Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0260 - Ein Totenopfer für Clarissa

0260 - Ein Totenopfer für Clarissa

Titel: 0260 - Ein Totenopfer für Clarissa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
unendlich weit entfernte Beschützer des Kreuzes angesehen. Es war bisher eine Vermutung gewesen, die bekam ich nun bestätigt.
    An den Stellen, wo die Buchstaben standen, wurde das Kreuz zu einer gefährlichen Waffe.
    Es waren stark gebündelte Strahlen, vielleicht zu vergleichen mit Laserlicht, die damit begannen, ihrer Schutzaufgabe nachzukommen. Sie vernichteten die Nonne.
    Gutes hatte sie früher gewollt, doch sie war in einen Wolfszauber geraten, der dem Bösen diente.
    Jetzt zahlte sie ihren Tribut.
    Ich brauchte nichts mehr zu tun. Das Kreuz hatte den Sinneswandel registriert und richtete sich danach.
    Die Strahlen an den vier Ecken des Kreuzes waren wie lange Messer, und sie stachen in den Körper.
    Der rechte Arm wurde durchbohrt. Am Gelenk begann es, die dünne Lichtlanze aus Weißer Magie pflanzte sich bis zur Schulter fort, schlug dort einen Bogen, drang in den Hals ein, wobei die Haut durchsichtig wirkte, und an sprödes Glas erinnerte.
    Auch die Mitte des Körpers und der Kopf wurden getroffen. Die linke Seite blieb ebenfalls nicht verschont, und ich bekam eine Szene geboten, wie ich sie noch nie im Leben gesehen hatte.
    Sie war einmalig, wenn auch schaurig und grauenhaft. Vor mir verglaste ein Mensch.
    Hatte ich für einen winzigen Augenblick noch in den Körper hineinblicken können, so änderte sich dies, denn die Haut bekam einen undurchsichtigen Schimmer, so daß ich weder Knochen, Adern noch Venen erkennen konnte. Mein Blick glitt hoch zum Gesicht. Es war nur noch eine gläserne, ovale Masse, und die Haare wirkten wie heuchdünne Fäden aus sprödem Material.
    Es knisterte, es knirschte und knackte. Steife Finger hielten das Kreuz, das weiterhin seine Energien absonderte und die Nonne Stück für Stück zerstörte.
    Sie schmolz zusammen.
    Obwohl ich keine Wärme spürte, mußte mein Kreuz eine ungemein starke Hitze ausstrahlen, die so kräftig war, daß sie das Glas zum Schmelzen brachte.
    Clarissa, die Nonne, schmolz vor meinen Augen dahin. Sie hatte das Totenopfer nicht bringen können, und eine Weiße Magie nahm ihr das Recht zum Weiterleben.
    Ich stand gebannt auf dem Fleck, schaute in die weißgraue Masse, die kochte und kleine Blasen warf. Längst hatte der Körper seine Form verloren.
    Er war nur noch ein Klumpen flüssigen Glases, das allmählich erstarrte.
    Diese Gelegenheit nutzte ich aus. Ich sprang vor und nahm mein Kreuz hastig an mich, dabei sammelte ich auch meinen Bumerang auf und hörte plötzlich eine Stimme.
    »Keine Hektik, Geisterjäger, wir packen es schon.«
    Ich wirbelte herum.
    Myxin, Kara und Nadine sah ich. Sie hatten eine magische Brücke geschlagen, um mich zurückzuholen.
    »Komm«, sagte die Schöne aus dem Totenreich, die unnatürlich blaß aussah. »Wir haben nicht mehr viel Zeit.«
    Ich nickte, deutete gleichzeitig auf Taridis. »Was ist mit ihm?«
    »Nimm ihn mit!«
    Das tat ich auch. Einen letzten Blick noch warf ich auf die dahingeschmolzene Nonne und bekam einen Stich, als ich sah, was aus ihr geworden war.
    Ein gläsernes Kreuz…
    ***
    Ich holte erst einmal tief Luft, konnte aber noch immer nicht begreifen, daß ich es geschafft hatte. Ich brauchte nur meine Freunde anzusehen, um erkennen zu können, daß wir es hinter uns hatten.
    In der Hand hielt ich mein Kreuz. Ja, Freunde, es gehörte mir, ich war der Sohn des Lichts, und ich schwor mir, daß es niemandem gelingen sollte, es mir abzujagen. Würde dies doch einmal geschehen, dann wollte ich es mir wieder zurückholen.
    Myxin kümmerte sich um den verletzten Griechen. Was mit ihm geschah, wußte ich jetzt nicht, ich hatte andere Probleme, und diese hießen Nadine Berger.
    War sie tot, war sie nicht tot?
    Fragen, auf die ich so gern eine Antwort gewußt hätte. Ich streichelte ihr Fell, fuhr mit den Fingern hinein. Sie schaute mich an, und ich sah in die Augen der Filmschauspielerin.
    »Wenn du doch reden könntest«, murmelte ich erstickt und spürte den Schauer über meinen Rücken rinnen. »Wenn du nur reden könntest…«
    Die Wölfin blieb stumm.
    Und mir blieb nur die Hoffnung, eines Tages mehr über diesen unheimlichen Wolfszauber zu erfahren, denn ich war fest davon überzeugt, in dieser Hinsicht erst am Beginn der Ermittlungen zu stehen…
    ENDE

Weitere Kostenlose Bücher