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027 - Das Gesicht im Dunkel

027 - Das Gesicht im Dunkel

Titel: 027 - Das Gesicht im Dunkel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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heiraten, sobald ich Martin los - sobald es soweit ist. Hinaus mit dir, Audrey Torrington!«
    »›Torrington‹«, wiederholte Audrey tonlos. Dann wandte sie sich ab, ging zur Tür hinaus und die Treppe hinab.
    Doch nun geriet Dora außer Rand und Band und lief ihr nach. »Du heuchlerische Diebin!« schrie sie außer sich. »Dich will er heiraten! Nie - niemals!« Im Nu hatte sie aus einer an der Wand befestigten Sammlung von alten Waffen einen langen Dolch herausgerissen und stieß zu. Audrey duckte sich instinktiv, und der Dolch fuhr in den Türpfosten. Dora zerrte ihn heraus. Wieder stieß sie zu, und in ihrer Todesangst strauchelte Audrey und fiel hin.
    »Jetzt hab' ich dich!« kreischte die halb Wahnsinnige.
    Da packte jemand ihr Handgelenk. Sie fuhr herum und starrte in die lustigsten Augen, die jemals in einem blatternarbigen, unredlichen Gesicht gezwinkert haben.
    »Wenn ich eine Filmaufnahme unterbreche, so tut es mir leid«, sagte Slick Smith. »Aber vor Stahl hab' ich Angst -wahrhaftig, Angst!«
    Slick Smith führte die fassungslose, bebende junge Frau nach oben, holte ihr ein Glas Wasser und sagte in beschwichtigendem Ton: »Daß Frauen sich doch immer wieder wegen irgendeines Mannes zum Narren machen! Und dieses Mädchen scheint so nett zu sein. Sie ging ja ins Gefängnis, um Sie zu retten, nicht wahr?«
    Erst jetzt wurde Dora sich bewußt, daß er ein Fremder war. »Wer sind Sie?« stammelte sie.
    »Ihr Mann kennt mich. Ich bin Smith - Slick Smith aus Boston. Verehrte Dame - er ist es nicht wert!«
    »Nicht wert? Von wem sprechen Sie?«
    »Von Lacy Marshalt. Ein ganz übler Bursche - das müssen Sie doch schon gemerkt haben. Martin mag ihn gern -und es würde mir verdammt leid tun, wenn er gefaßt würde, gerade als er seinen Revolver auf sich selbst richtet. So was kommt vor. Und vielleicht würden Sie im Gerichtssaal sitzen, und er würde Ihnen zulächeln, wenn der Richter die schwarze Kappe aufsetzt, bevor er Elton in die Todeszelle schickt. Und Sie würden erstarrt dasitzen und denken, was für ein Stinktier Marshalt war und daß Sie beide Männer ins Grab gebracht haben.«
    »Hören Sie auf! Sie machen mich verrückt!«
    »Sie wissen nicht, was für ein Hundsfott Marshalt ist -«
    Sie hob abwehrend die Hand. »Ich weiß. Bitte gehen Sie jetzt!«
    Als Slick Smith das Haus verließ, kam Elton gerade die Stufen herauf und fragte gereizt: »Was, zum Teufel, wollen Sie denn hier?«
    »Ich wollte Ihnen sagen, daß Sie sich in acht nehmen und nicht so leichtgläubig sein sollten. Dieses vortrefflich gemachte Geld, das Stanford Ihnen andrehen will, wurde mir auch angeboten. Giovanni Strepessi in Genua stellt es her und hat schon eine Menge in Umlauf gesetzt, aber -als Nebengeschäft ist Einbruch weniger riskant und Bakkarat eine wahre Sinekure.«
    »Ich weiß nicht, wovon Sie sprechen«, stammelte Martin.
    »Und ich sage Ihnen, selbst Malpas' Schwindel ist besser als Stanfords neues Steckenpferd!«
    »Was für einen Schwindel betreibt denn Malpas?«
    Slick überlegte einen Augenblick. »Ich weiß nicht recht -aber gehen Sie nie allein zu ihm ins Haus! Ich sah ihn einmal - aber er sah mich nicht, und darum bin ich noch am Leben, Elton.«

16
    Am Sonnabendmorgen saß Marshalt in seinem Arbeitszimmer am Schreibtisch, als Tonger ihm ein Bündel Briefe brachte. Der südafrikanische Millionär sah sie rasch durch und sagte dann unmutig: »Wieder nichts von unserm Freund aus Matjesfontain. Seit vier Wochen hat der Kerl nichts von sich hören lassen!«
    »Vielleicht ist er tot«, meinte Tonger.
    »Es könnte ja auch sein, daß Torrington etwas zugestoßen wäre«, entgegnete Marshalt.
    »Sie sind ein Optimist, Lacy!« spottete Tonger und versank in Nachdenken. »Vielleicht kann er doch nicht schwimmen«, setzte er nach einer Pause hinzu.
    Lacy blickte rasch auf. »Was soll das heißen?«
    »Die Kinder eines Königlichen Kommissars sollten eigentlich auch schwimmen können«, fuhr Tonger fort. »Oder, wenn sie's nicht können -«
    Lacy schwang sich auf seinem Stuhl herum und rief ungeduldig: »Jetzt hab' ich dein Gefasel satt! Sag mir gefälligst, was du meinst!«
    »Na, vor ungefähr anderthalb Jahren nahmen die Kinder von Lord Gilbury ein Segelboot und fuhren aus der Tafelbai hinaus. Hinter dem Wellenbrecher kenterte das Boot, und sie wären ertrunken, wenn einer der Sträflinge, die dort arbeiteten, nicht ins Wasser gesprungen und hingeschwommen wäre - und sie gerettet hätte.«
    Lacys Mund stand weit offen.

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