0260 - Ein Totenopfer für Clarissa
aus, Clarissa?«
Sie schüttelte den Kopf. »Damit habe ich nichts zu tun gehabt. Das war Costa.«
»Er hat also noch einen Killer mitgebracht.«
»Manos diente ihm als Wächter.«
»Und wo steckte er solange?«
»Ich weiß es nicht.«
Taridis ächzte schwer. »Verdammt, Sinclair, sei verdammt. Ich… ich habe ihn gerufen. Walkie-talkie … er ist zu spät gekommen, leider. Ich hätte dich gern tot gesehen …« Er schluchzte auf und verstummte wenig später.
Nun, ich war nicht tot, sondern lebte. Und das würde vor allen Dingen Clarissa zu spüren bekommen. Bisher hatte ich gezögert, weil ich ihr noch eine Chance geben wollte, nun war die Schonzeit vorbei. »Und jetzt will ich das Kreuz«, sagte ich, wobei ich gleichzeitig vorging.
Die Nonne blieb stehen. Ihr Kinn zitterte. Starr schüttelte sie den Kopf. »Nein, nein. Du mußt es dir holen, das habe ich dir gesagt.«
»Sicher«, erwiderte ich, und einen Atemzug später war es soweit.
Der Kampf um das Kreuz begann…
***
Die Steine glühten wieder stärker. Sie schienen tatsächlich in Flammen zu stehen. Für Myxin und Kara ein Beweis, daß sie ein erneutes magisches Kraftfeld aufgebaut hatten.
Und sie setzten alles ein.
Auch Myxin wollte die starke Barriere durchbrechen, die zwischen den flaming stones und dem gefährlichen Wolfszauber einer längst vergangenen Zeit lag.
Sie mußten hinein, und sie schafften es.
Allerdings auf eine Art und Weise, mit der sie nicht gerechnet hatten, denn plötzlich begann die Luft zwischen ihnen zu flimmern und Konturen anzunehmen.
Die Wölfin kehrte zurück.
Kara und Myxin konnten es kaum fassen. Ihre Konzentration wurde von der Wölfin abgelenkt, und die starke Magie schwächte sich ab. Das Jaulen des Tieres zerschnitt die Stille. Nadine schüttelte ihren Kopf, Fell sträubte sich, und sie scharrte mit den Pfoten.
»John!« ächzte Kara, »was ist mit John?«
Die Wölfin konnte nicht reden. Sie schaute hoch, und beide sahen sie die Tränen in ihren sonst so klaren Augen.
Kara wurde bleich. Myxin preßte die Lippen zusammen. Weinte dieses Tier um den Geisterjäger? Hatte er seinen Meister nach so vielen Jahren endlich gefunden?
Die Schöne aus dem Totenreich schüttelte sich. »Wir müssen es wissen«, hauchte sie. »Wir müssen es einfach herausfinden, es kann nicht so weitergehen…«
»Komm!« sagte Myxin. »Wir sind gemeinsam stark. Nur so schaffen wir es, die Magie des Götterwolfs zu durchbrechen. Konzentriere dich noch einmal, nimm dein Schwert…«
Myxin sprach nicht mehr weiter. Auf einmal war alles ganz leicht. Die Barriere gab es nicht mehr. Ihre geistigen Kräfte, verstärkt durch die flaming stones, schafften eine Insel der Weißen Magie und transportierten sie fort.
Keiner von ihnen ahnte, daß dieser Glücksumstand mit dem Tode des Wolf-Monstrums Lyka zusammenhing und sich einiges zu ihren Gunsten hin veränderte…
***
Ich hätte nie im Leben gedacht, daß ich einmal um das Kreuz kämpfen mußte. Aber es war so, und ich versuchte es nicht mit Gewalt, sondern mit der magischen Formel.
Ich wollte es aktivieren!
»Terra pestem teneto – Salus hic maneto!« So flossen mir die Worte über die Lippen, und ich hatte sie kaum ausgesprochen als es geschah. In der Hand der Nonne wurde das Kreuz zu einem strahlenden Stern. Es schien auseinanderfliegen zu wollen, aber ich freute mich zu früh, denn Clarissa war mit allen Wassern gewaschen.
Sie kannte ebenfalls die magischen Worte. Trotz des langen Schlafes hatte sie die Formeln nie vergessen, und die rief sie nun laut und deutlich, so daß ihre Worte durch das Gewölbe hallten.
Ich verstand nicht, was sie sagte. Es war eine alte Sprache, die Makkabäer mußten sich in ihr unterhalten haben, aber das Glühen hörte auf, und der strahlende Schein fiel allmählich zurück wie ein Vorhang aus weißem Licht.
Clarissa stand noch immer da. War sie jetzt die große Siegerin, weil sie die erste Attacke abgewehrt hatte?
Nein, sie zahlte plötzlich Tribut. Die Nonne veränderte sich auf eine makabre Art und Weise. Die Magie des Kreuzes wandte sich plötzlich gegen sie, denn diese heilige Waffe hatte erkannt, daß Clarissa den Bogen überspannte und nur Böses wollte.
Sie hatte es haben wollen, nun wurde es für sie zu einem Bumerang, denn das Gute zerstörte das Böse, auch wenn es sich dabei nur um schlechte Vorsätze handelte.
Nicht umsonst hatten die vier Haupterzengel ihre Zeichen an den Rändern hinterlassen. Irgendwie hatte ich sie immer als
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