0262 - Belphégors Höllentunnel
Muskeln zu bestehen schien. Im Gegensatz dazu stand sein schmales Gesicht, dessen Augen immer einen lauernden Zug zeigten.
Chiko kniff ein Auge zu. Das war für Kencey das Zeichen, daß alles in Ordnung war und die Sache lief.
Jeder hatte jetzt etwas zu trinken. Darauf hatte Gordon gewartet, denn er mußte noch eine kleine Rede halten. An sich nahm er von so etwas Abstand. An diesem Tag jedoch fühlte er sich dazu animiert.
»Also, Freunde«, rief er und wartete, bis es still geworden war. »Ich freue mich, daß ihr gekommen seid, vor allen Dingen zu dieser frühen Stunde, wo man ja noch gern mit dieser oder jener das Bettchen hütet oder die Dusche teilt.«
Das waren Sätze, die gefielen, und die auf der Terrasse sitzenden Gäste lachten.
»Aber das alles ist nicht der Grund meiner kleinen Party hier. Sie soll nur ein Vorgeschmack sein auf das was ich vorbereitet habe. Vielleicht hat es sich schon herumgesprochen, vielleicht auch nicht. Deshalb laßt es mich erklären. Ich habe mir vorgenommen, für meine Freunde am heutigen Abend in meinem Landhaus in den Bergen ein kleines Fest zu geben. Nichts Großes, dafür sehr einfallsreich, denn es wird ein Kerzenfest sein. Das elektrische Licht bleibt abgestellt. Wir sind also unter uns und sehr intim. Na, wie gefällt euch das?«
Der Beifall bekundete, wie sehr die Idee ankam. Erste Hochrufe durchdrangen die Luft, und man trank auf den spendablen Gastgeber.
Der fühlte sich in seinem Element. Nur gut, das hinter den dunklen Gläsern der Brille niemand seine Augen sah. Mancher hätte sich bestimmt vor dem kalten Ausdruck gefürchtet, denn Gordon Kencey betrachtete seine Gäste so mitleidslos wie eine Schlange das vor ihr sitzende Kaninchen. Das Lächeln des Mundes jedenfalls erreichte die Augen längst nicht.
Auch Pamela Sanders fürchtete sich in manchen Augenblicken vor diesem Mann an ihrer Seite. Er konnte ein zärtlicher Liebhaber sein, auf der anderen Seite jedoch kalt und gefühllos wie ein Roboter. Ein Mann, der das Grauen brachte und Menschen nur als Figuren ansah.
Pamela dachte auch daran, wie lange sie noch das Leben an seiner Seite führen konnte. Wurde es wärmer und kam erst einmal der Sommer, dann strömten aus allen Teilen Europas die Mädchen an die blaue Küste. Und darunter gab es Girls, die noch jünger, noch aufreizender und noch langmähniger waren.
Auf diese Zeit mußte sich Pam einstellen. Bis es soweit war, wollte sie das Leben genießen und ihre bohrende Angst immer wieder unterdrücken. Die Sache mit Dallas stimmte auch nicht. Man hatte ihr keine Rolle angetragen, aber so etwas machte immer Eindruck. Mit der Wahrheit nahm es niemand hier genau.
Sie trank. Ihre Kehle schien plötzlich ausgedörrt zu sein, und sie kippte das Gemisch aus Wodka und Martini mit einem Ruck hinunter. Im Magen breitete es sich warm aus.
Lässig hockte Gordon neben ihr. Er hatte die Beine übereinandergeschlagen. Sein rechter Arm lag zum Teil auf der Banklehne, und die Finger seiner Hand spielten mit den langen Haaren des Mädchens.
Da er die Getränke nicht limitiert hatte, sprachen seine Gäste dem Alkohol eifrig zu. So dauerte es nicht lange, bis die ersten von ihnen glasige Augen bekamen.
Auch Pamela Sanders spürte die Wirkung des Alkohols. Sie hatte so gut wie nichts gegessen, nur eine dünne Toastscheibe, dazu zwei Tassen Kaffee getrunken. Jetzt spürte sie die wohlige Wirkung des Alkohols, und sie kam sich vor, als würde man sie auf Wolken hinwegtragen, obwohl sie weiterhin auf der Bank saß.
Ihr klarer Blick veränderte sich, und sie schüttelte den Kopf, um die Benommenheit zu vertreiben.
Auch Gordon merkte, was los war. »He«, sagte er, »was ist mit dir, Kleine?«
»Ich glaube, ich…« Sie kicherte. »War wohl ein wenig viel, dein großes Mixgetränk.«
»Ja, ich nehme immer reichlich Wodka.«
»Das habe ich bemerkt.« Sie warf dem neben ihr sitzenden Mann einen Blick zu. Obwohl sie leicht angetrunken war, bemerkte sie die Veränderung in seinem Gesicht.
Aus den Nasenlöchern und unter den Rändern der Sonnenbrille her krochen vier schwarze Würmer.
Pamela Sanders begann, gellend zu schreien!
***
Ich konnte es kaum fassen. Und als ich Suko ansah, entdeckte ich auf seinen Zügen das gleiche Erstaunen, das mich gefangenhielt. Mit dem Eisernen Engel hatten wir nicht gerechnet, obwohl es eigentlich in gewisser Hinsicht auf der Hand lag, denn der Eiserne war ein Feind großer Dämonen. Er stammte aus Atlantis, hatte den großen Untergang
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