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027 - Das Henkersschwert

027 - Das Henkersschwert

Titel: 027 - Das Henkersschwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Davenport
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mit den Silberkugeln ins Magazin.
    Zum Abschluß bat er um eine Schüssel Wasser und ein Leinentuch.
    Helnwein brachte ihm das Gewünschte.
    Dorian wusch sich gewissenhaft die Hände im kalten Wasser, dann das Gesicht. Er tupfte mit dem Leinentuch die Tropfen weg, nahm die Knoblauchzehe in die Hand, zerdrückte sie zwischen den Fingern und rieb sich die scharf riechende Flüssigkeit ins Gesicht und auf die Handrücken.
    »Ich bin fertig«, sagte er. »Würden Sie mir jetzt das Schwert zeigen, weswegen ich eigentlich gekommen bin?«
    »Das geht nicht«, sagte Helnwein. »Ich habe es in meinem Tresor eingeschlossen. Aber ich könnte es Ihnen morgen zur Klinik bringen.«
    »Das ist eine gute Idee«, sagte Dorian. »Ich rufe Sie morgen an und …«
    »Wenn Sie morgen noch leben«, sagte Helnwein leise.
    Dorian fühlte sich unbehaglich. Entschlossen stand er aber auf. Der Alte versuchte nochmals, ihn zurückzuhalten, doch er hatte kein Glück damit. Dorian ließ sich von seinem Vorhaben nicht abbringen.
    Der Regen war in Schnee übergegangen; kleine Flocken peitschten Dorians Gesicht. Den Mantel legte er auf den Beifahrersitz. Er hatte beschlossen, ohne Mantel ins Haus einzudringen, da er so mehr Bewegungsfreiheit hatte.
    Er schaltete die Scheinwerfer ein und startete.
     

     
    Helnwein stand in der Tür und winkte ihm kurz zu.
    Dorian wendete und fuhr die Jagdschloßgasse zurück. Als er die Ratmannsdorfgasse erreicht hatte, bog er nach links ab. Aufmerksam studierte er die Nummerntafeln der Hauser.
    Das Haus der Zamis tauchte auf. Links und rechts in der Gasse standen Kastanienbäume. Hinter einem aus Blattern und Ästen gebildeten Haufen stellte er den Wagen ab.
    Er blieb einige Minuten unbeweglich sitzen und beobachtete das Haus. Von seinem Standort aus konnte er nicht allzuviel erkennen.
    Das Haus stand auf einem Eckgrundstück und lag mindestens hundert Meter von der Straße entfernt. Das Grundstück mußte ziemlich groß sein. Eine zwei Meter hohe Steinmauer umgab den Garten.
    Die Straßenbeleuchtung, die vom Wind hin und her gezerrt wurde, erschwerte die Sicht. Eine Tanne stand nahe der Mauer; ihre gewaltigen Äste ragten bis auf den Bürgersteig hinaus.
    Dorian gestand sich ein, daß er nervös war; und je länger er zögerte, um so mehr steigerte sich seine Nervosität. Seine Handflächen wurden feucht.
    Ein junges Mädchen kam am Wagen vorbei, doch sie schenkte ihm keine Beachtung. Vor ihr lief ein riesiger Schäferhund her, der an der Wagentür zu schnüffeln begann, aber weiterlief. Sekundenlang sah er das Gesicht des Mädchens. Ihr langes blondes Haar fiel über die schmalen Schultern. »Komm her, Carry!« rief sie, und der Hund gehorchte.
    Sie bogen in eine Seitengasse ab und verschwanden aus Dorians Gesichtsfeld.
    Dann fuhr ein weißer Porsche vorbei und blieb vor einer Hauseinfahrt stehen. Ein Mann mit einer Pelzmütze stieg aus. Er öffnete das Tor und fuhr den Wagen in die Garage.
    Immer wieder warf Dorian einen Blick auf das Haus. Ein Fenster war erleuchtet. Der Wind war stärker geworden. Die Bäume warfen seltsame Schatten.
    Dorian beschloß, noch einige Minuten zu warten.
    Es war eine ruhige Gegend. Der Verkehr war schwach, und kaum jemand ging auf der Straße. Es war auch eine wenig einladende Nacht für einen Spaziergang.
    Schließlich entschloß er sich zum Aussteigen. Leise drückte er die Wagentür zu und stellte sich neben einen Kastanienbaum. Als er eben die Straße überqueren wollte, kam das blonde Mädchen mit dem Schäferhund zurück. Der Hund blieb vor ihm stehen und schnupperte an seinen Schuhen. »Komm sofort, her, Carry!« befahl die Blondine.
    Sie sah Dorian flüchtig an und ging weiter.
    Dorians Herz klopfte lauter. Er sah dem Mädchen nach. Sie wurde immer kleiner und verschwand schließlich in einem Garten.
    Er überquerte die Straße und blieb vor der Gartenmauer stehen. Mit beiden Händen klammerte er sich an der Mauer fest und zog sich geräuschlos hoch. Geduckt wie eine Katze blieb er auf der Mauer hocken und blickte in den Garten. Er konnte nicht viel erkennen; Bäume und Sträucher.
    Fröstelnd stellte er den Rockkragen auf und wartete. Nach einer Minute ließ er sich zu Boden fallen. Geräuschlos schlich er weiter über einen steinigen Weg. Er hielt sich links, und nach wenigen Schritten hatte er die Auffahrt erreicht, die schnurgerade zum Haus führte.
    Im Schatten eines Baumes stehend beobachtete er das Haus. Viel konnte er nicht erkennen. Es war ein mächtiger Bau mit

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