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0261 - Im Bann der Tiermenschen

0261 - Im Bann der Tiermenschen

Titel: 0261 - Im Bann der Tiermenschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa und Manfred Weinland
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drohte von Nicole keine Gefahr, sonst wäre die Rückverwandlung nicht erfolgt. Trotzdem blieb der Professor auf der Hut - die Lia Fail konnte jeden Moment wieder zuschlagen.
    Vor allem, wenn das hier ihre Domäne war, ihr Reich. Und Schwarzmagier waren in ihrem Bereich meist noch tausendmal stärker als außerhalb.
    Daß es Tag war und nicht Nacht, dürfte hier unten wohl kaum eine große Rolle spielen.
    »Hast du eine Erinnerung an das, was geschehen ist?« fragte Zamorra.
    Nicole nickte. »Ich habe dich angegriffen«, sagte sie. »Ich sollte dich töten… oh, chérie…« Sie trat auf ihn zu, schlang ihm die Arme um den Nacken und küßte ihn. Für Augenblicke drängte sich Zamorra die Vision zubeißender Fangzähne auf, aber dann drängte er die Vorstellung zurück und erwiderte den verlangenden Kuß. Nicole schmiegte sich eng an ihn.
    »Aber du hast es nicht getan«, sagte er. »Warum nicht?«
    Sie sah zu ihm auf. In ihren braunen Augen sah er die goldenen Tüpfelchen, die ihn immer wieder so faszinierten, weil sie einmalig auf der Welt waren. Diese goldenen Tüpfelchen vergrößerten sich jetzt und verrieten Nicoles Erregung.
    »Das schwarze Blut!« stieß sie hervor. »Das muß es sein!«
    Zamorra zuckte zusammen. Er erinnerte sich. Vor nicht langer Zeit hatte Nicole vorübergehend schwarzes Blut besessen, ohne aber dadurch zugleich dämonisch zu werden. Sara Moon, Merlins entartete und verräterische Tochter, hatte Nicole zur Dämonin zu machen versucht, doch es war ihr nicht gelungen. Jetzt war Nicoles Blut wieder normal rot, aber etwas war zurückgeblieben. Sie war weitaus empfindlicher und empfänglicher gegenüber magischen Erscheinungen geworden als früher. Und Zamorra wagte nicht zu bezweifeln, daß diese magische Saat in Nicole ihr geholfen haben mochte, den Zwang der Lia Fail zu überwinden.
    Den Zwang, nicht aber das andere…
    Zamorra preßte die Lippen zusammen. Die Lia Fail gab nicht auf. Vielleicht hoffte sie hier unten wieder Gewalt über Nicole zu bekommen. Vielleicht besaß sie hier unten auch noch erheblich mehr Möglichkeiten, Zamorras Herr zu werden. Der Professor betrachtete die Kuppelwände. Wasser, von magischer Kraft zu Wänden geformt… die Hexe brauchte sich gar nicht einmal sonderlich anzustrengen. Sie brauchte nur die Kuppel Zusammenstürzen zu lassen, und Zamorra war tot. Abertausende Tonnen Wasser, die über ihm zusammenschlugen, würden ihn zerdrücken. Der See mußte tief sein, tiefer als die Menschen in Macgillycuddy ahnten. Denn Zamorra sah nicht den winzigsten Schimmer Tageslicht über sich durch das Wasser dringen.
    Gegen den Willen der Hexe gab es hier kein Entkommen.
    Und das mußte sie wissen. Deshalb hatte sie ihn und Nicole hierher geholt, als sich im Keller des Wirtshauses das Blatt zu wenden begann.
    »Aber die Rechnung«, murmelte Zamorra, »hast du ohne den Wirt gemacht, mein liebes Hexlein. Denn wenn ich zur Hölle fahre, dann nicht ohne dich…«
    Nicole in seinen Armen erschauerte vor der grimmigen Entschlossenheit in seinen Worten. Sie wußte, was das bedeutete.
    Zamorra wollte bis zum letzten Atemzug kämpfen. Und es mochte sein, daß dieser letzte Atemzug gar nicht mal so lange auf sich warten ließ…
    ***
    Als sie den Pub verließen, sahen sie wieder aus wie Menschen. Nur das Hexenmal auf der Stirn verriet jeden von Ihnen, dieses Mal, das bei einem bestimmten Lichteinfallswinkel deutlich zu erkennen war. Tiermenschen…
    Sklavinnen der Lia Fail…
    Ihr Befehl erreichte sie alle, drang in sie vor. Verbreitet den Keim! Ihr seid jetzt viele! Niemand kann euch aufhalten! Schlagt zu! Niemand aus dem Dorf darf verschont bleiben! Niemand!
    Denn damals - vor dreizehn mal dreizehn Jahren - gab es auch niemanden, der die Lia Fail verschonte…
    Niemanden…
    Und sie setzten sich in Bewegung, um dem Befehl der Hexe aus der Tiefe zu gehorchen. Ganz Macgillycuddy sollte der Hexe dienen. Ein ganzes Dorf voller Tier-Bestien. Grausame Rache für eine Tat, deren Täter längst nicht mehr lebten. Aber das hatte die Schwarzmagischen noch niemals gestört. Ihre Rache traf die Folge-Generationen.
    Denn die waren nur selten noch so stark wie ihre Vorfahren.
    Auch Bill Fleming, der doch eigentlich mit den damaligen Vorfällen nichts zu tun hatte, war betroffen. Auch für ihn galt der Befehl, den Keim weiter zu verbreiten. Nur einmal dachte er kurz an den Druidenstein.
    Was kümmert dich der Druidenstein? gellte die Gedankenstimme der Lia Fail in ihm auf. Gehorche meinem Befehl!

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