0263 - Das Syndikat der toten Seelen
geheimnisvollen Anruf von ein'er ebenso geheimnisvollen Dame am Abend seines Todes. Danach kam er als alter Mann auf die verrückte Idee, selbst auszufahren. Obgleich er doch sonst immer mit seinem Chauffeur ausfuhr. Ein paar Stunden später war er tot. Es könnte doch sein, daß man ihn hier zu dieser Adresse bestellte, nicht, war? Ich werde dieses Institut auf der Stelle aufsuchen. Ich werde ein bißchen auf den Strauch klopfen. ' Mal sehen, was dabei herauskommt«
Sterne lächelte, als er den glühenden Eifer in den Augen des jungen Polizeioffiziers sah.
»Viel Erfolg, Matthew«, sagte er warm. »Wir freuen uns immer, wenn wir euch unter die Arme greifen können. Gute Nacht, Leutnant.«
»Gute Nacht, Sterne. Und nochmals vielen Dank!« rief der Leutnant lebhaft. Dann machte er sich auch schon über das New Yorker Adreßbuch her.
Er fand das gesuchte Institut nicht. Er schlug im Telefonbuch nach, aber auch dort war es nicht verzeichnet. Er nahm den Telefonhörer und wählte die Auskunft.
»Sagen Sie, Fräulein«, brummte er, »kann es sein, daß Leute einen Telefonanschluß haben, auch wenn er nicht im Telefonbuch steht?«
»Selbstverständlich, Sir. Dafür gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder hat der Teilnehmer ausdrücklich gewünscht, daß seine Nummer nicht im Verzeichnis aufgenommen wurde. Das tun viele Politiker und Schauspielerinnen, die sich sonsi wahrscheinlich vor Anrufen nicht retten könnten. Oder aber der Anschluß ist neu und erst nach Drucklegung des letzten Verzeichnisses eingerichtet worden.«
»Schön«, erwiderte Matthew. »Angenommen, der Anschluß wäre also so jungen Datums, daß er deshalb nicht im Buch steht. Trotzdem muß doch seine Nummer irgendwo zu erfahren sein.«
»Bei mir können Sie alle neuen Anschlußnummern erfahren, Sir. Wir haben eine Kartei hier, die ständig auf dem Laufenden gehalten wird.«
»Großartig, Ich suche das Paul-Rusky-Institut für angewandte Chemie.«
»Einen Augenblick, Sir Ich sehe nach.«
»Bitte.«
Matthew klemmte sich den Hörer mit der hochgezogenen Schulter fest und suchte seine .Zigarillos. Als er sie gefunden hatte, steckte er eins an und blies den Rauch genießerisch aus. Kurz darauf meldete sich die Telefonistin wieder.
»Der Teilnehmer hat die Anschlußnummer MUrray Hill 4-2117.«
»MU 4-2117«, wiederholte Matthew, während er sich die Nummer notierte. »Können Sie mir auch sägen, wie lange der Anschluß besteht?«
»Ich weiß nicht, Sir, im allgemeinen dürfen wir nicht mehr als die Nummer sagen.«
»Hier ist die Polizei, Unfallabteilung, Leutnant Matthew«, sagte der Leutnant. »Da könnten Sie vielleicht eine Ausnahme machen, wie?«
»Na gut, bei der Polizei kann man’s wahrscheinlich riskieren. Auf der Karte ist eingetragen, daß der Anschluß am 22. Januar eingerichtet wurde. Er besteht also etwas länger als acht Wochen, Sir.«
»Danke, mein Engel«, erwiderte Matthew. »Wenn ich nicht verheiratet wäre, würde ich Sie zum Abendessen mit anschließendem romantischen Beisammensein in einer Bar einladen.«
»Wenn ich nicht ebenso verheiratet und nebenbei Mutter von drei Kindern wäre, würde ich Ihre Einladung vielleicht sogar annehmen«, konterte die Telefonistin schnippisch. »Gute Nacht, Leutnant.«
»Gute Nacht, Helferin der armen Polizisten«, grinste Matthew und legte den Hörer auf.
Er blätterte abermals im Adreßbuch und suchte das Erscheinungsjahr. Es stammte noch aus dem Vorjahre. Wenn aber das Institut erst seit Januar bestand, konnte es folglich auch nicht im Adreßbuch aus dem Vorjahr enthalten sein.
Zufrieden stülpte sich Matthew den Hut auf den Kopf und knipste seine Bürolampe auf dem Schreibtisch aus. Noch bevor er mit irgend jemand von diesem Institut gesprochen hatte, wußte er immerhin schon, daß es ein recht junges Unternehmen sein mußte. Wenn es nicht schon abends gewesen wäre, hätte er leicht durch ein paar Telefongespräche noch einige andere Tatsachen über dieses Institut bei anderen Behörden in Erfahrung bringen können.
Matthew verließ das Gebäude und setzte sich in seinen alten klapprigen Ford, der nun schon seine vier Jahre auf dem Buckel hatte, aber noch immer treu und brav seine Dienste tat. Im nächsten Jahr, dachte Matthew, muß ich mich aber wirklich nach einem neuen Vehikel umsehen.
***
Er wartete auf eine Unterbrechung der Autoschlange, die vorn in der Straße vor der Ausfahrt des Gebäudes vorüberrollte. Endlich kam eine solche Lücke in Sicht. Matthew ließ seinen Ford
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