0272 - Der Dämonenjäger
wir den Hügel auch wieder hinunter, erreichten dann eine Senke und konnten uns anschließend auf den Weg zur Burg machen, hinter der ich die seltsamen abgeschnittenen Kraterkuppen der Vulkane entdeckte.
Ich sah auch die dunklen Punkte in der Luft. Das also waren die geheimnisvollen Vögel, und einer von ihnen schwebte sogar dicht an die Mauern der Burg heran.
Die Senke sah mir nicht vertrauenerweckend aus. Dort wuchs und wucherte ein dichtes dschungelartiges Gestrüpp. Bäume mit seltsam breiten Kronen standen so dicht, daß ihr Blattwerk miteinander verflochten war. Und über der Senke lag ein feiner Dunstschleier.
Bewegungslos wie ein Tuch stand er in der Luft.
Mittlerweile hatten mich auch die anderen erreicht, blieben neben mir stehen und schauten sich die Landschaft an.
Ich hörte die Stimme der Frau. »Mein Gott, Hans, das werden wir nie schaffen.«
»Warten Sie es ab«, sagte ich. »Solange man lebt, sollt man niemals aufgeben.«
Die Frau schwieg.
Dafür hörten wir ein anderes Geräusch.
Es war zwar noch weit entfernt, in der Stille allerdings deutlich zu vernehmen, zudem trug die Luft auch den Schall sehr gut zu uns herüber.
Ein dumpfes, unheimlich klingendes Grollen, und der kleine Peter sprach aus, was wir dachten.
»Das ist Graax!«
Natürlich suchten wir ihn. Vergeblich. Trotz des relativ hellen Mondlichts war von dem Untier nichts zu entdecken. Es blieb im dichten Dschungel verborgen, wobei ich das Gefühl hatte, als würde es sich der Burg nähern.
Wenn es stimmte, konnten wir dort unter Umständen die Lösung dieses Rätsels finden.
»Können wir?« fragte ich über die Schulter gewandt und schaute dabei in sehr blasse Gesichter.
Die Antwort war ein Nicken.
Wenig später machten wir uns an den Abstieg. Schräg liefen wir den Hang hinab und der Senke entgegen. Immer wieder mußten wir achtgeben, nicht auszurutschen. Schon bald erreichten wir die Region, wo der dünne Dunst über der Erde lag. Zwangsläufig atmeten wir ihn ein.
Er stank nach Schwefel oder Verbranntem. Irgendwie paßte er in diese Luft, die ziemlich feucht und gleichzeitig auch noch warm war, obwohl keine Sonne am Himmel stand. Das unendlich erscheinende Firmament zeigte einen seltsam dunkelgrauen Ton. Verwaschen wirkend, aber dennoch klar.
Suko war vorgegangen. Er wand sich als erster zwischen die hohen Farne, die am Ende der Senke wie lange Arme aus dem Boden wuchsen und nach oben hin zu sehr breiten Blättern auseinanderfächerten.
Peter Kugler hatte ja nicht nur von Graax gesprochen, sondern auch von anderen Barbaren, die angeblich dieses Land auf ihren Beutezügen durchstreiften.
Wir mußten also mit jeder Überraschung rechnen.
Suko kam zurück. »Wir müssen einen Bogen schlagen«, sagte er und deutete auf seine Hosenbeine, die naß schimmerten. »Vor uns liegt ein heimtückischer Sumpf.«
»Wie groß ist er?«
Suko wiegte den Kopf. »Jedenfalls können wir ihn nicht überspringen. Wir gehen rechts an ihm vorbei.«
Dagegen hatte niemand etwas einzuwenden.
Das Wort gehen paßte nicht zu dem, was wir nun vor uns hatten. Wir tasteten und kämpften uns weiter, brachen Äste ab, wehrten uns gegen dünne, aber sehr biegsame Zweige und hatten bereits nach wenigen Sekunden das Gefühl, mitten in einem Treibhaus zu stecken. So feucht und stickig war die Luft.
Als ständige Begleitmusik hörten wir das Schwirren der Insekten. Es waren ziemlich große, fliegenähnliche, kleine Bestien, die sich auf der Haut festsetzen und stechen wollten.
Die Familie Kugler hielt sich erstaunlich tapfer. Auch Elke klagte nicht.
Sie biß, tapfer wie ihr Sohn, die Zähne zusammen und schritt weiter.
Sehr weich war der Boden. An manchen Stellen federte er, dann wieder sanken wir ein und hatten Mühe, die Füße aus dem feuchten Schlamm zu ziehen.
Suko räumte aus dem Weg, was wegzuräumen war. Als er einmal innehielt und die Hände anhob, sah ich die dunklen Streifen auf den Innenflächen.
Es war Blut!
»Verdammt scharf, diese Gräser!« schimpfte mein Freund, aber er machte weiter. Aufgabe gab es für ihn nicht.
Wir kamen nur sehr langsam voran. Bisher hatten wir nur mit einer feindlichen Umwelt zu kämpfen. Ich hoffte, daß es so blieb und sorgte für eine Änderung der Reihenfolge.
Suko ging weiterhin als erster, ich machten den Schluß, und die Familie Kugler nahmen wir in die Mitte.
Kein Mondlicht durchbrach die ineinander verfilzten Kronen der gewaltigen Bäume über uns. Wir kamen uns vor wie in einem dunklen Kasten,
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