0260 - Sie jagten ihn durch Florida
eingetroffen ist. Sie sind alle in der Villa.«
»Und Norma?«, fragte ich ahnungsvoll.
Er nickte. »Auch sie. Es muss etwas schief gegangen sein, Jerry. Ob sie nun aus eigenem Antrieb gehandelt hat, oder beim Brieftransport beobachtet wurde, entzieht sich unserer Kenntnis.«
Unwillkürlich musste ich an das Haifisch-Bassin denken.
»Wie wollen wir nun vorgehen, Jerry?«
Ich zuckte die Achseln. »Bei einem Sturm auf die Eingangstür kann viel passieren, Phil. Wenn man auf das Dach käme, wäre es weniger riskant. Man braucht allerdings ein Seil, um auf die Terrasse zu kommen. Sie werden uns kaum den Lift hochschicken.«
Phil nickte. »Ich habe auch schon daran gedacht. Mit dem Hubschrauber ließ es sich doch machen, Jerry.«
Er holte eine Waffe aus der Tasche und drückte sie mir in die Hand.
»Ich habe sie dir vorsichtshalber mitgebracht«, sagte er.
Ich spürte den vertrauten Griff meiner Smith & Wessen Special zwischen den Fingern.
»Also, worauf warten wir noch?«
Wir gingen zu dem Hubschrauber hinüber und weihten den Piloten in unseren Plan ein. Er nickte nur und bedeutete uns, einzusteigen. Als ich die Tür schließen wollte, kam Russ Matty angelaufen.
»He, was ist denn nun eigentlich los? Hallo Cotton?«
»Hallo, Matty? Habt ihr ein paar Eierhandgranaten bei euch?«
Er nickte. »Yes, Jerry! Sollen wir die Bude stürmen?«
»Ja, aber wartet damit, bis wir auf dem Dach gelandet sind. Vielleicht können wir sie ablenken. Ich nehme an, dass sie sich hinter dem Terrassen-Mäuerchen verschanzen werden.«
»Hören Sie«, wandte der Pilot ein. »Wie wäre es denn, wenn Sie folgendermaßen vorgehen: Wir überfliegen das Dach nur und setzen dabei einen Mann mit dem Seil ab. Dann kann der andere aus der Luft den Angriff auf das Haus schützen. Wenn wir die Kabinentür auflassen, können wir sie gut von oben beharken?«
Der Plan war gut, denn unter Umständen konnte der eine Mann unbemerkt abgeseilt werden. Dann konnten wir sie aus jedem Winkel anvisieren.
»All right! Machen wir es so. Phil, du bist mir beim Abseilen behilflich. Wenn ich auf dem Dach bin, fliegt ihr eine Schleife. Das ist für Russ das Zeichen zum Angriff.«
***
In Pereiras Salon lief die Lebensuhr des Syndikats unaufhaltsam ab.
Norma lag in einem Sessel. Sie hatte die Augen geschlossen und das Blut lief ihr aus Mund und Nase. Die Lippen waren aufgeplatzt.
Howard Christie ließ die Hand sinken und sah Ramon Pereira an.
»Was nun?«
»Abwarten«, zischte der Florida-Chef mit wutverzerrtem Gesicht.
»Vielleicht ist sie ganz allein auf die Idee gekommen, uns beim FBI zu verpfeifen, Howard. War schon gut, dass du ihr heute Morgen heimlich gefolgt bist. Wenn sie den Mund nicht aufmachen will, müssen wir Stacys Rückkehr abwarten. Es ist schon möglich, dass er mit ihr gemeinsame Sache gemacht hat.«
Howard Christie wiegte den Kopf. »Ich möchte beinahe behaupten, dass Stacy ein Special Agent ist. Seine Tollkühnheit erscheint jetzt in einem ganz anderen Licht.«
Keith Bannion warf Norma einen prüfenden Blick zu und wandte sich dann an Pereira.
»Warum machen wir nicht sofort Schluss mit ihr? Bei Sherman habt ihr doch nicht so lange gefackelt.«
Ramon schüttelte den Kopf. »Wir warten damit, bis die Jungs zurück sind. Sie schweigt zwar, aber Stacy wird bestimmt sprechen. Wenn wir sie in seiner Anwesenheit durch die Mangel drehen, wird er den Mund schon aufmachen.«
»Wie soll es denn nun überhaupt weitergehen?«, fragte Hank Burber.
»Die Cops haben doch nun inzwischen bestimmt die Jacht besetzt. Es wäre ja heller Wahnsinn, dahin zurückzugehen. Wo bleiben wir also?«
»Das wird sich alles finden«, brummte Pereira.
Norma kam wieder zu sich und musterte die Männer der Reihe nach. Sie hatte Angst, unbeschreibliche Angst. Ganz klar sah sie ihren Tod vor Augen. Aber auf welche Art würde man sie umbringen?
Sie hatte nie im Leben im Atlantik gebadet, aus Angst vor den Haien. Als sie in der Zeitung gelesen hatte, dass ein Hai sogar bis in die Bucht von San Francisco gekommen war und dort einen badenden Studenten getötet hatte, dachte sie nur noch mit Schaudern an diese Mordfische.
Der gleiche Schauder jagte nun wieder über ihren Rücken, als sie an das Bassin draußen dachte. Sie bereute schon längst, dass sie nicht im FBI-Büro geblieben war. Aber die Sorge um einen Mann hatte sie zur Gang zurückgetrieben.
Dieser Mann stand auf der richtigen Seite. Auf der Seite des Gesetzes, gegen das sie auf grausame Weise
Weitere Kostenlose Bücher