0263 - Das gläserne Grauen
seinem gesamten Gewicht wuchtete Suko gegen die Tür…
***
Man hatte mich entdeckt.
Und dieser Brian Bellamy ließ sich auf nichts ein. Er warf sich auf mich zu, ich sah diesen seltsamen Stab in seiner Hand und wußte, daß er mir gefährlich werden konnte.
Er kam wie ein Messer, rammte vor und hätte mich auch getroffen, wenn ich nicht schnell wie ein blitzartiger Gedanke zu Boden getaucht wäre, um der Attacke zu entgehen.
Über meinen Kopf hinweg fuhr der Schlag, und die Waffe rammte genau in die Hecke.
Da lag ich schon am Boden, überrollte mich und sprang wieder auf die Füße.
Ein Zischen und Kirren ertönte. Ich riskierte einen raschen Blick zurück und erlebte die Wirkung dieses Stabes.
Die Hecke vor mir verglaste!
Es war grauenhaft, wie die natürliche Farbe verschwand und die Zweige zu milchig gläsernen Armen wurde, die sich ineinander verhakten und ein kristallines Flechtwerk bildeten.
Ähnliches hätte auch mir bevorgestanden.
Kalt rann es meinen Rücken hinab, während ich auch auf den zweiten, James Webster, achtgeben mußte.
Der hatte seinen rechten Arm aus der Tasche gezogen. Auch er hielt diese Waffe fest, die so harmlos aussah, aber verdammt gefährlich werden konnte.
Grinsend kam er auf mich zu.
Von der Seite löste sich der Einarmige. Beide schritten auf ihren gläsernen Beinen, und ich vernahm manchmal ein komisches Splittern oder Knacken, daß es mir kalt den Rücken hinabrann.
So etwas hatte ich noch nie gesehen. Es gab nicht viel, wovor ich wirklich Angst hatte. Das hier gehörte dazu.
Sie hatten mich eingekreist, wollten eine Zange aufbauen, um von zwei Seiten zu kommen und mir keine Chance zu lassen.
Um wen sollte ich mich zuerst kümmern?
Mir sagte der mit dem einen Arm mehr zu. Er konnte sich sicherlich nicht so gut wehren wie der zweite Kerl, der noch völlig normal war. Nur durfte mich keiner der beiden mit diesen verdammten Stäben erwischen.
Es war ein schlechter Platz für einen Kampf. Rechts und links die Hecken, kein Platz, um auszuweichen, da zog ich meine Beretta.
Webster lachte, bevor er sagte: »Du kannst uns nicht mit einer Kugel töten.«
»Das will ich auch nicht«, erwiderte ich und schoß.
Der Abschußknall zerriß die Stille der Nacht und rollte als Echo weiter.
Ich hatte auf den rechten Arm gehalten und auch genau getroffen. Die Kugel hieb durch die Kleidung, ich vernahm einen satten Laut und auch ein Splittern.
Dann mußte ich zur Seite springen, denn der Typ hinter mir war schon verdammt nah.
Sein Schlag verfehlte mich, ich jedoch pustete ihm eine Silberkugel ins Bein.
In Höhe des Knies wurde das Bein zerschmettert. Risse entstanden, ein Loch, Splitter flogen, aber er ging weiter, auch mit einem Loch im Bein, und sein Artgenosse kam von der Seite, um mich anzuspringen. Mit einer schnellen Drehung entwischte ich ihm, schoß wieder, erzielte nur einen Streifschuß und hörte im nächsten Augenblick die Stimme eines Mannes.
Vielleicht ein Nachtwächer oder Frühheimkehrer, auf jeden Fall wußte dieser Mann nicht, in welch eine Gefahr er sich begab, auch wenn er nachsehen oder helfen wollte.
Wenn er jetzt kam und den beiden Wesen in die Arme lief, konnte es bitter für ihn ausgehen.
Auch meine Gegner hatten ihn gehört. Und sie taten etwas, was ich nicht begriff. Sie machten kehrt und rannten davon. Und zwar den Weg entlang, den ich gekommen war.
An der Treppe erschien der Mann. Er trug eine Taschenlampe bei sich.
Als er näherkam, konnte ich auch seine Uniform und die Waffe in seiner Hand erkennen.
Verdammt, wenn ich jetzt rannte, dann schoß der Knabe. Die anderen bekamen einen Vorsprung.
»Bleiben Sie stehen!« Die Stimme des Polizisten hallte ihnen nach. Sie kümmerten sich nicht darum, und der Beamte war froh, wenigstens einen erwischt zu haben, nämlich mich.
»Keine Bewegung!« fuhr er mich an und richtete sein Schießeisen auf mich.
Den Ausweis hatte ich schon zuvor gezogen. »Schauen Sie sich an, was ich in der Hand halte!« sagte ich und wedelte mit der Legitimation.
Er kam einen Schritt näher. Wir standen zum Glück nahe einer Laterne.
Er hatte gute Augen und nickte schließlich, als er sich von meiner Harmlosigkeit überzeugt hatte.
»Alles klar?« fragte ich.
»Ja, Sir, aber hier wurde geschossen.«
»Das war ich, und ich werde die beiden auch verfolgen. Sie, Meister, bleiben hier!«
»Ja, Sir!« Er warf einen Blick auf die veränderte Hecke. »Hat es geschneit?« fragte er.
»Auch das«, erwiderte ich und folgte
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