0262 - Belphégors Höllentunnel
ebenfalls wie Myxin und Kara überlebt und war in der Gegenwart aufgetaucht, um da weiterzumachen, wo er in der fernen Vergangenheit aufgehört hatte.
Und er besaß das, was er so lange gesucht und nach dem er unermüdlich geforscht hatte.
Das magische Pendel!
Er trug es bei sich, denn es hing, an einem ledernen Band befestigt, um seinen Hals. Das Pendel selbst bestand aus einem ovalen Tropfen, der, wenn er eine starke Magie spürte, eine dunkelrote starke Farbe annahm, so daß er wirkte wie ein zu Eis erstarrter Blutstropfen.
»Ich grüße euch«, sagte der Eiserne, wobei sich sein graubraunes, manchmal an Bronze erinnerndes Gesicht zu einem breiten, herzlichen Lächeln verzog.
Wir nickten nur, und es dauerte etwas, bevor ich eine Frage stellen konnte.
»Wo kommst du her?«
»Es ist eine etwas längere Geschichte«, erwiderte er. »Ich werde sie euch später erzählen.« Er drehte den Kopf und deutete auf den verletzten Inspektor. »Muß er nicht weggebracht werden?«
»Ja, schon.«
»Dann sorge dafür.«
Ich lief zu Breis Dienstwagen. Mit dem Autotelefon kam ich schnell zurecht, und mir gelang auch die Verbindung mit der Dienststelle des Beamten. Ich erklärte die Lage in Stichworten. Ein Hubschrauber würde kommen. Zudem erfuhr ich noch, daß sich die Mordkommission ebenfalls auf dem Wege befand.
Als ich zurückging, nahm ich mir die Zeit, unseren Helfer zu betrachten.
Der Eiserne Engel war überdurchschnittlich groß. Er ragte wie ein Denkmal in die Höhe. Auf seinem Rücken wuchs ein gewaltiges Flügelpaar, das jetzt zusammengelegt war. In Atlantis hatte er über die Vogelmenschen regiert. Die allerdings gab es schon längst nicht mehr, nur der Eiserne hatte die Katastrophe überlebt.
Je nachdem, wie das Licht auf ihn fiel, schimmerte er manchmal wie poliertes Kupfer. In seinem Gesicht regte sich kaum etwas. Es kam mir tatsächlich vor wie aus Metall gegossen. Eine Waffe trug er ebenfalls In einer langen Scheide an seiner linken Seite steckte ein gewaltiges Schwert, das er mit einer spielerischen Leichtigkeit handhabte und das seine Feinde fürchteten.
Wir jedoch hatten ihn zum Freund und waren froh darüber, daß sich das magische Pendel in seinem Besitz befand. Zuvor hatte es der Höllenwurm Izzi gehabt und viel Unheil damit angerichtet. Wir glaubten nämlich, daß er mit Hilfe des magischen Pendels Belphégor aus der Mikrowelt zurückgeholt hatte.
Das Auftauchen des Eisernen überzeugte mich davon, daß wir es in diesem Fall tatsächlich mit Belphégor und dessen Zauber zu tun hatten.
Und ich war gespannt, was er uns zu erzählen hatte.
Suko hatte mit ihm noch nicht gesprochen. Er wartete erst meine Ankunft ab.
»Kommt der Hubschrauber?« fragte er.
»Ja, sie schicken ihn.«
»Das ist gut.«
Ich schaute den Helfer aus einer fernen Vergangenheit an. »Du wirst einen Grund gehabt haben, zu uns zu kommen«, bemerkte ich. »Ist es schon so weit, daß du eingreifen mußt?«
»Fast«, erwiderte er mit seiner sonoren Stimme, die uns volltönend entgegenklang: Sein Blick schweifte von uns ab und schien sich in unendlichen Fernen zu verlieren. »Ich habe damals schon nicht geglaubt, daß Belphégor vernichtet war, als Suko ihn mit der Dämonenpeitsche angriff. Er konnte sich auflösen, und seine Gestalt aus zahlreichen Erdwürmern, durch deren magische Kräfte zusammengesetzt, fand auch wieder zusammen. Er verlor sich in der Tiefe, und zwar in einer Tiefe, wo die unheimlichen Geister der Erde hausen. Verbannte Gestalten aus längst vergessenen Zeiten, die eigene Reiche gebildet haben und die Belphégor als einen der Ihren aufnahmen. Er ist praktisch ihr Schützling, und sie gaben ihm die neue Kraft und das Feuer der Hölle, damit er wieder zurückkehren und Diener finden konnte. Belphégor ist besessen von seinem Haß. Zu vergleichen schon mit dem Teufel, und seine Magie ist immens. Wieder gehorcht ihm die Flammenpeitsche, und sie gehorcht ihm so, daß ihr Feuer andere Menschen zwar verbrennt, sie dennoch am Leben läßt und zu seinen Dienern macht. Tatsächlich aber gehören sie den Erdgeistern, denn wenn sie es wollen, werden sie die Menschen in die unvorstellbaren Tiefen und Schlünde ziehen, um sie zu versklaven. Belphégor brauchte die Menschen. Er will, daß wieder ein Kult um ihn herum aufgebaut wird, und er hat in diesem Land bereits Diener gefunden. Es gibt immer Personen, die ihm hörig sind und seinen Kult ausweiten wollen.«
»Wer ist es?« fragte ich.
»Ich kenne die Namen nicht,
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