0269 - Jagd auf den Zeitagenten
werden. Harno, die Kugel aus Zeit und Raum, war der perfekteste Fernsehempfänger, den man sich vorstellen konnte.
Niemand wußte genau, wer Harno war und woher er kam. Schon mehrmals hatte das geheimnisvolle Wesen den Menschen geholfen, und immer wieder war es danach spurlos verschwunden. Harno lebte von reiner Energie, vom Licht der Sterne und vom Fluß der Zeit.
„Harno, du!?" wiederholte Tako und fühlte unbeschreibliche Erleichterung. „Hat Ellert dich geschickt?"
„Ich bin überall", erwiderte das Wesen telepathisch, und die drei entstofflichten Männer konnten ihn so gut verstehen, als spräche es laut zu ihnen. „Ich bin überwann."
Tako überhörte die Betonung der Worte.
„Kannst wenigstens du uns erklären, was geschehen ist - und was geschehen wird? Werden wir für immer im Hyperraum bleiben, vielleicht in Energie umgewandelt werden?"
„Ihr seid schon Energie. Die Transmitterfalle der Meister hat euch in eine andere Existenzebene geworfen. Ihr nennt es Hyperraum oder ein anderes Universum. Das ist ungenau ausgedrückt. Die bestehende Materie der verschiedenen Universen bleibt in sich gleich und existent, aber die Ebenen und Dimensionen wechseln. Lediglich der Verlauf der Zeit wechselt. Er ist es auch, der die Lichtgeschwindigkeit zu einer bloßen Theorie werden läßt. Es gibt keine Begrenzung der Geschwindigkeit, nur eine Begrenzung der menschlichen Auffassungskraft."
„Und wir...?"
„Ellert sagte es euch schon. Frasbur wird euch zurückholen. Er streckt schon die Hand aus, um den Hebel zu berühren, der euch in das Einsteinuniversum zurückbefördert - nach Kahalo. Aber wie lange dauert eine solche Bewegung? Eine Sekunde? Zwei vielleicht? Hier hat das keine Bedeutung mehr. Es kann Jahrmillionen dauern."
Seitlich zog der Andromedanebel vorüber, wurde kleiner und zu dem verwaschenen Lichtfleck, wie er den Menschen der Erde seit Jahrtausenden erschienen war. Harno und seine drei Begleiter fielen in die heimatliche Milchstraße hinein. Aus den Universen und Galaxien waren wieder Sternenballungen geworden.
Aber sie standen im Normalraum, unerreichbar für jene Energiewesen, die nur im Hyperraum existierten.
„Ihr könnt sie immerhin sehen", sagte Harno, der ihre Gedanken las.
Tako bemerkte vor sich eine Sonne, um die Planeten kreisten. Deutlich waren die Umlaufbewegungen zu erkennen, und ohne Harno zu fragen, begriff er, daß der Zeitablauf nicht normal sein konnte. Die Bewegungen wurden sogar schneller, und bald wirbelten die Planeten so rasend schnell um ihr Muttergestirn, daß ihre Bahnen glühenden Streifen ähnelten.
Dann erst sah Tako, daß die Sternbilder vertraut waren, sich aber langsam veränderten. Schon zehn Sekunden später verloren sie ihren alten Zusammenhang und formten neue Konstellationen. „Der Stern dort...?"
„Ja, es ist die Sonne. Einer der glühenden Streifen ist die Umlaufbahn der Erde - Jahrzehntausende in der Zukunft. Es leben keine Menschen mehr auf ihr."
„Keine Menschen mehr?" Tako war ratlos. „Aber Ellert sagte doch, der Mensch würde immer existieren!
Warum log er?"
„Er hat nicht gelogen. Aber er hat auch nicht gesagt, wo die Menschen der fernen Zukunft sein werden.
Wie schon so oft in der Vergangenheit verließen sie ihren Heimatplaneten, nur kehrten sie diesmal nicht mehr zurück. Sie können es nicht. Ein Planet wie die Erde hat ihnen nichts mehr zu bieten. Er würde sie töten."
„Töten? Ist die Erde radioaktiv geworden?"
„Nein, Tako. Die Erde wurde steril, unfruchtbar im Sinne der neuen Menschen. So wie die Urbewohner einst das Meer verließen, weil das Land bessere Lebensmöglichkeiten bot, so verließen die Menschen später das Land, weil ihnen der Raum alles gab, was sie brauchten. Denn im Raum sind es die verschiedenen Energiefelder, die Gitternetze der Gravitationsebenen und das Licht der Sonnen, die alles das in reinster Form bieten, was im Anfangsstadium der Entwicklung umständlich und zeitraubend der Erde abgerungen werden mußte. Chlorophyll und Photosynthese sind zwei der Begriffe die den Weg in die Zukunft wiesen. Auch sie wurden unnötig. Heute nimmt der Mensch sich das, was er braucht, direkt aus dem Raum. Und im Raum lebt er auch."
Tako versuchte, die Worte Harnos zu begreifen, aber es fiel ihm schwer, ihren Sinn ganz zu verstehen.
Meinte Harno eine völlige Vergeistigung des Menschen? Wollte er andeuten, daß der Mensch seinen Körper aufgegeben hatte, weil er überflüssig geworden war?
Er schreckte davor
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