027 - Das Henkersschwert
Gefahr. Sie geht vom Flugzeug aus. Mit jedem Schritt wird sie spürbarer.«
Es kostete das Mädchen sichtlich Überwindung, weiterzugehen. Große Schweißtropfen bildeten sich auf ihrer Stirn.
Sie erreichten das Flugzeug und stiegen die Treppe hoch. Dorian verschwand als erster in der Eingangsluke. Er sah wieder Coco an. Sie lächelte plötzlich.
»Ich spüre die Gefahr nicht mehr«, sagte sie erleichtert und trat neben Dorian.
»Was hat das zu bedeuten?« fragte er.
»Ich weiß es nicht, Dorian. Ich kann es mir nicht erklären. Wahrscheinlich existiert die Gefahr noch immer, aber vielleicht wurde eine Sperre um das Flugzeug gelegt und die Ausstrahlung abgeschirmt. Ich kann es nicht sagen.«
Der Kopilot kam Dorian entgegen.
»Wir sind startbereit, Sir«, sagte er. »Der Psychiater und Ihre Frau sind bereits an Bord. Ihre Frau wurde unruhig und Mr. Barrett gab ihr eine Beruhigungsinjektion und ein Schlafmittel. Sie sollen bitte noch einige Minuten warten, ehe sie den Schlafraum betreten.«
»Hat sich ein Fremder dem Flugzeug genähert?« fragte Dorian.
»Nein, Sir. Niemand. Ist irgend etwas nicht in Ordnung?«
»Ich weiß nicht«, sagte Dorian. Er wollte dem Piloten nicht die Wahrheit sagen. »Ich habe eine Drohung bekommen. Ich wäre Ihnen dankbar, wenn wir das Flugzeug durchsuchen würden.«
»Was drohte man Ihnen, Sir?«
»Die Drohung war sehr unbestimmt. Es würde irgend etwas geschehen. Ob eine Bombe oder ein Mann an Bord geschmuggelt wurde, kann ich Ihnen nicht sagen.«
Das Flugzeug wurde eine Stunde lang durchsucht. Man fand nichts Verdächtiges. Dorian war aber immer noch nicht beruhigt. Coco meinte, daß es durchaus möglich sei, daß ihre Familie etwas an Bord verborgen hat, was sie nicht entdecken konnten.
Dorian hoffte, daß sich Coco irrte. Er setzte sich mit ihr in den großen Wohnraum des Flugzeugs. Links und rechts standen ein Dutzend bequemer dunkelfarbiger Lederstühle.
Sie schnallten sich fest und warteten auf den Start. Der Psychiater befand sich noch immer mit Lilian im Schlafraum der Maschine. Schließlich setzte sich die Maschine langsam in Bewegung und rollte auf die Startbahn zu. Dorian und Coco schwiegen und starrten sich ängstlich an. Dann schloß Coco die Augen, und Dorian ballte die Hände zu Fäusten. Er rechnete damit, daß die Maschine jeden Augenblick explodieren würde.
Das Flugzeug hob ab und gewann rasch an Geschwindigkeit. Coco schlug die Augen auf.
»Wir sind in der Luft«, sagte sie. »Und nichts ist geschehen. Ich begreife es nicht.«
Dorian schnallte sich erleichtert ab. Ihre Unruhe war aber noch nicht gewichen. Erst als sie Linz überflogen, entspannte sich Dorian.
»Deine Familie hat uns nicht mehr belästigt, Coco«, sagte er und nahm ihre Hand.
Das Mädchen lächelte schwach.
»In neunzig Minuten sind wir in London. Dann kann uns deine Familie nichts mehr anhaben.«
»Das stimmt nicht«, sagte Coco, und das weißt du auch. Wir werden immer in Gefahr sein. Wir sind eine Bedrohung für die Schwarze Familie. Sie werden alles daransetzen, um uns zu vernichten.« Dorian stand auf und trat an die Bar. »Du hast recht, Coco. Wir werden keine Ruhe haben, solange die Schwarze Familie nicht vernichtet ist. Überall kann Gefahr lauern. Wir müssen vorsichtig sein. Trinkst du einen Whisky?«
Coco nickte.
»Eis?« fragte Dorian. Der Psychiater trat eben in das Wohnzimmer. »Trinken Sie auch einen mit, Mr. Barrett?«
»Gern«, sagte er und setzte sich neben Coco. »Das ist aber eine Überraschung, Miß Zamis, Sie hier zu sehen.«
»Ich nahm sie mit, Mr. Barrett«, sagte Dorian und kam mit den Gläsern zurück. »Wie geht es meiner Frau?«
»Sie schläft, Mr. Hunter«, sagte Barrett und griff nach dem Glas. »Sie führte sich ganz eigenartig auf, als wir das Flugzeug betraten.«
Nachdenklich runzelte er die Stirn.
»Wie? Wie verhielt sie sich, Mr. Barett?« fragte Coco erregt.
»Sie wurde fast ohnmächtig und zitterte am ganzen Leib. Schaum stand vor ihrem Mund. Sie schrie leise und weigerte sich, das Flugzeug zu betreten. Es kam mir so vor, als würde sie entsetzliche Angst haben.«
Dorian und Coco wechselten rasch einen Blick. Plötzlich war wieder die Angst da. Ein kalter Schauer rann Dorian über den Rücken.
»Der Pilot mußte mir helfen, Ihre Frau ins Flugzeug zu bringen, Mr. Hunter. Sie beruhigte sich nicht. Sie schlug um sich und stieß mir mit den Schuhen gegen das Schienbein. Ich mußte ihr ein Schlafmittel geben. Es dauerte
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