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0270 - Mordnacht der Wölfe

0270 - Mordnacht der Wölfe

Titel: 0270 - Mordnacht der Wölfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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unsere Truppe zu haben. Helfen Sie mir jetzt oder nicht, Alkalde von San Diego?«
    Ächzend raffte sich Mendez empor. »Na schön«, sagte er. »Sie geben ja doch keine Ruhe. Wie alle Franzosen. Ich frage mich, wie ihr leben könnt, wenn ihr immer so hektisch seid.«
    Nicole lachte leise. »Mit unserer Hektik haben wir bei uns alle Werwölfe ausgerottet«, verkündete sie.
    »Eben«, versetzte Mendez trocken und ließ offen, wie er das nun wieder meinte. Er folgte Nicole nach draußen.
    Die Französin war gespannt, wie die Alte auf diese Art der Annäherung reagieren würde. Ging sie in Gegenwart des Alkalden auch so radikal gegen Nicole vor, wie sie vorher Zamorra hinausgeworfen und noch vorher Teri behandelt hatte? Nicole sah Mendez als eine Art Lebensversicherung!
    »Ich frage mich, was Sie mit der Alten zu schaffen haben«, knurrte Mendez. »Wollen Sie sich den Erscheinungsort des Werwolfs prophezeien lassen? Ich hörte, daß Sie Ihre Ausrüstung nicht mehr besitzen. Da dürfte es doch wohl zu riskant sein…«
    Nicole warf ihm einen schnellen Blick zu. Ihr Mißtrauen erwachte. »Neuigkeiten dieser Art scheinen sich wohl schnell herumzusprechen, Señor Mendez!«
    »Nun ja… Constanca war bei mir«, sagte Mendez.
    Sie erreichten die Hütte. »Klopfen Sie an«, bat Nicole.
    Schulterzuckend tat Mendez ihr den Gefallen. Von drinnen ertönte der Ruf: »Herein.« Mendez schob die Tür auf und war im nächsten Moment drinnen. Nicole folgte ihm sofort.
    Im Schaukelstuhl saß die blinde Seherin, und vor ihr mit gekreuzten Beinen auf dem Teppich Constanca daRaca!
    ***
    »Das Leben ist voller Überraschungen«, stellte Nicole fest. »Hat deine Anwesenheit einen besonderen Grund, Constanca?«
    Noch bevor das Mädchen antworten konnte, drehte die Alte den Kopf und sah Nicole aus ihren blinden Augen an. »Du führst eine kesse Rede in meinem Haus, Kindchen«, sagte sie. »Was ist dein Begehr?«
    »Weißt du das nicht?« fragte Nicole etwas zu spöttisch und wollte nähertreten. Da legte sich Mendez’ Hand auf ihre Schulter. »Langsam«, warnte der Alkalde. »So redet man nicht mit der Alten. Wenn Sie hier eine Zirkusvorstellung geben wollen, können Sie sofort wieder gehen.«
    Nicole drehte sich unter seiner Hand weg und ging langsam auf die Alte zu, während sie die Einrichtung der Diele aufmerksam musterte. Aber da war nichts, das auf Schwarze Magie hindeutete. Trotzdem…
    Die Alte besaß eine unheimliche Ausstrahlung! Es war Nicole ein Rätsel, wie es Constanca und auch alle anderen in ihrer unmittelbaren Nähe aushalten konnten.
    Knapp zwei Meter vor der Alten blieb Nicole stehen. Sie sah die Blinde eindringlich an. »Warum hast du Angst vor uns?« fragte sie.
    »Angst?« fuhr die Alte auf. »Ich soll Angst haben? Vor euch Werwolfjägern?«
    Nicole lächelte. Plötzlich wußte sie, daß sie die Seherin mit ihrer Frage völlig aus dem Gleichgewicht geworfen hatte. Damit hatte die Alte nicht gerechnet! Es war beruhigend zu wissen, daß sie offenbar doch nicht auf alles vorbereitet war.
    »Natürlich hast du Angst«, sagte Nicole. »Warum sonst… warum sonst solltest du dich einem Gespräch mit Zamorra entzogen haben?«
    Die Alte schwieg. Sie starrte mit blinden Augen ins Nichts. »Geh«, sagte sie. »Geh sofort.«
    »Ich gehe nicht, bevor ich nicht Antwort auf meine Fragen habe«, sagte Nicole hart.
    »Geh!« schrie die Alte jetzt laut.
    Mendez packte Nicole am Arm. »Haben Sie nicht gehört? Sie sdllen gehen«, knurrte er und wirbelte Nicole wie eine Puppe herum.
    Bloß ließ die sich das nicht gefallen. Noch aus der Drehbewegung heraus schlug sie mit der Handkante zu. Mendez taumelte stöhnend zurück und krümmte sich zusammen. »Gehen Sie mir vom Leib«, fauchte Nicole, »oder es ergeht Ihnen schlecht, Señor Mendez!«
    »Sie sind ja verrückt«, keuchte der Alkalde. »Ich werde Sie einsperren…«
    »Versuch’s Dicker«, murmelte Nicole zwischen den Zähnen. Während der kurzen Blitzaktion hatte sie die Alte keine Sekunde lang aus den Augen gelassen, und darüber hinaus wartete sie mit gespannten Über-Sinnen jeden Augenblick auf einen Para-Angriff.
    Aber die Alte griff nicht an! Wagte sie es nicht, um nicht vor den Dorfbewohnern ihr wahres Gesicht zu zeigen? Nicht das der Helferin, sondern das der Hexe?
    Nicole wirbelte wieder herum. Sie streckte den Arm aus und deutete auf die Alte. »Wo sind unsere Waffen? Wo ist Fenrir? Du weißt es!«
    Die Alte straffte sich. Ihr Oberkörper schien im Schaukelstuhl zu wachsen.

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