0272 - Der Dämonenjäger
bewegte, sich umdrehte und ihr den Rücken zuwandte.
Dann ging er.
Er hatte einen schwerfälligen, gleichzeitig auch geschmeidigen Gang, und Maria ahnte etwas von der Kraft, die in diesem wilden Menschen steckte.
War er ein Mensch?
Jedenfalls sah er so aus. Woher er kam und welchem Volk er angehörte, das wußte niemand. Sie erinnerte sich wieder an das Buch, in dem die Sagen und Legenden standen. Eine Zeit hatte man dort nicht angegeben. Es hieß dort nur immer, bevor die Menschen noch waren, gab es sie, die Barbaren. Und Graax gehörte zu den gefährlichsten unter ihnen, während Bandor ihn bekämpfte, die Geister der Finsternis jagte und sie tötete, wo er sie treffen konnte.
Die Schritte verklangen. Maria kamen die letzten Minuten wie ein Traum vor, allein, sie wußte, daß sie nicht geträumt hatte, denn sie brauchte nur auf die Reste des Drachenvogels zu schauen, die im Zimmer lagen. Der spitze Schnabel war ihr zugerichtet. Er sah aus, als wollte er sie noch im Tode aufspießen.
Sie schüttelte sich, löste sich von der Wand und wunderte sich darüber, daß sie noch laufen konnte. Der kalte Schweiß bedeckte ihren Körper, als sie auf das zerstörte Fenster zuging, so viele Scherben wie möglich umrundete und durch die zerstörte Scheibe nach draußen starrte.
Zunächst einmal wunderte sie sich über die Luft. Sie war anders als noch vorhin. Viel wärmer, schwüler, und der Wind trug den Geruch von Fäulnis und Verbranntem heran.
Ein düsterer, dunkelgrauer Himmel spannte sich endlos über der Burg, den Bergen und dieser gesamten fremden, so unwirklich erscheinenden Landschaft.
In der Ferne schienen die offenen Kratertrichter der Berge zu glühen, und über den Öffnungen standen dünne Rauchfahnen, die wie helle, zitternde Finger in die Dunkelheit stachen.
Konnte man als Mensch in dieser Welt und dieser Zeit überhaupt leben?
Maria wollte daran nicht glauben, und sie hatte auch nicht vor, die Burg zu verlassen, denn sie fühlte irgendwie, daß ihr die Mauern einen gewissen Schutz gaben, obwohl sie wieder die gewaltigen, dunklen Punkte am Himmel erkannte.
Die Riesenvögel lauerten…
Im nächsten Augenblick stürzten sie wie Pfeile nach unten, denn aus der Tiefe war ein mörderisch klingendes Grollen an die Ohren der Frau geklungen.
Graax war unterwegs.
Und die Vögel wollten ihr Opfer!
***
Die Riesenschlange, deren Oberkörper wie der Rücken eines Pferdes wirkte, fand ihren Weg durch den Dschungel. Graax, der Barbar, brauchte ihr nicht zu erklären, wohin sie sich zu wenden hatte. Sie kannte das Ziel ebenso wie er.
Es war Bandor, der Dämonenjäger!
Mit einem untrüglichen Instinkt hatte Graax erkannt, daß sich Bandor in seiner Nähe aufhielt. Er mußte ihn unbedingt finden. Denn einer von ihnen war zuviel auf dieser Welt.
Der Dschungel nahm sie auf. Hoch und kräftig waren die Bäume. Selbst die Schlange wirkte gegen diese Gewächse klein, beinahe zierlich. Und wie eine Puppe mußte sich der Krieger auf dem Rücken des Tieres vorkommen.
Natürlich hatte die Schlange auch Feinde. Diese allerdings hüteten sich, das Tier anzugreifen. Schon manches Ungeheuer war von ihr zerdrückt und zermalmt worden, denn den Kräften des Tieres konnten selbst Baumstämme nicht widerstehen.
Graax hielt sich mit dem linken Arm fest. Aus der rechten Faust stach der Stiel seiner Streitaxt mit der mörderisch scharfen Klinge, und damit räumte er die Hindernisse aus dem Weg. Der Arm war immer in Bewegung. Präzise führte er die Schläge, trennte Lianen und Äste ab und schlug sich den Weg durch die hohen Blätter der Farne.
Irgendwie vor ihm mußte Bandor lauern. Graax war sicher, daß dieser längst wußte, wer da zu ihm auf dem Weg war. Aber das sollte er auch.
Er würde den endgültigen Zweikampf bekommen.
Durch Tümpel und kleine Moore wand die Riesenschlange ihren Körper.
Sie glitt über die handdicken Rinden der Baumstämme hinweg und tauchte wieder ein in den undurchdringlichen Filz des Urwelt- Dschungels.
Immer fand sie ihren Weg.
Es war gefährlich für einen Menschen, den Dschungel zu durchqueren, nicht aber für die Schlange. Und Graax, der Krieger, war so etwas gewohnt. Er schlug und hämmerte sich den Weg frei, wenn Äste oder Zweige sein Gesicht peitschen wollten.
Schließlich ließen sie den Dschungel hinter sich. Sie gelangten in ein Tal, das sich zu einer Ebene weitete und erst in der Ferne von Bergen umschlossen war.
Und Graax sah die Burg.
Ein grollender Kampfschrei drang aus
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