauptsache waren es Forellen, die sich durch das düstere Wasser schleppten und anscheinend von dem leuchtenden Objekt angelockt wurden.
    Also ein See, dachte Nicole. Ich befinde mich in einem See, vielleicht nicht einmal weit von Macgillycuddy entfernt!
    Was bei näherer Betrachtung der Dinge auch nur logisch erschien, denn die Hexe stand aller Wahrscheinlichkeit nach in einer bestimmten Beziehung zu dem Dorf. Bill hatte davon erzählt. Warum sollte Hexe also ihren Schlupfwinkel woanders, als in der unmittelbaren Umgebung ihres Wirkungskreises haben?
    So weit, so gut.
    Nur - was half Nicole diese Entdeckung konkret? Die Hexe hatte sie auf magischem Weg hierher entführt, deshalb stand zu befürchten, daß es gar keinen normalen Weg zurück an die Oberfläche gab. Wie konnte Nicole dann aber ohne die Hilfe der Lia Fail zurückkehren?
    War das hier das perfekte Gefängnis, ohne Chance zur Flucht?
    Nicole war nicht gewillt zu resignieren.
    Zunächst wollte sie sich, falls sie nicht gehindert wurde, Klarheit darüber verschaffen, wie groß das unterseeische Reich der Hexe wirklich war. Und wie es aufgebaut war.
    Ein einziger Durchgang führte aus dieser Höhle hinaus. Damit war die Richtung zunächst vorgegeben.
    Nicole gab sich einen inneren Ruck und setzte sich in Bewegung. Kein Instinkt warnte sie, als sie den tunnelartigen Verbindungsschacht betrat, der sie ungehindert passieren ließ.
    Nicole glaubte sich unbeobachtet.
    Aber die Augen der Hexe waren überall und verfolgten jeden ihrer Schritte…
    ***
    Das Flüstern sprang wie ein kleiner, schwarzer Vogel durch die Dunkelheit. Es klang wie das leise Raunen unsichtbarer Schwingen.
    »SIE schickt mich, um es dir zu bringen. Aber du mußt sehr vorsichtig sein, etwas stimmt damit nicht. SIE sagt, es wäre, als würde eigenes Leben darin stecken, das sich von niemanden befehlen lassen will.«
    »Ich weiß. Ich kenne die Bewandtnis.«
    Stille.
    Dann ein Geräusch, als bausche der Wind schwere Vorhänge auf, um sie im nächsten Augenblick luftleer in sich zusammensinken zu lassen.
    »SIE sagt, er ist eingeschlafen«, meldete sich die eine Flüsterstimme nach einer Weile wieder. »Es ist der beste Zeitpunkt, das Problem aus der Welt zu schaffen. Je rascher desto besser. Auch ohne Waffe ist er noch zu gefährlich.«
    »Je rascher, desto besser«, echote die andere Stimme.
    Dann war nur noch Schweigen.
    Und das Tappen verhaltener Schritte, die den dunklen Raum durchmaßen, die Tür öffneten und hinaus auf den verlassenen Korridor traten, um das Problem Zamorra auf endgültige Weise zu lösen.
    ***
    Phosphor, dachte Nicole, als sie sich das Glitzern an den Wänden des Verbindungsganges zu erklären versuchte. Aber dann schüttelte sie den Kopf, denn wahrscheinlich ließ sich dieses Glitzern und Funkeln ebenso wenig auf natürliche Weise erklären wie alles hier unten.
    Der Tunnel war äußerst sorgfältig bearbeitet. Seine Wände und Decke verfügten über makellos glatte Oberflächen, die ihr eigenes grünliches

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