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027 - Das Gesicht im Dunkel

027 - Das Gesicht im Dunkel

Titel: 027 - Das Gesicht im Dunkel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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das Kompliment, das darin versteckt lag.
    Sie begann bereits sich auszuziehen, als sie auf ihrem Toilettentisch ein Briefchen entdeckte. Die kritzlige Handschrift war ihr wohlbekannt, und sie riß den Umschlag auf. Er enthielt nur einen Zettel folgenden Inhalts:
Ich gratuliere Ihnen zu Ihrem Entkommen. Sie hätten das Messer gebrauchen sollen.
    Ihr verging fast der Atem. Wie konnte Malpas wissen, was hinter verschlossenen Türen in Marshalts Privatzimmer vorgegangen war?
    Dick Shannon kehrte zu Fuß nach seiner Wohnung zurück, und er war im Begriff, ins Haus hineinzugehen, als er seinen Begleiter von vorhin am Rand des Gehsteigs stehen sah. Er ging auf ihn zu und fragte: »Haben Sie sich wieder verirrt, Herr Brown?«
    »O nein«, lautete die gelassene Antwort. »Nachdem wir uns getrennt hatten, fiel mir ein, daß ich gern ein wenig mit Ihnen sprechen möchte.«
    »Bitte treten Sie näher!« sagte Dick und führte den Fremden in sein Arbeitszimmer, wo er ihm einen Lehnsessel zurechtschob.
    »Stehen und gehen ist etwas schmerzhaft für mich«, sagte Brown, wobei er sich aufseufzend niederließ. »Danke sehr, Captain. - Was wissen Sie über Malpas?«
    Fast bestürzt blickte der Detektiv ihn an. »Wahrscheinlich weniger als Sie«, sagte er zögernd.
    »Ich weiß nichts weiter, als daß er sehr zurückgezogen lebt, sich nicht in die Angelegenheiten seiner Mitmenschen mischt und auch keine Einmischung ihrerseits wünscht.«
    War das eine Herausforderung? Dick war sich nicht klar darüber.
    »Das einzige, was wir wissen, ist, daß seltsame Menschen ihn besuchen.«
    »Wer bekommt denn keine solchen Besuche? Spricht das gegen ihn?«
    »Durchaus nicht, aber alleinlebende ältere Leute geben uns immer zu denken. Es kann jeden Tag die Notwendigkeit an uns herantreten, den Zutritt zu erzwingen und Leichen vorzufinden. Weshalb nehmen Sie an, daß ich etwas über Malpas weiß?«
    »Weil Sie das Haus beobachteten, bevor die junge Dame von Marshalt herauskam und Ihre Aufmerksamkeit ablenkte. Um die Wahrheit zu sagen: Ich beobachtete den Beobachter und dachte darüber nach, was Sie wohl gegen Malpas hätten. Übrigens - was ist dem Mädchen denn zugestoßen? Marshalt hatte früher einen schlechten Ruf. Man darf wohl annehmen, daß er sich nicht wesentlich gebessert hat. - Haben Sie so etwas schon einmal gesehen?« Er fuhr mit dem Finger in die Westentasche und holte einen Kiesel hervor, an dem ein rotes Siegel klebte. Dick nahm ihn in die Hand und betrachtete ihn genau.
    »Was ist das?« fragte er.
    »Ein roher Diamant mit dem Merkmal unserer Minengesellschaft. Wir versehen jeden größeren Stein mit einem solchen Merkmal und benutzen dazu eine besondere Art von Siegellack, die nicht erhitzt zu werden braucht. Ich wüßte gern, ob irgend jemand Ihnen einen Stein dieser Art gebracht hat. Die Polizei pflegt ja in den Besitz der merkwürdigsten Gegenstände zu kommen.«
    »Nein, solch ein Stein ist mir noch nicht vorgekommen. Haben Sie einen verloren?«
    »Ja, wir vermissen einen. Haben Sie je von einem Mann namens Laker gehört? Nein? Den hätte ich Ihnen gern vorgestellt. Ein interessanter Mensch, der aber leider trank. Nüchtern war er ein Genie - in betrunkenem Zustand aber ein kolossaler Dummkopf!« Der alte Mann stand auf. »Der jungen Dame ist doch nichts zugestoßen?«
    »Nein - es war nur ein sehr unangenehmes Erlebnis.« »Wer könnte mit dem ehrenwerten Lacy zusammenkommen, ohne unangenehme Erfahrungen zu machen?« »Sie kennen ihn also?« Brown nickte. »Sehr genau?«
    »Niemand kennt jemand genau«, lautete die Antwort. »Gute Nacht, Captain! Verzeihen Sie mein Eindringen. Meine Adresse wissen Sie ja. Wenn Sie mich brauchen, so telefonieren Sie bitte vorher. Ich halte mich sehr viel auf dem Lande auf.«
    Dick blickte ihm sinnend nach. Wer war dieser Mann? Warum herrschte Fehde zwischen ihm und Lacy Marshalt?

15
    Lacy Marshalt befand sich in übelster Laune. Shannons Knöchel hatten rote Flecke auf seinem Gesicht hinterlassen, und er hatte eine schlaflose Nacht verbracht. Er saß noch beim Frühstück, als Tonger hereinkam und feierlich meldete: »Herr Elton, Sir.« »Guten Morgen, Elton!« »Guten Morgen, Marshalt!«
    Elton legte Hut und Spazierstock beiseite und begann langsam seine Handschuhe auszuziehen. Dann zog er einen Stuhl heran.
    »Ich schrieb Ihnen kürzlich und ersuchte Sie, meine Frau nicht wieder einzuladen«, begann er ruhig. »Seit dieser Warnung ist sie zweimal bei Ihnen gewesen, und das darf nicht wieder

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