0262 - Belphégors Höllentunnel
breitflächiges Gesicht mit den grüngrauen Augen verzog sich zu einem Lächeln. »Gefalle ich dir?«
»Doch, irre.« Er nickte. »Du bist eine Wucht. Merde, das macht mich direkt an. Ich steh' auf Gold.«
»Und auf mich?«
»Immer.«
Lässig schwenkte Pamela Sanders ihr Nerzjäckchen, das sie am Zeigefinger der rechten Hand aufgehängt hatte. Sie trug dafür eine Tasche mit langem Schulterriemen, die locker in Höhe der Hüfte baumelte.
Die Frau strotzte vor Sex!
Selbst der abgebrühte Filmstar Gordon Kencey mußte hart schlucken, und irgendwie erfüllte es ihn mit Stolz, daß er sagen konnte: Dieses Weib gehört mir.
»Kann ich aufschließen?« fragte Tim.
»Sicher, Mann, geh in Action.« Kencey hatte sich einen Jargon angewöhnt, von dem er überzeugt war, daß er ankam.
Tim schloß auf. Als die beiden ihn passierten, Gordon hatte einen Arm um die Schultern seiner. Flamme gelegt, vollführte er eine Verbeugung.
»Küß nur nicht den Teppich«, sagte der Schauspieler.
Natürlich war ihre Ankunft von den auf der Terrasse sitzenden Gästen bemerkt worden. Da gab es keinen, der still auf seinem Platz hockenblieb. Sämtliche Köpfe drehten sich dem Paar zu, und mancher Frauenblick erstrahlte dabei vor Neid, während die schönen männlichen Nichtstuer von Cannes das gewisse Glitzern in den Pupillen hatten, das sie sonst nur in lauen Sommernächten vorzeigten, wenn es am Strand hoch herging.
Gordon fühlte sich angeregt, ein paar Worte zu sagen. Er blieb stehen und versenkte lässig seine linke Hand in der Hosentasche. »Falls jemand von euch Pam Sanders nicht kennt, so will ich gleich sagen, wer sie ist. Ein Girl aus den Staaten, kommt aus L. A., und sie wird eine Chance in Dallas kriegen, wobei sie groß rauskommt. Ist das klar?«
»Bravo!« Einige klatschten. Sie machten auf fröhlich, wobei sie Pam sicherlich in die Gosse gewünscht hätten.
Sie nahm den Beifall lächelnd hin, während Gordon sie dorthin schob, wo mehrere Tische aneinanderstanden und die Getränke nebst Gläsern aufgebaut waren.
Pam und Gordon steuerten als erste die Bar im Freien an. »Was willst du trinken?«
Pam hängte ihr Nerzjäckchen über. Es schimmerte weiß mit rosa eingefärbten Streifen, denn solche Pelze waren momentan auch »in«.
»Ist mir eigentlich egal, nur nichts Hartes.«
»Das kriegst du am Abend«, sagte Gordon doppeldeutig.
Pam Sanders kicherte und schaute zu, wie Gordon Martini und Wodka zu einem Longdrink mixte. Zwei Hotelangestellte kamen noch, die die übrigen Gäste bedienten. Sie hatten sich inzwischen von ihren Stühlen erhoben und hinter den beiden Gastgebern aufgebaut.
Gordon nahm roten Sekt, der schillerte wie Blut, in dem kleine Luftperlen aufstiegen.
Mit den Gläsern in der Hand gingen Pam und Gordon zu ihren Plätzen.
Für sie war eine kleine Bank reserviert worden, die eine geschwungene Rückenlehne besaß. Auf grünen Kissen nahmen sie Platz. Gordon holte eine Zigarette mit Goldmundstück hervor und zündete sie an. Der Ascher stand auf dem runden Tisch vor ihm.
Pam rauchte nicht. Nur wenn sie bei Feten zu hoher Form auflief, griff sie mal zu einem Stäbchen.
Gordon Kencey genoß es, im Mittelpunkt zu stehen. Durch die dunklen Gläser seiner Brille schaute er die Leute an. Sie alle waren Schmarotzer.
Viele von ihnen lebten nur in den Tag hinein, vor allen Dingen die Mädchen, die noch immer von großen Filmrollen träumten, sich aber, wenn es hochkam, als Modelle durchschlugen und ansonsten von einem Bett zum anderen wanderten.
Das war Cannes, das waren die ehernen Regeln dieser Stadt, und niemand nahm Anstoß daran.
Gordon Kencey war, wenn er ehrlich sich selbst gegenüber sein wollte, keine große Berühmtheit. In seiner Branche und bei einem bestimmten Publikum besaß er zwar einen gewissen Bekanntheitsgrad, doch in der Cannesschen Hochsaison gingen die Schnorrer lieber zu den Feten der Weltstars.
Unter den Gästen erkannte Gordon auch Chiko Thorn. Ein eiskalter Typ, den er bezahlte und der für ihn spionierte. Chiko kam aus dem Baskenland, hatte mal gerungen, war auch im terroristischen Untergrund tätig gewesen und hatte in Marseille Killeraufgaben übernommen. Bis ihm der Boden dort zu heiß wurde und er sich nach Cannes absetzte, wo er in Kenceys Dienste trat. Er sorgte manchmal auch für weiblichen Nachschub, und Chiko war wirklich nicht zimperlich, wenn es um Frauen ging.
Sein Haar war ihm mal ausgefallen. Er lief mit einer Glatze herum und hatte einen Körper, der nur aus
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