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0270 - Mordnacht der Wölfe

0270 - Mordnacht der Wölfe

Titel: 0270 - Mordnacht der Wölfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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konnte von Glück sagen, daß die Bestie ihm die Hand nicht völlig zerfleischt hatte. Die Verletzung sah schlimmer aus, als sie in Wirklichkeit war. Allerdings würde er die Hand trotzdem in den nächsten Tagen nicht gebrauchen können. Vom Handrücken und zwei Fingern war die Haut abgefetzt, und die Wolfszähne hatten ein paar Streifen Fleisch losgerissen. Es würde einige prachtvolle Narben geben.
    Wichtig war zunächst einmal, den Blutfluß zu stillen. Zamorra griff wahllos nach einem Tuch und band den Arm ab. Er fühlte sich seltsamerweise sofort besser. Den Rest des Tuches wickelte er um die blutende Hand, damit die Tropfen nicht mehr vom Zimmer verschmierten. Dann begann er zu überlegen.
    Die Dämmerung setzte zwar schon ein, aber noch war es hell! Wieso konnte dann der verdammte Werwolf als Werwolf aufkreuzen? Oder gab es für ihn Beschränkungen dieser Art nicht?
    Zamorra zuckte mit den Schultern. Mit der gesunden Hand hängte er sich das Amulett wieder um und starrte den Ju-Ju-Stab an. Ausgerechnet den hatte er zurückgeholt! Der Stab würde ihm nichts nützen, wußte er jetzt. Der Werwolf selbst hatte den Diebstahl verübt, und er war kein Dämon. Denn sonst hätte ihn der Stab nicht am Leben gelassen. Er hätte ihn selbständig vernichtet.
    »Wegen eines einfachen, läppischen, dämlichen Werwolfs so ein Theater«, murmelte Zamorra grimmig. »Ist ja schlimmer, als käme ich direkt aus dem Kindergarten! Früher hätte ich den mit einer Hand erschlagen…«
    Aber dann dachte er an die Alte. Die kam noch hinzu und machte das Spiel mit allen Regeln höchst undurchsichtig.
    Zamorra verließ das Zimmer und ging nach unten. In der Schankstube hatte man seinen Schrei und das Poltern wohl gehört und sah ihn gespannt an. Er vermißte Ferreira hinter der Theke. »Wo ist der Wirt?« fragte er.
    »Der ist mal wohin… was haben denn Sie gemacht, Fremder?«
    Zamorra winkte ab. »Ich brauche einen Arzt. Gibt es einen im Dorf? Ich habe mich ein wenig verletzt.«
    Einer der Spanier erhob sich sofort. »Ich bringe Sie hin, Señor«, sagte er. »Ist zwar nur ein Viehdoktor, aber vielleicht kann er Ihnen ja doch helfen. Himmel, was haben Sie bloß gemacht? Der Lappen ist ja ganz rot!«
    ***
    Nicole erwachte mit einem erheblichen Brummschädel. Constanca daRaca kniete neben ihr und betupfte mit einem feuchten Tuch ihre Schläfen.
    »Schon gut«, murmelte Nicole und raffte sich auf. Das ging nicht so schnell, wie sie wollte, weil ihr schwindlig wurde. Hoffentlich ist das keine Gehirnerschütterung, dachte sie erschrocken. »Was war denn das? Ein Vulkan?«
    »Der Werwolf«, sagte Constanca. »Er lauerte hinter der Tür, kam hervorgesprungen und wischte Sie wie ein Blatt Papier zur Seite. Dann floh er durch den Hinterausgang.«
    »Der Werwolf, soso«, sagte Nicole. Dann zuckte sie zusammen. »Aber es ist noch dämmerig draußen! Wie kann er…«
    Constanca hob die Schultern.
    Nicole taumelte, aber sie merkte, wie es ihr mit jeder verstreichenden Sekunde besser ging. Sie sah durch die offene Tür in die Diele hinüber. Die Alte lag in ihrem Schaukelstuhl, in den Constanca sie wohl geschafft hatte. Mendez war noch bewußtlos. Demzufolge, schloß Nicole, hatte sie selbst nicht sehr lange hier gelegen.
    »Der Werwolf hat sich also bei der Alten verborgen«, sagte sie. »Sehr interessant.«
    Noch interessanter war, was sie in dem Zimmer fand, aus dem der Werwolf hervorgestürmt war: Fenrir! Der Wolf war ohne Besinnung.
    »Wir müssen ihn hier hinaus bringen«, sagte Nicole. »Allein schaffe ich es nicht. Er ist zu schwer. Helfen Sie mir, Constanca?«
    Das Mädchen nickte und faßte mit an. Sie trugen Fenrir auf dem kürzesten Weg nach draußen. Der Wolf war offensichtlich nicht verletzt, aber er wachte auch nicht auf. »Ich schätze, daß ich der Alten nun noch etwas energischer auf den Pelz rücken muß«, beschloß Nicole. »Sie arbeitet also mit dem Werwolf zusammen.«
    »Tun Sie ihr nichts, Nicole«, warnte Constanca. »Lassen Sie die Finger von der Alten.«
    »Und warum? Ich fürchte ihren Zorn nicht. Gegen jeden magischen Angriff gibt es eine Abwehr, wenn man auf diesen Angriff gefaßt ist, und ich habe schon Schlimmeres überstanden.«
    »Das ist es nicht«, sagte die Spanierin. »Schön, Werwolf und Alte gehören zusammen… aber wenn ich es nicht selbst gesehen hätte, würde ich es nicht glauben! Und auch niemand sonst wird es glauben, Nicole. Die Alte ist der gute Geist des Dorfes. Wer immer sich an ihr vergreift - in

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