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0263 - Wenn die Totengeister schreien

0263 - Wenn die Totengeister schreien

Titel: 0263 - Wenn die Totengeister schreien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Vertretung, aber das Büro einer Tochterfirma ist in Glasgow. Wenn ihr Hilfe braucht, ruft da oder bei mir an.«
    Zamorra nickte. »Machen wir«, sagte er.
    Wie hoch die Mittel einzuschätzen waren, die Stephan Möbius notfalls ins Feld bringen konnte, hatte sich erst vor kurzem bei der Rückeroberung des Châteaus gezeigt. Ohne die Hilfe der Pariser Tochterfirma mit ihren Forschungslabors würde zumindest die Telepathin Monica Peters nicht mehr leben.
    »Auf geht’s«, drängte Nicole. »Wir wollen keine Zeit verlieren. Auf dem Rückweg laden wir uns zu einem riesigen Topf Kaffee, Rezept made in Germany, ein, ja?«
    Möbius nickte schmunzelnd. »Der deutsche Kaffee ist das einzige, was mich hier noch aufrecht hält«, verriet er. »Den englischen kann man nur verkaufen, aber nicht trinken, und für Tee habe ich mich noch nie interessiert… Die spinnen, die Briten, wie Herr Asterix stets zu sagen pflegt.«
    Der Abschied war kurz und herzlich.
    Ein paar Sekunden später waren sie bereits in der Hauptstadt Schottlands.
    ***
    Sir Glenn suchte die Familiengruft auf. Mister Pickford, der Butler, und der Burggärtner Arthur, dessen Nachnamen niemand zu kennen schien, nicht einmal der Earl selbst, begleiteten ihn und leisteten ihm Schützenhilfe. Immerhin fiel die Gruft auch in Arthurs Zuständigkeit als Gärtner.
    Den furchtbaren Schrei am vergangenen Abend hatte er auch gehört. Der war durch jede noch so dicke Mauer gedrungen. Und Arthur hatte auch von den damaligen Geschehnissen gehört.
    Er rollte die Ärmel hoch. Seine Muskeln waren beachtlich. Wenn er zupackte, flogen die Fetzen.
    Die Familiengruft war ein weißgetünchtes Bauwerk am Rand der Burganlage. Es drückte sich förmlich an die Burgmauer, die noch vor hundert Jahren doppelt so hoch gewesen war. Viel Platz beanspruchte sie nicht, war aber inzwischen auch schon fast restlos gefüllt. Dicht danaben befand sich die kleine Kapelle.
    Ralbury Castle war eine großzügige Anlage. Das Vorwerk war begrünt worden, und von dort holte Arthur im Sommer die Blumen, die er vor der Gruft aufbaute. Jetzt, in der kalten Jahreszeit, gab es da nur Kunstblumen. Aber die machten sich auch recht hübsch, wie Lady Mabel zuweilen festzustellen beliebte.
    Der Eingang zur weißen Familiengruft lag seitwärts und durch Sträucher und Büsche dem direkten Blick verborgen. Arthur ging voraus, umrundete die immergrünen Sträucher und blieb stehen.
    »Hölle und Verdammnis!« knurrte er erbost.
    Sir Glenn war froh, daß Mabel uns nicht hörte. Fluchen am ersten Tag der Woche sollte Unglücjc bedeuten, wie sie immer behauptete. Sir Glenn dagegen fand diese Verwünschungen zuweilen erleichternd.
    Er sah Arthur über die Schulter.
    Das Bauwerk besaß eine große, zweiflügelige Eisentür. Da konnte man eine Panzergranate gegenfeuern, ohne daß sie nachgab.
    Diesmal hatte sie nachgegeben.
    »Wie damals«, keuchte der Earl. »Unfaßbar! Ich hatte bis jetzt noch gehofft, daß es wirklich nur ein makabrer Scherz war. Aber das hier…«
    Er verstummte.
    Beide Türflügel waren verformt. Eine war aus den oberen stabilen Angeln gerissen. Der Earl erschauerte. Welche Kraft war in der Lage, derart massive Türen einfach aufzubrechen und in sich zu verbiegen?
    Er begann sich vor dem Bild zu fürchten, das ihn im Innern erwartete.
    Langsam trat er in den Durchgang. »Von innen aufgebrochen«, murmelte er. Seine Hand tastete nach dem Lichtschalter. Es knackte, aber das war alles. Es blieb dämmerig. Es gab nur das Licht, das durch die Tür hereinfiel, und das war herzlich wenig.
    »Wenn Sie gestatten, Sir, eile ich, eine Lampe zu beschaffen«, sagte Mister Pickford ein wenig heiser.
    »Tun Sie das!«
    Arthur war praktischer veranlagt. Noch während der Butler davoneilte, brach er von einem Baum einen kleineren Ast ab und setzte ihn mittels seines Feuerzeuges in Brand. »Sie erlauben, Sir?« Und damit schob sich das Kraftpaket an dem Earl vorbei in das Innere der Gruft.
    »Heiliger Rauch… als hätten hier die Hunnen gehaust!«
    Der flackernde Fackelschein ließ das Grauen offenbar werden. Sechzehn Särge hatten hier auf Sockeln gestanden, sorgfältig und für eine Ewigkeit versiegelt. Das war einmal. Jetzt sahen die ehemals reich verzierten Totenkisten aus, als wäre jede einzelne von einer Explosion aufgefetzt worden.
    »Nein«, flüsterte der Earl. »Das ist unmöglich…«
    »Leer«, sagte Arthur, der von Sarg zu Sarg ging. »Die Toten stehen auf. Ich habe Angst, Sir.«
    Sir Glenn nickte stumm.

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