0268 - Traumschiff des Schreckens
es unsinkbar, aber das Wassergewicht drückte es so tief hinab, daß der Motor gerade noch knapp Luft bekam. Wenn jetzt jemand hineinkletterte, kam der Luftfilter unter Wasser, und der Motor wurde unbrauchbar.
Cooper warnte. »Versucht das Boot von außen leichter zu machen«, schrie er. »So lange müssen wir uns noch halten! Wo ist Contempo?«
»Hier«, rief Mary-Jane von der anderen Seite. »Sue und ich halten ihn an der Oberfläche.«
Cooper war dahingehend beruhigt. Weniger beruhigte ihn sein Blutverlust und das Salzwasser, das in der Wunde biß. Auch die Haie würden bald zurückkommen. Er selbst konnte durch seine Verletzung kaum etwas tun, aber Losnikow, der Spion, arbeitete wie ein Berserker und trieb auch die Malayen an, die vor Angst vor dem Klabautermann keinen Finger rühren wollten. Losnikow machte ihnen drastisch klar, daß er im Moment eine größere Gefahr darstellte als die spukhaften Schauergestalten.
Nach einer Weile anstrengender Schöpfarbeit mit Händen, Mützen und zu Wassersäcken geknoteten Hemden hob sich das Boot so weit, daß zwei Männer hineinsteigen und von innen schöpfen konnten. Jetzt ging es schneller. Für Cooper dauerte es dennoch Ewigkeiten, und jeden Moment fürchtete er wieder die Dreiecksflossen zu sehen. Aber die Haie kamen nicht mehr. Vielleicht hatte ihnen die seltsame Aura des Unheimlichen zu nachhaltig Furcht eingeflößt.
Dann kam der Augenblick, wo sie das Boot wieder flott hatten und einsteigen konnten. Als erster wurde Contempo geborgen, der das Bewußtsein wieder verloren hatte und die Gefahr gar nicht mitbekam, in der er geschwebt hatte. Sein Körper war kalt. Das Wasser sog ihm förmlich das Leben aus. Lange hätte er nicht mehr durchgehalten. Cooper schüttelte sich und ließ sich ins Boot helfen.
»Fertig …«, brummte er schließlich. »Halt, nein! Wo ist Nancy?«
Erschrocken sahen sie sich um. Aber Nancy fehlte. Das Mädchen war nicht im Boot, und es war auch nicht draußen im Wasser zu sehen.
Eine kalte Hand griff nach Coopers Herz. Das fehlte gerade noch, daß das Mädchen ertrunken war!
Aber es gab keinen Zweifel. Nancy war nirgends auf der weiten Wasserfläche zu entdecken, und außer Sichtweite konnte sie nicht abgetrieben sein.
Der Ozean war ihr nasses Grab geworden …
***
Juan, genannt Don Juan, war an Bord der ULYSSES zusammen mit seinem Kameraden Lanta für die Maschinentechnik zuständig. Immerhin war die Barkentine nicht nur ein Segler, sondern besaß einen schweren 250-PS-G.M.-Motor, der ihre Manövrierfähigkeit und Wendigkeit auch bei Flaute erhielt. Meist lief das Schiff aber unter Besegelung, so daß der Motor wenig beansprucht wurde. Mit Segel war die ULYSSES im Wind ohnehin erheblich schneller als mit der Maschine.
Dank der geringen Beanspruchung brauchte der Motor auch nicht sonderlich oft gewartet zu werden, so daß Juan und Lanta meist anderweitig zu tun bekamen. Hin und wieder machte Juan eine Routinekontrolle, manchmal verdrückte er sich aber auch nur hier unten, um den ständig forschenden Augen des Kapitäns oder der beiden Offiziere aus dem Weg zu gehen. Die drei haßten Matrosen, die nicht arbeiteten.
Im Moment spielte Juan wieder Drückeberger. Er turnte nach unten, grinste den großen Maschinenblock an und lehnte sich an den direkt daneben untergebrachten Treibstofftank. Er betrachtete die Kraftstoffzuleitung aus Kunststoff, der vom Diesel weniger angegriffen wurde als Metall oder Gummi.
Da sah er die Hand.
Die war genau das, was er nicht sehen wollte – vor allem nicht hier unten im Maschinenraum! Was machte das vertrackte Ding hier? Bis jetzt hatte er gehofft, daß dieser Zamorra die Hand vernichtet hatte. Aber das war offenbar nicht geschehen.
Juans Nackenhaare richteten sich auf. Die Hand war ihm unheimlich, auch wenn sie keine Krallen mehr besaß. Aber er dachte nicht daran, ihre Gefährlichkeit zu unterschätzen. Zumal ohnehin nur böse Geister dahinterstecken konnten …
Die Hand bewegte sich, hielt etwas umklammert. Es ratschte, und erst als die große Flamme aufsprang, erkannte Juan, daß es sich um ein Feuerzeug handelte.
Die Flamme saugte sich förmlich an der Kunststoffleitung fest! Plastik begann zu schmoren. Juan, der unwillkürlich immer hinter der Hand einen unsichtbaren Geist sah, schrie gellend auf, als er die Gefahr erkannte.
Feuer am Treibstoff! Diese verdammte Hand wollte die ULYSSES zerstören!
Juan wirbelte herum. »Captain! Captain!« schrie er entsetzt und jagte die Eisenleiter
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