0264 - Das Schlangen-Monstrum
nicht mehr heran, um es wieder abzuschalten… das Ding entwickelt mir ein wenig zu viele Haken und Ösen. Ich werde es in den nächsten Bach werfen.«
»Ich habe keine Vibration gespürt«, sagte Nicole.
»Kein Wunder. Du hast es ja auch nicht aktiviert«, sagte er.
»Trotzdem solltest du es nicht in den Bach werfen«, widersprach Nicole. »Du könntest…«
Er unterbrach sie. »Es nützt mir nichts, verstehst du? Überhaupt nichts! Vorhin, als ich versuchte, den grünen Schutzschirm zu erzeugen, wandte der sich zugleich gegen mich selbst und hätte mich damit fast umgebracht! Jetzt die Vibration… und wenn ich einer dämonischen Kreatur gegenüberstehe und sie mit dem Amulett vernichte, vernichte ich mich zugleich selbst.«
Nicole schwieg betroffen.
Zamorra zuckte mit den Schultern. »Unter diesen Umständen kann ich es nicht mehr benutzen«, sagte er. »Da hätte ich es ebensogut in Leonardos Händen lassen können.«
»Vielleicht gibt es noch eine Möglichkeit, es wieder in geordnete magische Bahnen zu zwingen.«
»Aber dafür brauche ich Zeit, die ich hier nicht habe. Es wird nicht bei diesem Angriff bleiben. Ich bin gespannt, was uns als nächstes erwartet. Was immer auch unser Gegner ist - der nächste Angriff wird noch ein wenig heimtückischer.«
»Es sei denn«, sagte Nicole leise, »wir kommen diesem Gegner zuvor und starten einen Gegenangriff…«
»Im Morgengrauen«, sagte Zamorra. Er schaute auf die Uhr. »Das dauert ja nicht mehr lange. Und ich möchte empfehlen, Stiefel zu tragen.« Er deutete auf Straker. »Vorsichtshalber. Durch die harten Lederschäfte kommen die Schlangen nicht durch.«
Nicole nickte. »Ich werde deinen Rat beherzigen«, sagte sie.
***
Die Schlangenhexe war außer sich. Wiederum war es den Sterblichen gelungen, einen Angriff zurückzuschlagen! Wie war das möglich? Über welche magischen Kräfte verfügten sie?
Sie mußte an den Montagne denken. Der wußte wohl, warum er diesen Zamorra tot sehen wollte. Der Mann war äußerst gefährlich. Und der Montagne war nur klug, wenn er andere die Kastanien aus dem Feuer holen ließ. In diesem Fall Sirna.
Und selbst wenn sie nicht wollte, arbeitete sie ihm jetzt in die Hand. Denn sie mußte den Tempel schützen. Die Sterblichen würden nicht aufgeben. Sie würden kommen, und sie würden den Weg finden. Sirna wußte es. Und sie wußte, daß sie es verhindern mußte. Uni jeden Preis.
Aber es hatte keinen Sinn, das kleine Lager auf der Lichtung noch einmal anzugreifen. Die Sterblichen würden einen weiteren Angriff erwarten und erwartungsgemäß Zurückschlagen. Das wäre also verschwendete Kraft.
Nein, es mußte irgendwie anders gehen.
Sie mußten in eine Falle tappen, wenn sie sich näherten.
Sirna verließ den Tempel des rubinroten Schädels und bewegte sich durch die Dunkelheit. Ihre ausheilende Verletzung schmerzte immer noch, und sie humpelte ein wenig, aber sie war dennoch schnell und sicher. In der Dunkelheit sah sie wie eine Katze.
Und sie bereitete die Falle vor. Die Schlangen, die noch erzürnt über ihre Niederlage waren, halfen ihr dabei…
***
Rogerson, der wissenschaftliche Leiter der kleinen Station, erwachte, als im Morgengrauen jemand seine Unterkunft betrat.
Rogerson sah auf die Uhr. Wer störte ihn zu so früher Stunde? Und von Anklopfen hatte der Störenfried wohl auch noch nie etwas gehört! Verärgert schwang sich Rogerson aus der Koje, schlüpfte in Hemd und Hose und betrat den kleinen Wohnraum.
Den Mann, der dort stand, hatte er noch nie zuvor gesehen. Er war völlig in Schwarz gekleidet, etwas dickleibig und wirkte wie eine häßliche Kröte. Rogerson schnappte nach Luft.
Ein Blick aus den schwarzen Augen ließ ihn erstarren.
Der Fremde hob die Hand. »Menschen sind unterwegs«, sagte er. »Einer von ihnen nennt sich Zamorra.«
Rogerson nickte wider Willen. Er versuchte etwas zu sagen, aber es gelang ihm nicht. Der Fremde hatte ihn völlig in seiner Gewalt.
Er hypnotisiert mich, dachte Rogerson verwundert, verbesserte sich aber sofort wieder. Ein Hypnotisierter ist nicht in der Lage, seinen Zustand zu erkennen! Also mußte es irgendwie anders sein…
»Es kann sein, daß dieser Zamorra lebend zurückkehrt, obgleich ich eigentlich nicht damit rechne«, sagte der Fremde. »Wenn ja, so wirst du ihn unverzüglich von den Soldaten festnehmen lassen und mich rufen. Den Rest übernehme ich dann selbst.«
»Aber…«, murmelte Rogerson, der jetzt endlich wieder sprechen konnte. »Aber wie kann
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