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0260 - Ein Totenopfer für Clarissa

0260 - Ein Totenopfer für Clarissa

Titel: 0260 - Ein Totenopfer für Clarissa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Heimat. Dort gingen wir unserem Glauben lange Zeit nach, bis fremde Horden einfielen und ein blühendes Land zerstörten. Es waren nicht nur die Römer, die uns jagten, auch Stämme aus dem Osten, und wir konnten uns nicht wehren, weil wir zu schwach waren. Die Fremden nahmen keinerlei Rücksicht. Weder auf Kinder, Frauen noch Männer. Sie plünderten, zerstörten Dörfer, Städte und Klöster. Ich befand mich zu der Zeit in diesem Kloster hier, um in Ruhe die Magie der Wölfe studieren zu können. Man ließ mich auch, und ich richtete mich hier unten ein. Nachts kamen die Wölfe. Es gelang mir, sie zu rufen, und sie wurden bald meine besten Freunde. Vor allen Dingen Lyka, der mit mir zusammen in den ewigen Schlaf fiel. Lyka ist mein Wächter, er gehört zu den Zaubertieren, die von Fenris, dem Götterwolf, persönlich auf die Erde geschickt wurden. Aber der Krieg tobte. Täglich trafen neue Meldungen ein, die Horden näherten sich immer mehr unserem Kloster, uns blieb eigentlich nur die Flucht. Einige Nonnen verließen diese Mauern, ich aber wollte nicht fliehen und wollte auch nicht sterben. Aus diesem Grunde nahm ich den Bluttrank.«
    »Welches Blut?« hakte ich nach und dachte sofort an das eines Menschen.
    »Das Blut des Lyka. Er war so mit mir verbunden, daß er sein Blut opferte, obwohl er wußte, daß er sein Wolfsleben damit verwirkt hatte. Aber er würde zusammen mit mir in den großen Schlaf fallen, und als sich der Tag der Zerstörung immer mehr näherte, begaben wir uns in die unterirdischen Säle, um hier die Zeiten zu verbringen. Lyka, vier Wölfe und ich.«
    »Wer waren die vier?«
    »Lykas Söhne, die du, John Sinclair, getötet hast, und das weiß er ganz genau.«
    Ich warf der Bestie einen knappen Blick zu. Las ich Haß in ihren Augen? Ja, fast konnte ich davon ausgehen. Es war ein Haß auf mich, aber ich wollte mich von ihm nicht verheizen lassen.
    »Die Horden kamen, zerstörten das Kloster, aber uns entdeckten sie nicht. Ich wollte, daß man mich eines Tages fand. Deshalb hatte ich vieles aufgezeichnet. Costa Taridis hat diese Aufzeichnungen gefunden und die richtigen Schlüsse gezogen. Er hat mich erweckt, denn dazu brauchte ich das Kreuz, das ich leider nicht mehr besaß. Es war mir gestohlen worden, und zwar von dem Mann, der dich in die Geheimnisse eingeweiht hat. Was mit ihm alles geschehen ist, weiß ich nicht.«
    Da konnte ich sie aufklären. Es war schon verrückt, daß ich, ein Mann aus der Gegenwart und für Clarissa ein Mensch aus der Zukunft, sie darüber aufklären mußte, was in der Vergangenheit geschehen war.
    Ein wirklich irres Spiel magischer Kräfte.
    »Er ist tot«, sagte ich. »Der Weise konnte die schweren Verletzungen, die ihm römische Soldaten beigebracht hatten, nicht mehr überstehen. Er starb, nachdem er mich in die Geheimnisse des Kreuzes eingeweiht hatte. Aber ich hätte noch eine Frage.«
    »Beeile dich, die Zeit ist bald abgelaufen.«
    »Wie konnten sich deine Wölfe verändern? Sie wurden doch zu menschenähnlichen Wesen.«
    »Es ist der Fenris-Zauber gewesen. Der Götterwolf, der auf die Erde kam, hat sie zu dem gemacht, was sie waren. Allein durch ihre Kräfte waren sie in der Lage, sich zu verändern. Ganz habe ich den Zauber nie verstanden, ich wußte nur, daß er existierte und daß ich ihn für meine Zwecke ausnutzen konnte.«
    Das war alles schön und gut, was sie mir da erzählte. Ich allerdings hörte kaum hin, denn meine Gedanken schweiften ab.
    Diese Gestalten waren eigentlich Wölfe, konnten auch ein entfernt menschliches Aussehen annehmen. Was steckte nun in ihnen?
    Etwa die Seele eines Wolfes?
    Und diese stummen Fragen, die ich mir stellte, gaben mir die Verbindung zu einem Wesen, das ebenfalls als Tier eine menschliche Seele besaß.
    Nadine Berger!
    Auch bei ihrer Verwandlung hatte Fenris, der Götterwolf, seine Hand im Spiel gehabt! Sollte sich hier ein gewaltiger Kreislauf allmählich schließen?
    Ich dachte an die Flammenden Steine. Dort hatte ich den Wolfsschatten gesehen, einen gewaltigen Abdruck, und ich konnte mir vorstellen, daß tatsächlich Fenris diesen Schatten in die normale Welt geworfen hatte.
    Der Fall entwickelte sich mit einer unglaublichen Brisanz. Mir wurden neue Türen, fast konnte man sagen neue Dimensionen eröffnet, und damit mußte ich erst einmal fertigwerden.
    »Weißt du jetzt alles?« fragte mich die Nonne.
    »Fast«, gab ich lächelnd zurück.
    »Was willst du noch?«
    »Mein Kreuz!«
    »Es ist nicht das deine!«

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