0271 - Ghoul-Parasiten
stehen, und sagte auch nichts dagegen, als sich Su Danning einige Schritte von mir trennte und selbst auf Entdeckungsreise ging.
Ich schaute dabei nach links, denn dort öffnete sich die Schlucht zu einem freien Gelände.
Bis mich Sus Schrei alarmierte. Hastig zuckte ich herum, sah sie auf dem Fleck stehen, wobei sie die Arme erhoben hatte und ihre Hände gegen die Ohren preßte.
Mit wenigen Schritten überbrückte ich die Distanz, blieb neben ihr stehen und sah, was sie so erschreckt hatte.
Es war ein Skelett.
Vor ihren Füßen lag der Knöcherne in einer seltsamen Haltung. Als hätte er noch versucht, sich zu retten, so hatte er beide Arme vorgestreckt, wobei der linke weiter als der rechte reichte. Die knöchernen Finger gruben sich in den Boden, ohne jedoch etwas zu erreichen. Sie hatten das Unheil nicht aufhalten können.
Ich schob Su Danning mit sanfter Gewalt zur Seite, kniete nieder und schaute mir das Skelett an.
Dabei erinnerte ich mich wieder an die Szene in dem U-Bahnwagen.
Das Skelett vor meinen Füßen sah ebenso aus. Mit anderen Worten: Es war auf die gleiche schlimme Weise getötet worden wie die Menschen in der U-Bahn.
Also mußten wir es hier mit dem gleichen Phänomen zu tun haben.
Vielleicht besaß diese furchtbare Magie hier sogar ihren Ursprung. Alles war möglich.
Ohne es zu wollen, waren wir im Zentrum dieser furchtbaren Magie gelandet, in einer Welt, von der ich noch nie gehört hatte und ich auch nicht wußte, ob und von welchen Dämonenarten sie bewohnt war.
Eine schlimme Sache.
»Was machen wir?« fragte Susan, als sie den ersten Schrecken überwunden hatte.
Ich schaute sie an. Auf ihrem schmalen Gesicht hatte sich eine Gänsehaut gebildet. Sie zeugte von ihrer Furcht.
Um sie nicht zu enttäuschen und allzu pessimistisch zu antworten, sagte ich: »Nun ja, meine Liebe, zunächst stellen wir einmal fest, daß wir noch leben.«
Nach dieser Antwort zuckte ein Lächeln um ihre Lippen. »Danke, daß Sie es mir so leicht machen wollen, John, aber ich habe noch nie so ein Skelett gesehen, und ich möchte Sie fragen, ob es echt ist.«
»Darauf können Sie Gift nehmen.«
»Wie kann das sein?«
Diesmal lächelte ich. »Wissen Sie, Su, es ist ja so. Sie haben mich am Trafalgar Square angesprochen, weil Sie wissen wollten, was es in der U-Bahn gegeben hatte. Ich konnte und durfte Ihnen nichts sagen. Nun sollen Sie die Wahrheit erfahren. In der U-Bahn sind zwei Skelette gefunden worden, und sie sahen beide so wie dieses hier aus. Begreifen Sie nun?«
Su warf mir einen Blick zu, schaute danach das Skelett an und schluckte. »Gibt es einen Zusammenhang zwischen den Opfern?«
»Alles deutet darauf hin.«
»Wie ist das möglich?«
Da hob ich die Schultern. »Um das herauszufinden, sind wir hier, Su. Und wir werden es herausfinden, dessen bin ich sicher.«
»Falls man uns läßt.«
»Seien Sie doch nicht so pessimistisch. Ich finde, daß wir schon viel erreicht haben. Wir leben noch!«
»Sie geben wohl nie auf?«
»Nicht, solange ich lebe.«
»Die Einstellung finde ich toll.«
»Richten Sie sich ebenfalls danach. Man muß immer das Beste aus seiner Situation hervorholen, und das werden wir jetzt machen, Kommen Sie, Su!«
»Wohin?«
»Wir werden uns ein wenig umschauen. Die Welt durchforsten und erkunden.«
»Suchen Sie nach einer Chance zur Rückkehr?«
»Das außerdem.«
Su Danning war noch immer nicht überzeugt. Ich konnte es ihr auch nicht verdenken. Ich faßte sie in Höhe des Ellbogens am Arm und zog sie weiter.
Wir gingen über den rötlich schimmernden Boden auf das andere Ende der Schlucht zu. Es war nicht einmal weit entfernt. Vielleicht 200 Schritte.
Su Danning hielt sich dabei dicht an meiner Seite, während ich mich permanent umschaute, um eine Gefahr schon im Ansatz erkennen zu können. Ob uns jemand belauerte, war nicht zu erkennen, offen jedenfalls zeigte sich kein Gegner.
Dennoch glaubte ich daran, daß diese Welt bewohnt war. Vielleicht von Wesen, die ebenfalls die Kugeln produzieren konnten. Dies jedoch konnte ich nicht beweisen.
Wir rechneten natürlich mit Überraschungen, waren auch immer auf der Hut. Was wir dann jedoch geboten bekamen, das haute uns beide um.
Dabei war es Su Danning, die den Gegenstand zuerst sah, da ich mich in dem Moment gerade umgeschaut hatte.
»John, da! Ich werde verrückt!«
Sofort flog mein Blick in die Richtung, die sie mir wies. Jetzt wurden auch meine Augen groß, denn dort, wo sich die Schlucht öffnete, sahen wir
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