0260 - Ein Totenopfer für Clarissa
Körper und fixierte mich aus bösen Augen.
Mir wurde ganz anders.
Hinter mir lachte Clarissa. »Hast du gedacht, ihn einfach töten zu können, John Sinclair? Nein, nicht Lyka. Er ist mein Beschützer, und er wird dich vernichten. Kugeln töten ihn nicht. Lyka steht unter dem Schutz des Götterwolfs.«
Das hatte ich mittlerweile auch festgestellt. Wenn ich es recht betrachte, konnte sich Lyka zu einem Gegner entwickeln, an dem ich verzweifelte.
Drei silberne Kugeln hatten ihn nicht getötet. Fenris mußte in der Tat seine schützende Hand über ihn halten, wenn so etwas passierte. Wie war er dann umzubringen?
Links von mir erkannte ich einen sich bewegenden Schatten. Clarissa warf ihn, als sie sich durch den Rand des von der Kerze geworfenen Lichtkreises bewegte. Sie nahm eine andere Position ein, wahrscheinlich, um den Kampf von der neuen Stelle aus besser verfolgen zu können. In der rechten Hand hielt sie nach wie vor mein Kreuz.
Ja, mein Kreuz!
Ich wollte es ihr nicht überlassen, nicht freiwillig, denn es gehörte mir. Ich war der letzte an der langen Kette, der Sohn des Lichts, und so lange ich lebte, würde ich darum kämpfen, das Kreuz in meinen Besitz zu bringen.
Das wußte auch die Nonne. Deshalb hatte sie ja dem Monster-Wolf den Befehl gegeben, mich zu töten, damit von ihrer Seite aus alle Schwierigkeiten aus dem Weg geräumt wurden.
Wie sollte ich Lyka stoppen?
Mit Kugeln hatte ich es erfolglos versucht. Blieb vielleicht der Dolch. Ihn zog ich und steckte ihn gleich wieder weg. Nein, wenn es die Kugeln nicht schafften, packte es die Klinge ebenfalls nicht.
Und Lyka kam.
Nicht mehr so ungestüm wie bei seinem ersten Angriff. Diesmal war er vorsichtiger und bewegte sich lauernd auf mich zu. Unter seinem wie erstarrt wirkenden Fell spielten die gewaltigen Muskelpakete, aus dem offenen Maul tropfte Geifer, der in dicken Flecken zu Boden klatschte.
Mir lief es kalt über den Rücken. Wir belauerten uns, und Lyka hatte seine gewaltigen Arme vorgestreckt. Wenn sie mich zu fassen kriegten, war es aus.
Auch die Gemme trug ich bei mir. Sie war ein magisches Zaubermittel der Gnostiker-Sekte, eines ebenso alten Stammes wie der Makkabäer. Ob sie vielleicht etwas ausrichtete?
Ich holte sie hervor und hielt sie dem Wolf entgegen.
Augenblicklich sah ich das blaue Leuchten, das von der Gemme abstrahlte. Der Stein mußte die Magie in diesem Gewölbe spüren und lud sich dementsprechend auf.
Lyka zögerte. Er zuckte regelrecht zusammen, als er die Gemme sah, und aus seinem Rachen drang ein uriger Laut. Für mich ein Beweis, daß er angreifen wollte, und ich rannte ihm entgegen.
Damit hatte er wohl nicht gerechnet. Seine Attacke verzögerte sich, und als er sich schließlich abstieß und auf mich zuflog, war ich unter ihm hinweggetaucht.
Die Gemme wuchtete ich ihm entgegen, warf mich zur Seite, rannte um mein Leben und tauchte in die Tiefe des Gewölbes, wo mich die Dunkelheit umfing.
Ich hörte das wütende Schreien der Nonne und ein grollendes Geräusch, das Lyka ausgestoßen hatte.
War er vernichtet?
Ich drehte mich um.
Meine Augen weiteten sich. Ein freudiger Schreck durchzuckte meine Brust. Die Gemme, dieses alte, magische Mittel aus dem Orient, hatte Lyka mit ihrem Bann belegt. In einer seltsamen Seitenlage stemmte er sich gegen den Boden, den Kopf aufgerichtet, die Schnauze geöffnet und röhrende Laute ausstoßend.
Umgeben war er von diesem blauen Schein, den die Gemme sehr intensiv abstrahlte und ihn in eine Art von Starre hineingerissen hatte. Lyka bewegte sich nicht, durch den Wurf mit der Gemme war es mir gelungen, ihn zu paralysieren.
Die Magien der Gnostiker und der Makkabäer waren feindlich.
Die eine wollte die andere zerstören, da gab es nichts, was sie gemeinsam hatten, und ich wollte meine Chance nutzen.
Der Bumerang!
Meine rechte Hand faßte automatisch nach dieser Waffe. Ich riß sie hervor, denn nie war der Augenblick so günstig gewesen wie in diesem Moment.
Weit holte ich aus.
Gleichzeitig setzte sich Clarissa in Bewegung. Auch sie war von der Aktivität der Gemme überrascht worden und mußte eingreifen, um die Starre ihres Wächters aufzuheben.
Vielleicht konnte sie die Magie lösen, soweit ließ ich sie nicht kommen.
Mein rechter Arm flog wieder vor. Und er befand sich noch in der Bewegung, als ich meinen Bumerang losließ.
Die silberne Banane, wie ich sie immer nannte, war mit ungeheurer Wucht geschleudert worden. Sie drehte sich plötzlich wie ein Kreisel,
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