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0264 - Nachts, wenn der Wahnsinn kommt

0264 - Nachts, wenn der Wahnsinn kommt

Titel: 0264 - Nachts, wenn der Wahnsinn kommt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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was sie wahrscheinlich auch sein sollte.
    Man aß schweigend. Wenn geredet wurde, dann nur flüsternd. Viele Blicke richteten sich auch auf Carla Bergamo, die überhaupt nichts sagte, sondern mit sich und ihren Gedanken allein blieb.
    Sie hatte nie mit der Macht ihres Vaters spekuliert, weil sie die einfach ablehnte, aber an diesem Morgen war sie zu dem Entschluß gekommen, daß ihr Vater eingreifen mußte. Er sollte herausfinden, was mit Franca geschehen war. Wenn es einer schaffte, dann er.
    Dabei wollte sie sich absichern. Luigi Bergamo sollte eine Doppelnachricht bekommen Einmal durch sie per Telefon, zum zweiten eine schriftliche Notiz.
    Carla hatte unter dem Personal eine Vertraute. Es war Maria, die Küchenhilfe. Eine herzensgute Frau, für die Carla so etwas wie eine Tochter war.
    Die beiden hatten sich angefreundet. Maria hatte nur am Morgen Dienst.
    Sie würde dafür sorgen, daß Luigi Bergamo die Nachricht schon früh genug bekam und entsprechende Maßnahmen einleiten konnte.
    Carla gehörte zu den ersten, die mit dem Frühstück fertig waren. Danach hielt sie nichts mehr auf ihrem Platz. Sie stand auf und war eine der ersten, die den Saal verließ.
    Dabei mußte sie an der Propow vorbei, sah deren scharfen Blick auf sich gerichtet, und ihre Haut im Nacken zog sich zusammen. »Willst du schon gehen, Carla?«
    »Ja.«
    »Du bist aber pünktlich!«
    »Sicher, Signora.«
    Hastig verließ Carla den Raum Draußen atmete sie tief durch. Sie war froh, nicht mehr bei den anderen sein zu müssen, wandte sich der großen Treppe zu und lief leichtfüßig hoch zu ihrem Zimmer. Sofort stieß sie die Tür auf, drückte sie schnell hinter sich zu und lehnte sich mit dem Rücken gegen das Holz. Erst jetzt merkte sie, wie sehr sie zitterte. Die Vorfälle waren auch an ihr nicht spurlos vorübergegangen. Reine Nervensache war das alles.
    Sie zog eine Schublade des kleinen Schreibtisches auf und holte ein Blatt Papier hervor. Hastig schrieb sie ein paar Zeilen, überflog den Text noch einmal, nickte zufrieden und knüllte das Papier dann zusammen, bevor sie es in der Faust hielt und ihr Zimmer wieder verließ.
    Diesmal war sie vorsichtiger. Sie schaute sich um, fand den Gang leer und lief wieder auf die Treppe zu. Während sie die Stufen nach unten lief, hielt sie sich dicht an der Wand. So konnte sie wenigstens nicht so schnell gesehen werden.
    Unten angekommen, atmete sie auf. Jetzt mußte es ihr nur noch gelingen, von der Propow ungesehen in die Küche zu schlüpfen, wo sich Maria zumeist aufhielt.
    Auch das schaffte sie.
    Maria trug wie immer einen weißen Kittel und drehte ihr den breiten Rücken zu. Sie stand über eine Spüle gebeugt und zuckte zusammen, als Carla sie ansprach. Dann wirbelte sie herum. Ihr rundes, mütterlich wirkendes Gesicht war rot angelaufen, und sie preßte beide Hände auf den wogenden Busen.
    Zum Glück befanden sich die beiden allein im Spülraum. Das konnte sich sehr schnell ändern, deshalb beeilte sich Carla auch so. »Sag jetzt nichts, Maria«, flüsterte sie, »und hör mir nur zu.«
    »Ja, ja, Kind, was ist denn?«
    Carla Bergamo drückte ihr den Zettel in die Hand. »Ich möchte, daß du diese Nachricht meinem Vater zukommen läßt, Maria. Hast du verstanden?«
    »Ja.«
    Das Mädchen nickte erleichtert. »Es soll dein Schaden nicht sein, und mein Vater wird dich auch zu sich lassen, dessen kannst du sicher sein.«
    »Der große Capo?«
    »Ja, der große Capo, denn es geht um seine Tochter.«
    »Gut, wenn du meinst.« Sie ließ den Zettel in der Kitteltasche verschwinden.
    »Das werde ich dir nie vergessen, Maria!« flüsterte Carla und huschte hinaus, denn sie hatte bereits Schritte gehört. Die anderen kamen und wollten helfen.
    In der Halle blieb sie stehen und wischte sich den Schweiß von der Stirn. Das war geschafft. Jetzt allerdings folgte der schwierigste Teil des Plans.
    Sie mußte ihren Vater zusätzlich noch anrufen. Und das Telefon stand im Büro der Propow.
    Es lag ebenfalls unten. Ziemlich dicht am Eingang. Eigentlich war es nie abgeschlossen. Carla hoffte, daß sie auch jetzt Glück haben würde. Im Treppenhaus hörte sie die Stimmen der übrigen Mädchen. Auf leisen Sohlen huschte sie auf das Büro zu und atmete auf, als sie die Tür nach innen aufstoßen konnte.
    Das Telefon stand auf dem Schreibtisch. Es war ein alter schwarzer Apparat. Wenn jemand telefonierte, konnte er direkt aus dem Fenster vor den Eingang schauen und hatte so einen guten Überblick.
    Carla Bergamo

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