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027 - Das Gesicht im Dunkel

027 - Das Gesicht im Dunkel

Titel: 027 - Das Gesicht im Dunkel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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»War es Torrington?« fragte er leise.
    Tonger zuckte die Achseln. »Ein Name wurde nicht genannt. In den Zeitungen stand nur, daß der Sträfling hinkte und daß man von einer Begnadigung spräche.«
    Wütend sprang Lacy auf und schlug mit der Faust auf den Tisch. »Natürlich!« stieß er zwischen den Zähnen hervor. »So muß es sein! Er ist frei, und seine Rechtsanwälte halten es geheim. Und du hast es die ganze Zeit gewußt, du Hund!«
    »Gewußt habe ich nichts«, versetzte Tonger gekränkt. »Ich machte mir ja Gedanken, aber - glauben Sie, daß Dan Torrington Sie in Frieden lassen würde, wenn er ein freier Mann wäre? Und warum sollte ich Ihnen mit solchen Gerüchten Angst machen? Ich weiß, daß ich Ihnen viel Dank schuldig bin, Lacy, und kenne Ihre guten und Ihre schlechten Seiten. Und ich hab' wahrhaftig keinen Grund, Torrington zu lieben. Wollte er nicht gerade an dem Tag, an dem Sie ihn faßten, mit meiner kleinen Elsie auf und davon gehen?« Er griff in die Tasche und holte einen zerlesenen Brief hervor. »Die ganzen Jahre hab' ich diesen Brief mit mir herumgetragen, den sie mir als ersten aus New York schrieb. Hören Sie zu:
»›Liebes Väterchen!
    Ich möchte Dir sagen, daß ich ganz zufrieden bin. Ich weiß, daß Torrington verhaftet ist, und bin in mancher Hinsicht froh, daß ich auf seinen Wunsch hin hierher vorausreiste. Väterchen, willst Du mir verzeihen und mir glauben, daß ich ganz zufrieden bin? Ich habe hier in der Riesenstadt neue Freunde gefunden, und mit dem Geld, das Torrington mir gab, habe ich ein ganz einträgliches kleines Geschäft begründet. Nach Jahren, wenn alles vergessen ist, werde ich zu Dir zurückkehren.‹«
    Er faltete den dünnen Briefbogen vorsichtig zusammen und schob ihn wieder in die Tasche. »Nein, ich habe keinen Grund, Torrington zu lieben«, sagte er, »sondern Grund, ihn zu hassen.«
    »Haß ist Furcht«, murmelte Lacy. »Du fürchtest ihn auch.« Er begann langsam im Zimmer auf und ab zu gehen.
    »Frau Elton sagt, sie hätte einen hinkenden Mann gesehen -«
    »Ach was! Solche Damen sind immer nervös und sehen, wer weiß was ...« Er unterbrach sich plötzlich. Es klopfte dreimal gedämpft, aber deutlich, an die Wand. Lacy blieb stehen und wurde leichenblaß.
    »Was - was ist das?« flüsterte er mit zitternden Lippen.
    »Oh, irgendein Gehämmer«, sagte Tonger. »Vielleicht hängt der alte Mann Bilder auf.«
    Lacy feuchtete die Lippen an und gab sich einen Ruck. »Du kannst gehen«, murmelte er. »Heute nachmittag mußt du aber nach Paris fahren.«
    »Nach Paris? Was soll ich in Paris - kann kein Wort Französisch und hasse Seefahrten. Schicken Sie doch jemand anders!«
    »Es muß jemand sein, auf den ich mich verlassen kann. Ich werde Croydon anrufen, damit sie ein Flugzeug bereithalten. Dann kannst du vor Einbruch der Nacht zurück sein.«
    »Flugzeuge sind auch nicht mein Geschmack! Wann kann ich denn zurück sein - falls ich überhaupt wiederkomme?«
    »Wenn du um zwölf abfliegst, bist du um zwei in Paris, gibst den Brief ab und bist um drei schon wieder auf dem Rückflug.«
    »Na, wenn es sein muß«, knurrte Tonger. »Wo haben Sie den Brief?«
    »In einer Stunde kannst du ihn dir holen«, erwiderte Lacy.
    Als er allein war, meldete er erst ein Gespräch nach Paris an, wählte dann die Nummer von ›Stormers Detektivagentur‹ und ersuchte, Herrn Willitt sofort zu ihm zu schicken. Darauf setzte er sich an den Schreibtisch und hatte seinen Brief gerade geschrieben und versiegelt, als Herr Willitt auch schon eintraf.
    »Wenn ich nicht irre, sind Sie der Chef dieser Agentur?« begann Lacy zugleich, indem er auf einen Stuhl deutete.
    Willitt schüttelte den Kopf. »Nur der Geschäftsführer«, sagte er. »Herr Stormer verbringt seine Zeit meistens bei unserer New Yorker Zweigagentur. In Amerika nehmen wir eine viel bedeutendere Stellung ein - werden oft mit Aufträgen der Regierung betraut. Hier -«
    »Hier habe ich einen Auftrag für Sie«, fiel Lacy ihm ins Wort. »Haben Sie jemals von einem gewissen Malpas gehört?«
    »Von dem alten Mann, der nebenan wohnt? O ja! Wir wurden ersucht festzustellen, wer er ist. Unsere Auftraggeber möchten auch eine Fotografie von ihm haben.«
    »Wer sind die Leute?«
    »Die Namen unserer Auftraggeber dürfen wir nicht verraten, Sir!«
    Lacy holte ein Bündel Banknoten hervor, wählte zwei aus und schob sie dem Detektiv hin.
    »Hm«, machte dieser, verlegen lächelnd, »vielleicht dies eine Mal - ausnahmsweise. Es war

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