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0272 - Gorgonen-Fluch

0272 - Gorgonen-Fluch

Titel: 0272 - Gorgonen-Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Todesangst peitschte ihn, und er wußte genau, daß ihm niemand mehr helfen konnte. Es konnte sich nur noch um wenige Minuten handeln, bis er endgültig kraftlos wurde und sich nicht mehr halten konnte.
    Das Amulett glitt ihm aus den Fingern!
    Entsetzt schnappte er wieder nach. Wenn er es hier im Mittelmeer verlor, war endgültig alles vorbei. Denn er konnte es auch nicht mehr wie früher durch einen geistigen Ruf zu sich zurückbefehlen.
    Er schnappte nach Luft und schluckte dabei wieder Wasser, hustete und geriet fast in Panik. Einmal hatte ihm jemand erzählt, der schon in Bewußtlosigkeit war, als er gerettet wurde, das Ertrinken sei gar nicht so schlimm. Und der mußte es als Beinahe-Opfer ja wissen. Zamorra aber fand es furchtbar. Und es schmerzte, das Wasser in seinen Lungen.
    Zu einem Gedankenbefehl war er zu unkonzentriert und zu erschöpft. Er konnte nur versuchen, die Hieroglyphen zu bewegen.
    Und irgendwie schaffte er es. Das Amulett vibrierte in seinen Händen.
    Er kämpfte die schwarzen Schleier nieder, die sich über ihn legen wollten. Nein, so wollte er wirklich nicht sterben, einsam irgendwo im Meer ertrinken. Die Küste war so weit weg, eine schwache, dunstige Lichtglocke lag wie ein Regenschirm über Neapel. Weiter vorn und doch so weit weg glühten die Positionsleuchten der LADY SHARK. Das Feuer, das aus der offenen Funkkabine geschlagen war, glühte nicht mehr.
    Wenigstens etwas…
    Vor Zamorras Augen tanzten große, schwarze Flecken. Immer wieder verschwamm die LADY SHARK vor seinen Augen, wurde zu verwaschenem Nebel. Aber dann war sie plötzlich direkt vor ihm, riesengroß und bedrohlich.
    Wie er an Bord kam, konnte er später nicht mehr sagen. Vielleicht war er an einer Strickleiter hinaufgeklettert, aber angesichts seiner Schwäche war das unwahrscheinlich. Eher war es so, daß die anderen ihn hochgezogen hatten. Jedenfalls erwachte er plötzlich und sah Nicole über sich, die gerade ihre Wiederbelebungsversuche einstellte.
    »Endlich«, flüsterte sie und lächelte verzerrt.
    Zamorra sah sie an und lächelte zurück. »Wo ist das Amulett?« preßte er hervor und hustete wieder, weil das Sprechen ihn anstrengte.
    »Du hast es doch noch in der Hand… wie eine Klaue verkrallt«, sagte sie leise. »Ich bin froh, daß du lebst, Chéri !«
    Er fühlte den Schmerz in den Brandwunden. Das Wasser konnte zwar das Feuer löschen, nicht aber die Verletzungen ungeschehen machen. Und niemand brauchte ihm zu sagen, daß er eigentlich auf dem schnellsten Weg ins Krankenhaus mußte, am besten per Hubschrauber. Nur konnte der nicht mehr angefordert werden; die Funkbude war restlos ausgebrannt.
    »Wie… wie habt ihr mich gefunden?« keuchte er.
    »Fenrir fing einen Impuls des Amuletts auf«, erklärte Nicole leise. »Daraufhin merkten wir, daß du über Bord warst. Der Wolf peilte dich an, und ich lenkte die Yacht in deine Nähe, nach Fenrirs Angaben. Als telepathischer Lotse ist der Bursche sehr brauchbar. Und dann haben wir dich eben hochgezogen.«
    Zamorra nickte erleichtert. Er lebte, und das zählte. »Fenrir«, flüsterte er.
    Telepathische Lebensrettung ist russische Erfindung, vernahm er den Gedankenimpuls des sibirischen Wolfs.
    Er hustete wieder und wußte, daß trotzdem etwas geschehen mußte. Die Brandwunden zehrten ihn aus.
    Da setzte er das Amulett noch einmal ein. Er ging damit zwar das Risiko ein, anschließend geistig und körperlich so ausgelaugt zu sein, daß ein Windhauch ihn umwarf, aber eine Welle völliger Gleichgültigkeit erfaßte ihn und schwemmte ihn davon, als er den Zauber durchführte.
    Das Amulett wirkte.
    Die Brandwunden verschwanden einfach, als hätte es sie nie gegeben. Das Wasser, das noch in seinen Lungen schmerzte, löste sich in Nichts auf.
    Zamorra schloß die Augen. Erschöpft schlief er ein, während das Amulett seinen Heilzauber wirkte.
    ***
    Die Bruchstücke der Carlo-Rascani-Statue wurden nach Neapel ins gerichtsmedizinische Institut gebracht. Dort ließ sich zwar zu nächtlicher Stunde kein Experte mehr auftreiben, der sich um das Phänomen kümmerte, aber der Fall schlug auch so Wellen bis in die Chefetage des Polizeipräsidiums. Dort entschied man kurzfristig, der ganze Fall sei horrender Blödsinn, weil ein Mensch eben nicht zu Stein werden kann. Demzufolge war der Fall Rascini also kein Fall, sondern ein zwar teurer, aber geschmackloser Scherz und grober Unfug. »Wir werden Strafanzeige wegen Irreführung der Behörden stellen. Auf diesen Rascani oder wer

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