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0261 - Im Schatten des Würgers

0261 - Im Schatten des Würgers

Titel: 0261 - Im Schatten des Würgers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Kalmuczak
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Sein Atem ging keuchend.
    »Der siebente Korb wurde von einem Kellner mit nach Hause genommen.« — Er brachte die Worte nur mühsam hervor. Ich konnte sehen, wie sich Schweiß auf seiner Stirn sammelte. Gersteins Wangen nahmen eine violette Färbung an. Ich erinnerte mich rechtzeitig, daß der Mann schwer krank war, und beschloß, erst mit unserem FBI-Arzt Rücksprache zu halten, ehe ich Gerstein in ein scharfes Verhör nahm. Aber es war wichtig, jetzt sofort nach dem Verbleib des Korbes zu forschen. Daß keiner der Kellner ihn mitgenommen haben konnte, war schon allein durch die erste Aussage des Bar-Bosses bewiesen.
    »Vor zwei Minuten noch haben Sie gesagt, daß außer den Fleischlieferanten kein Mensch hier war. Also hat auch niemand den Korb geholt.«
    »Doch… doch… Ich hatte es vergessen. Ich…«
    Ich hörte, wie im Nebenzimmer das Telefon schrillte, zog Gerstein am Ärmel mit und betrat das Zimmer. Auf einem Tischchen unter dem Fenster stand das Telefon. Während Jake den Barbesitzer im Auge behielt, nahm ich den Hörer ab und meldete mich.
    »Gut, daß ich dich so schnell erreiche, Jerry«, vernahm ich Phils Stimme. »Hat es mit den Körben etwas auf sich?«
    »Es sieht so aus. Allerdings sind die Einzelheiten noch nicht geklärt. Warum rufst du an?«
    »Wir haben jetzt wahrscheinlich das Home von Callagham und seinen Männern gefunden.«
    »Donnerwetter! Wann soll es losgehen?«
    »In einer halben Stunde!«
    »Wir beeilen uns. Bis gleich!«
    Ich legte auf und wandte mich an Meyer Gerstein.
    »Im Augenblick ist etwas Wichtigeres dazwischen gekommen. Sie werden uns jetzt zum Distriktgebäude begleiten. Sie haben bis heute abend Zeit, sich zu überlegen, wo der siebente Korb geblieben ist.«
    »Ich will meinen Anwalt sprechen«, trumpfte Gerstein auf. »Ich sage kein Wort und protestiere gegen die Festnahme.«
    »Keine Angst! Für vierundzwanzig Stunden dürfen wir Ihnen auf den Zahn fühlen. Dann sehen wir weiter. Los! Kommen Sie!«
    ***
    Die Aktion durfte keinerlei Aufmerksamkeit erregen. Sie mußte in aller Stille vor sich gehen. Wenn uns die Überraschung mißlang, hatten wir mit einem Feuergefecht zu rechnen. Leicht konnten dabei die übrigen Bewohner des Apartmenthauses zu Schaden kommen.
    Außer Phil und mir wurden acht Kollegen für die Aktion abgestellt. Wir waren mit Dienstpistolen, Tränengasbomben und Handschellen versehen. Zwei Dienstwagen brachten uns in die Westliche 52. Straße.
    Das Haus hatte ein gutes halbes Jahrhundert auf dem Buckel. Die Fassade bestand aus roten Ziegelsteinen. Nur vier Stockwerke war der Kasten hoch, und vermutlich gab es keinen Lift. Das Haus stand etwas gesondert. Es war von einem kleinen Platz umgeben, der an einigen Stellen betoniert war. Hier und dort schimmerte die Erde durch und brachte einige Grasnarben zuwege, die so spärlich bewachsen waren, daß man die Zahl der Grashalme auf einen Blick annähernd genau schätzen konnte.
    Drei Eingänge führten in das Gebäude. Die Hintertür bestand aus schweren Bohlen, die außerdem mit Eisenkrampen beschlagen waren. Die Tür sah aus, als könne sie Panzergranaten abwehren. Ich drückte auf die Klinke und stellte fest, daß die Tür verschlossen war.
    Phil war mit mir gekommen. Die anderen Kollegen hatten sich vorn auf der Straße verteilt. Wie Phil von dem Leutnant des hiesigen. Polizei-Reviers erfahren hatte, lag das aus fünf Zimmern bestehende Apartment Nr. 17 im vierten Stock. Die Räume wiesen nach vorn auf die Straße.
    Wir postierten zwei Kollegen an die Hintertür. Die beiden vorderen Eingänge wurden ebenfalls von je zwei Kollegen im Auge behalten. Phil, Hyram Wolfe, Jake Dean und ich betraten das Haus.
    Der Flur roch muffig. Ein blinder Spiegel an der Wand reflektierte das Licht, das durch die Eingangstür fiel. Linker Hand zweigte ein Gang ab, der zu dem zweiten Eingang führte. Vor uns wand sich eine Treppe in den ersten Stock. Ein Lift war nicht zu sehen.
    Als wir die Treppe emporstiegen, bildete sich folgende Formation: Phil und ich gingen voran; in einem Abstand von einigen Yard folgte uns Hyram Wolfe, der etwas langsamer ging als wir und dadurch ständig an Abstand gewann. Als letzter — wiederum in einiger Entfernung von Hyram — folgte Jake Dean.
    Wir hatten unser Feld absichtlich auseinandergezogen. Denn wären wir im geschlossenen Vierer-Block nach oben geschritten, so hätte jeder uns Entgegenkommende unser Erscheinen als bedrohlich empfinden müssen. In dieser losen Reihenfolge aber sah es

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