0265 - Das Zeitauge
Impulse mit Lichtgeschwindigkeit durch eine Kabelverbindung. Sie wußten noch nicht, an welcher Stelle des tefrodischen Geheimstützpunktes sie materialisieren würden, sondern hatten nur Richtung und Entfernung bestimmen können.
Vielleicht würden sie in der Vakuumkammer eines Zyklotrons landen, vielleicht auch vor den Waffenmündungen eines Dutzend Roboter...
*
Perry Rhodan sah mit zusammengekniffenen Augen zu, wie eine rote Schaltplatte nach der anderen erlosch und wie sich ein grüner Schimmer über den Flachen ausbreitete.
Sein Herz schlug bis zum Hals. Wieder einmal hing sein Schicksal nur an einem Faden. Die Treffer lemurischer Kampfschiffe erschütterten die CREST III zwar augenblicklich seltener, aber schon formierten sich die Gegner neu. In weniger als zwei Minuten würde der eigentliche Angriff erst beginnen. Vielleicht hatte Admiral Hakhat die Kampfkraft des Ultragiganten anfänglich unterschätzt.
Fast die gesamte Wachflotte wurde im Kampfgebiet zusammengezogen.
Noch eine Minute bis zum sicheren Ende...
Die letzte Schaltplatte wurde grün, verwandelte sich aber sofort wieder in ein rotes Warnsignal, als eine feindliche Breitseite die CREST III gleich einer riesigen Glocke schwingen ließ.
„Egal!" rief der Großadministrator erregt. „Wir müssen es wagen, auch wenn der Kalup nicht hundertprozentig einsatzbereit ist. - Oberst Rudo, gehen Sie in den Zwischenraum!"
Es klang wie das Zischen eines Hochdruckventils, als der Epsaler aufatmete. Auf diesen Befehl hatte er nur gewartet. Von irgendwo aus dem Schiffsinnern drang stotterndes Röhren und Tosen bis in die abgeschirmte Kommandozentrale. Das Stottern beruhigte sich allmählich, und bald wurde das kontinuierliche Dröhnen nur noch ab und zu von krachenden Schlägen unterbrochen.
Im Frontbildschirm tauchte eine unübersehbare Masse blitzender Pünktchen auf. Es mußten Tausende von Großkampfschiffen sein, und in weniger als zehn Sekunden wurden sie nahe genug herankommen, um das Feuer zu eröffnen.
Doch die zehn Sekunden waren noch nicht zur Hälfte verstrichen, da versank das unbekannte Universum in einem Wirbel von Dunkelheit und huschenden Lichtern.
Die CREST III befand sich im Zwischenraum.
Rhodan wischte sich mit einer geistesabwesend wirkenden Bewegung den Schweiß von der Stirn.
„Das war hart, Perry, was?" Lordadmiral Atlan verließ seinen Platz vor dem Hyperkom und setzte sich in den zweiten Reservesessel neben Cart Rudo.
Der Großadministrator lächelte.
„Du solltest inzwischen an solche und ähnliche Dinge gewöhnt sein, Freund. Ein terranisches Schiff ist nun mal kein Sanatorium."
„Es gibt da eine ganz spezielle Art von Sanatorien", erwiderte der Arkonide vorsichtig, „mit denen sich die CREST durchaus vergleichen ließe."
„Er denkt an Leute, die sich als den Kaiser von China bezeichnen!" piepste der Mausbiber Gucky verblüfft. „Wer ist das: der Kaiser von China?"
Perry Rhodan lachte trocken. Atlan grinste jungenhaft.
„Ich kannte einen von ihnen. Er nannte sich stolz Shihhuangti, der erste Kaiser. Er vernichtete das Feudalsystem, verwandelte das lockere Staatenbündel in einen despotisch regierten Einheitsstaat und schuf die Voraussetzungen einer neuen Kulturblüte."
„Als wir noch hin und wieder Zeitungen mit dem Nachschub erhielten, war ich ganz gut auf dem laufenden", bemerkte Gucky und runzelte das Stirnfell. „Aber von einem Shihhuangti habe ich niemals etwas gehört, folglich kann er kaum so großartig gewesen sein."
„Oh...!" Atlans Grinsen vertiefte sich. „Soviel ich mich entsinne, war das bereits im Jahre 221 vor Christi Geburt. Ich versuchte, den neuen Mann in die richtigen Bahnen zu lenken. China schien mir damals das Land zu sein, dem ein schneller Aufstieg bevorstand. Aber der Herrscher von Tsin fürchtete sich plötzlich vor der eigenen Courage. Er bekämpfte die Tanisten, verfolgte die Konfuzianer und ordnete sogar die Verbrennung der alten Literaturwerke an. Ich flößte seinen Mandarinen einige revolutionäre Gedanken ein, mit dem Erfolg, daß der 'erste Kaiser' 209 vor Christi einen etwas plötzlichen Tod starb.
Ein hochintelligenter Bauernsohn ging aus den folgenden Wirren als neuer Kaiser hervor und begründete die Han-Dynastie. Mit diesem Herrscher konnte ich mich sehr gut verstehen. Eine Glanzzeit der Kultur begann. Nur täuschte ich mich in der damaligen Mentalität des chinesischen Volkes. Es strebte nach Verfeinerung der Kultur, während ich darauf hoffte, sie
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