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027 - Das Henkersschwert

027 - Das Henkersschwert

Titel: 027 - Das Henkersschwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Davenport
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stehen.
    »Geisteskranke«, sagte Coco. »Ich kann ihre Nähe nicht ertragen. Ich bekomme irrsinnige Schmerzen.«
    Ein leichtes Lächeln lag um Dorians Mund.
    »Hier bist du aber sicher«, sagte er. »Hier wird dich deine Familie bestimmt nicht suchen. Diese Klinik ist der ideale Schutz für dich. Wenn ich die Papiere unterzeichnet habe, werde ich deiner Familie einen Besuch abstatten, und du wirst in der Zwischenzeit hier auf mich warten!«
    Er packte sie an der rechten Hand und zog sie weiter.
    »Laß mich los!« fauchte sie. »Laß mich in Teufels Namen los!«
    »Du kommst mit«, sagte Dorian grimmig und zerrte an ihr.
    Dorian wußte schon, daß Hexen und Dämonen eine panische Angst vor Geistesgestörten hatten.
    Und Coco bildete da keine Ausnahme.
    Coco stemmte sich dagegen, doch er war stärker. Sie taumelte hinter ihm her. Je näher sie der Klinik kamen, um so schwächer wurde ihre Gegenwehr. Dorian warf ihr einen kurzen Blick zu. Sie mußte entsetzliche Schmerzen haben. Für Sekunden empfand er Mitleid mit ihr, doch sofort schüttelte er dieses Gefühl wieder ab; sie hatte kein Mitleid verdient.
    Als er die Tür öffnete, war Coco fast bewußtlos. Sie konnte kaum gerade gehen. Ihr Gesicht war schweißbedeckt, und die Augen traten hervor.
    Er stieß sie vor sich her und schloß die Tür. Sie blieb stehen, mit geschlossenen Augen. Er faßte sie am linken Ellenbogen und führte sie zu einer Bank. Erschöpft ließ sie sich niederfallen.
    Eine junge Krankenschwester kam auf Dorian zu und lächelte ihm freundlich entgegen.
    »Mein Name ist Hunter«, sagte er. »Meine Frau befindet sich bei Ihnen, und ich werde von Dr. Burger erwartet.«
    »Der Pförtner hat mich verständigt«, sagte die Schwester. »Dr. Burger erwartet Sie.«
     

     
    Im Auto war es wohlig warm. Der sanfte Brummton des Motors und das Kratzgeräusch der Scheibenwischer ließen Dorian wieder müde werden. Er kurbelte das Fenster herunter, und die kalte Nachtluft fächelte sein Gesicht. Regentropfen klatschten auf seine Stirn. Er fuhr rascher. Aufmerksam sah er um sich. Nach einigen Minuten blieb er stehen und nahm sich nochmals den Stadtplan vor. Dann überquerte er die Lainzer Straße und bog in die Jagdschloßgasse ein. Er sah eine Kirche und ein umzäuntes Feld. Nach etwa hundert Metern mußte er anhalten, Bahnschranken versperrten ihm den Weg. Ein Güterzug donnerte vorbei, und die Schranke wurde wieder geöffnet.
    Helnweins Haus lag am Ende der Straße. Es war ein kleines neues einstöckiges Häuschen mit einem kleinen Vorgarten. Einige Stufen führten zum Eingang hinauf.
    Dorian stellte den Mantelkragen auf und drückte auf den Klingelknopf. Er hörte das Geräusch der Glocke.
    Automatisch blickte er sich um. Eine alte Frau ging an ihm vorbei. Sie hatte einen Herrenschirm aufgespannt. Er konnte ihr Gesicht nicht erkennen. Neben ihr lief ein dicker Dackel.
    Die Tür wurde geöffnet, und ein alter Mann sah ihn freundlich an. »Sie sind Herr Hunter, nicht wahr?«
    Dorian nickte.
    »Treten Sie ein, Herr Hunter! Ich bin Helnwein. Ich freue mich sehr, daß Sie trotz des scheußlichen Wetters zu mir gekommen sind.«
    Die Diele war klein und mit einer billigen Kleiderablage ausgestattet.
    Helnwein half Dorian aus dem Mantel und hängte ihn auf einen Haken. Dann erst hatte Dorian Gelegenheit, Helnwein näher zu betrachten, und was er zu sehen bekam, gefiel ihm.
    Helnwein mußte an die Siebzig sein. Sein Haar war voll und dicht und wirkte fast unnatürlich weiß. Die schwarzen Brauen bildeten einen starken Kontrast zum Haar. Die Nase war leicht gekrümmt, das Gesicht mit Falten übersät; vor allem um den Mund herum.
    Helnwein lächelte Dorian freundlich zu. »Kommen Sie bitte mit, Herr Hunter!«
    Helnwein war gut einen Kopf kleiner als Dorian; ein schmalschultriger schlanker Mann mit OBeinen, wie sie normalerweise nur Jockeys haben.
    »Nehmen Sie Platz, Herr Hunter!« sagte Helnwein eifrig, doch Dorian blieb stehen und sah sich um. Das Wohnzimmer war bis auf eine bequeme Sitzgarnitur, ein kleines Tischchen und einige Schränke leer. Die Farbe der Wände war kaum zu erkennen. Überall hingen Bilder und fremdartige Gegenstände. An der Breitseite des Zimmers hingen Masken.
    »Sie gestatten, Herr Helnwein, daß ich mich kurz umblicke.«
    Helnwein lächelte glücklich. Er wußte genau, welche Wirkung sein Zimmer auf einen Sammler makabrer Dinge hatte.
    Für Dorian versank die Umwelt; nur die seltsamen Gegenstände existierten noch. Er ließ seinen Blick

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