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0263 - Das Syndikat der toten Seelen

0263 - Das Syndikat der toten Seelen

Titel: 0263 - Das Syndikat der toten Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Syndikat der toten Seelen (1 of 3)
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Kampf.«
    Wir stülpten uns die Hüte wieder auf und verließen das Distriktsgebäude. Mit dem Jaguar fuhren wir hinab in die Downtown, und zwar in eines der winkligen Viertel am East River.
    Der »Lustige Issy« betrieb eine Art Seemannskneipe, nachdem er in frühen Jahren wegen einer Mordgeschichte zu Lebenslänglich verurteilt und mach einundzwanzig Jahren begnadigt worden war. Issy hatte seine Kneipe aufgemacht. Daß sie zu einem Treffpunkt der New Yorker Unterwelt wurde, lag nicht in seinem Willen, aber er konnte es auch kaum verhindern. Für die Ganoven war er einer der ihren, weil er über zwanzig Jahre im Zuchthaus gesessen hatte. Issy freilich blieb ehrlich, wie man es sich nur wünschen konnte. Er bediente seine Gäste, machte kein Hehl daraus, daß er nichts mehr mit ungesetzlichen Dingen zu tun haben wollte — und genoß dennoch das Vertrauen der Unterwelt. Issy schnappte an einem Tag mehr vertrauliche Bemerkungen aus Unterweltskreisen auf, als sie die Polizei in einer Woche Zusammentragen konnte. Natürlich machte sich das die Polizei gelegentlich zunutze, aber sowohl die Stadtpolizei als auch das FBI hüteten sich, allzu oft bei Issy aufzukreuzen, und wenn wir jemand festnahmen, weil der Tip von Issy kam, dann versuchten w'ir immer, es so einzurichten, daß kein Verdacht auf Issy fallen konnte.
    Funny Issy war erst zwei- oder dreiundvierzig Jahre alt, sah aber aus . wie fünfzig oder drüber. Es mußte an den vielen Jahren liegen, die er im Zuchthaus zugebracht hatte. Seine Hautfarbe zeigte ein ungesundes Grau, seine Haltung war ein wenig in sich zusammengesunken, und seine Augen blickten meistens auf den Boden. Trotzdem konnte man sicher sein, daß einem Issy die Wahrheit sagte, wenn er sich überhaupt entschloß, eine Frage zu beantworten. Wollte er es nicht, schwieg er eben, statt zu lügen. Wir wußten das zu schätzen.
    Seine Kneipe hatte zwei Eingänge: einen von vorn, einen anderen vom Hof her. Wir ließen den Jaguar vier Querstraßen weit von Issys Kneipe entfernt stehen und gingen zu Fuß weiter, um nicht aufzufallen. Wir kannten längst eine Möglichkeit, in den Hof zu gelangen, ohne die Einfahrt zu benutzen, die zu Issys Grundstück gehörte. Wenn man in der nächsten Farallelstraße ein Mietshaus nach .hinten durchquerte, kam man in einen Hof, der direkt an Issys Hof grenzte. In die Trennmauer war ein Tor eingelassen, das seit undenkbaren Zeiten uns offenstand, denn wir hatten von unseren technischen Experten kurzerhand Nachschlüssel für das Tor anfertigen lassen.
    Es mochte kurz nach sieben gewesen sein, als wir durch den hinteren Eingang das Haus betraten. Ein schmaler, düsterer Flur führte nach vorn zur Gaststube. Links lagen die Türen für die Toiletten, rechts eine Tür zu einen Abstellraum und ein Stück weiter vorn eine Tür, die in Issys Küche führte. Diese Tür benutzten wir. Die Küche war ungewöhnlich groß und diente Issy gleichzeitig als Wohnzimmer. In einer Ecke stand ein billiges TV-Gerät und ein Plattenspieler. Issy hatte aus dem Zuchthaus eine recht seltene Leidenschaft mitgebracht: Er hörte gern geistliche Musik des i7. und 18. Jahrhunderts. Jeden Dollar, den er erübrigen konnte, steckte er in seine Plattensammlung. Wir verstanden nicht viel davon, aber wir hatten uns sagen lassen, daß bereits ein kleines Vermögen in dieser Sammlung angelegt sei.
    Um uns gegen Überraschungen aus dem Flur her zu schützen, schoben wir den Riegel von innen vor. Jetzt gab es nur noch eine Tür, durch die man die Küche betreten konnte, nämlich jene, die unmittelbar hinter die Theke führte.
    Diese Tür bestand in ihrer oberen Hälfte aus Fensterglas, vor dem ein verwaschener gelblicher Vorhang hing. Phil schob den Vorhang mit den Fingerspitzen ein Stück beiseite und spähte durch den kleinen Spalt.
    »Niemand im Lokal zu sehen«, murmelte er.
    »Dann gib Issy unser Zeichen«, sagte ich.
    Phil ließ den Vorhang los und trat ein paar Schritte weiter nach rechts. Dort gab es ein Waschbecken mit einem Wasserhahn. Die Wasserleitung kam von demselben Rohr, das auch das Spülbecken in der Theke versorgte, und wenn man in der Küche das Wasser laufen ließ, konnte Issy an der Theke das schwache Rauschen in der Leitung hören.
    Phil ließ also das Wasser ein paar Sekunden laufen und drehte den Hahn wieder zu. Fast im selben Augenblick kam Issy auch schon herein. Seinen Spitznamen »Lustiger Issy« hatte er erhalten, weil jeder zweite Satz von ihm eine witzige oder auch nur ironische

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