Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0266 - Der Flammengürtel

0266 - Der Flammengürtel

Titel: 0266 - Der Flammengürtel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Michael
Vom Netzwerk:
Präfekten kam ein Fauchen, wie es der Leopard von sich gibt, wenn er angreift.
    » Dämon der Hölle! « rief Aurelian feierlich. » Im Namen Jesu von Nazareth befehle ich dir, fahre aus…! «
    Trappelnde Schritte und klirrende Waffen unterbrachen Aurelians Stimme, während Tigellinus wie durch eine unsichtbare Faust zurückgeschleudert wurde. Der Exorzismus traf den Dämon Scaurus mit großer Kraft. Doch dann stürmte eine Abteilung Prätorianer in den Saal. Ein hünenhafter Zenturio sprang vor. Die geballte Faust des erzgepanzerten Kriegers traf Aurelians Kinnspitze. Ohnmächtig sank er in Zamorras Arme.
    »Keine weiteren Zauberein, Christ!« brummte der Zenturio. »Denn beim nächsten Mal trifft dich mein Schwert!«
    »Nehmt den Mann und das Mädchen in Haft!« bestimmte Nero, der aus der Situation nicht recht klug wurde. »Doch Zamorra laßt frei. Er ist ganz sicher unschuldig!« Tigellinus wollte dazwischen fahren. So wäre Scaurus seine beiden größten Gegner auf die einfachste Art losgeworden. Hinter Schloß und Riegel konnten sie keinen Schaden mehr anrichten! Aber Nero war nicht umzustimmen.
    »Traust du dem Urteilsvermögen des Kaisers nicht mehr?« fragte er etwas spöttisch. Ungehindert ging der Parapsychologe zurück und versuchte, in der Anonymität zu verschwinden. Ganz sicher würde Scaurus-Tigellinus einen Weg suchen, ihn unauffällig beiseite zu räumen.
    Überall im Saal wurden Greuelmärchen über die Christen erzählt. Angewidert wandten sich aufrechte Männer wie Petronius oder Seneca von den durcheinanderschwätzenden, halbbetrunkenen Festbesuchern ab. Doch die Saat des Dämonen Scaurus ging auf.
    Während die Prätorianer Aurelian und Regina Stubbe in die Verliese unter dem Palatin brachten, hörte Zamorra bereits Rufe wie: »Tod den Brandstiftern! – Strafe die Mordbrenner Roms, o Cäsar!« und endlich das fürchterliche: » Vor die Löwen mit den Christen! «
    Und der Meister des Übersinnlichen hatte keine Möglichkeit, einzugreifen und das siegreiche Vordringen der Höllenkräfte zu verhindern. Er konnte die Geschichte nicht ändern. Und die Zukunft bewies, daß die Opfer der Blutzeugen notwendig waren, um der Religion der Nächstenliebe das feste Fundament zu geben.
    »… wenn es sich herumspricht und die Menge glaubt, daß du Rom angezündet hast, bricht bald eine Revolte aus!« zischelte die Stimme des Scaurus. »Irgend ein Narr wird den Anführer abgeben … vielleicht sogar dieser Zamorra. Dann aber kann ich für die Treue der Prätorianer nicht mehr garantieren!«
    »Willst du wegen ein paar Sklaven und Hungerleidern deinen Thron riskieren, Nero?« fragte Poppäa vorwurfsvoll.
    »Wein!« krächzte Nero mit heiserer Stimme. Wieder schenkte ein Sklave das Trinkgefäß voll mit rotem Falerner. Nero bemühte sich, den Schrecken über das Attentat mit Wein zu bekämpfen. Mit hämischer Freude erkannte Scaurus, daß der schwere Wein dem Kaiser bereits zu Kopf stieg.
    »Was ihr da von mir verlangt, ist Massenmord!« sagte der Kaiser mit schwerer Stimme. »Für alle Ewigkeiten werde ich in den Annalen der Historie als Tyrann dastehen, der nach Blut lechzt. Ihr könnt nicht verlangen, daß Nero so unmenschlich…!«
    »Die Entscheidung drängt, mein Kaiser!« raunte ihm Tigellinus zu. »Deine Herrschaft war bisher zu milde. Das Volk trägt den Kopf zu hoch. Zeige dich ihnen als unerbittlicher Richter und sie werden dich wieder fürchten. Wenn du ein Edikt gegen die Christen erläßt, garantiere ich, daß die Stadt in einem Tage beruhigt ist. Sie werden die Christen jagen, anstatt sich Gedanken zu machen, wie sie den Palatin stürmen können!«
    »Aber die Christen sind doch unschuldig!« rief Nero. »Ich kann doch keine Unschuldigen in die Arena schicken. Die Löwen … das viele Blut … die Todesschreie…!«
    Da schaltete sich Poppäa ein. Scaurus, der Dämon, hätte keine bessere Verbündete finden können.
    »Verschwende keine weiteren Worte mehr, Tigellinus!« sagte sie und ihre Stimme klirrte wie das ewige Eis der Antarktis. »Der Cäsar kann nun mal kein Blut sehen. In Rom munkelt man, daß sich der Kaiser feige vor dem Anblick des Todes fürchte und darum die Gladiatorenkämpfe meide. Folge mir, Tigellinus. Wir gehen über die Alpen nach Gallien. Ich will nicht an der Seite eines Mannes sterben, dem es nicht gelingt, durch ein Machtwort den Staat vor einer Krise zu bewahren. Unschuldige sind auch auf unseren Galeeren und in den Bergwerken. Wer fragt schon nach Recht oder

Weitere Kostenlose Bücher