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0261 - Im Schatten des Würgers

0261 - Im Schatten des Würgers

Titel: 0261 - Im Schatten des Würgers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Kalmuczak
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also gar nicht so dumm«, wählte die Nummer LE 5 77 00 und verlangte mich.
    An dieser Stelle muß ich bekennen, daß Jake gehörig auf dem Holzwege war. In den Körben sind — wie ich jetzt weiß — nichts anderes als diverse Wurstwaren gewesen. Die beiden Fleischlieferanten waren brave Männer, die nie etwas Verbotenes getan haben. Die Tatsache, daß Jake die Fleischerei Sünder im Telefonbuch nicht fand, beruhte lediglich auf dem Umstand, daß die Firma erst vor einem knappen Monat ins Leben gerufen worden war. Aus diesem Grunde war die Telefonnummer, über die Sünders Großschlächterei natürlich verfügte, noch nicht in die Telefonbücher aufgenommen worden. In der Ergänzungsliste nachzuschauen, versäumte mein Kollege.
    Obwohl also an der ganzen Angelegenheit nichts Verbotenes war, wurden die Geschehnisse durch Jakes Anruf doch in eine bestimmte Bahn gelenkt. In eine Bahn, auf der wir schlagartig weiterkamen, auf der für mich allerdings ein grauenvolles Abenteuer wartete.
    ***
    Jake telefonierte also mit mir. Er berichtete von seinen Beobachtungen, vertrat die Meinung, daß man sich doch einmal ansehen solle, was in den Körben enthalten sei, und forderte mich auf, noch vor der Tischzeit an der Bar zu sein.
    Ich pflichtete meinem Kollegen bei, informierte Phil kurz und schwang mich dann in meinen Jaguar, der sich recht mühsam einen Weg durch den Mittagsverkehr der City bahnte.
    Ich langte vor der Bar an und sah Jake Dean, der im gleichen Augenblick aus seinem Thunderbird kletterte, als ich den Schlag des Jaguars zudonnerte.
    Wir begrüßten uns und stiefelten zur Bar. Eine Klingel oder Glocke gab es an der Eingangstür nicht. Nach mehrmaligem Klopfen mittels geballter Faust näherten sich von innen schlurfende Schritte. Ein Schlüssel wurde im Schloß gedreht. Die Tür schwang nach innen, und vor uns stand Meyer Gerstein, der heute noch kränker aussah als während der letzten Tage. Er sah uns erst erstaunt und dann mißtrauisch an.
    »Hallo, Mister Gerstein!«' Ich tippte an die Krempe meines Hutes. »Dürfen wir eintreten? Ich habe noch ein paar, Fragen, die ich gern von Ihnen beantwortet hätte.«
    »Was soll's denn jetzt schon wieder sein?« fragte er unwillig. Ich trat in die Bar. Jake folgte mir.
    Ich machte vier oder fünf Schritte, dann drehte ich mich schnell um und stellte Gerstein eine Frage, die ihn wahrscheinlich an meinem Verstände zweifeln ließ.
    »Was gibt's heute bei Ihnen zum Dinner?«
    Der Bar-Boß sah mich einen Augenblick verstört an, sagte dann aber bereitwillig:
    »Hammelkotelett mit grünen Bohnen und Pommes Frites. Soll ich Sie zum Essen einladen? Oder warum diese Frage?«
    »Vielen Dank. Ich habe schon gegessen. Der Sinn meiner Frage liegt woanders. Sie müssen nämlich wissen, daß ich als G-man ab und zu verpflichtet bin, meine Nase zu testen, Manchmal ist eine gute Nase sehr wichtig. Spürnase… und so… Sie verstehen?«
    Er verstand offensichtlich nicht, blieb aber keine Antwort schuldig.
    »Riechen Sie hier etwas von Hammelkoteletten, Mister Cotton?«
    »Hm…«, ich vermochte in Wahrheit nicht den geringsten Duft auszumachen, »eigentlich hätte ich auf Steaks getippt.«
    »Erstaunlich, Mister Cotton. Sie scheinen wirklich eine ganz besondere Spürnase zu haben. Sie riecht offenbar selbst dort etwas, wo nichts zu erschnüffeln ist. In diesem Haus nämlich, Mister Cotton, gibt es keine Küche. Folglich kann es auch nicht nach Steaks oder Hammelkoteletten duften. Als Sie mich eben nach dem Dinner-Vorhaben fragten, bezog sich meine Antwort auf das Gericht, das ich mir heute auf der Speisekarte von Gardeners Shophouse aussuchen wollte. Die Imbißstätte liegt übrigens ziemlich nah. Kaum hundert Yard entfernt.«
    Meyer Gerstein hatte ein höhnisches Grinsen aufgesetzt. Ich konnte ihm förmlich ansehen, wie wohl es ihm tat, mich hereingelegt zu haben. Daß es sich dabei um einen ,für ihn üblen Bumerang handelte, ahnte der Barbesitzer noch nicht.
    Ich ließ ihn nicht lange im Unklaren. »Soso, keine Küche also, keine Möglichkeit, in diesem schönen Hause etwas Genießbares herzurichten?«
    »Es sei denn, Sie begnügen sich mit einem Sandwich, Mister Cotton.«
    »Soso«, sagte ich wieder und sah Gerstein unheilvoll an. »Erklären Sie mir doch dann bitte einmal, wohin die Körbe aus Sünders Großschlächterei geraten sind, die man vor knapp zwanzig Minuten hier bei Ihnen abgeladen hat!«
    Meyer Gerstein wechselte die Farbe. »Die… ah, so… ja… richtig…« Jetzt

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