Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0272 - Gorgonen-Fluch

0272 - Gorgonen-Fluch

Titel: 0272 - Gorgonen-Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
Vom Netzwerk:
was das Auftauchen der Figur für ihn bedeutete. Jetzt war die Reihe an ihm! Er wußte zuviel! Es war der Gorgo Stheno im Weg und mußte verschwinden!
    »Nein«, schrie er und wollte aufspringen, die Figur packen und aus dem Fenster werfen, bevor sie ihn erwischte. Aber er schaffte es nicht mehr.
    Stheno war schneller.
    Alles ging blitzartig.
    Die ägyptische Tarnfrisur klappte nach hinten weg und legte die Schlangenköpfe frei. Und im gleichen Moment sah Dano das Gorgonenhaupt ins Riesenhafte vergrößert vor sich, dieses bezaubernde, schrecklichschöne Antlitz, das den Tod in sich barg oder Schlimmeres.
    Und er fühlte, wie er zu Stein wurde.
    So fand ihn Stunden später seine Sekretärin hinter dem Schreibtisch. Die Statue mit den blutigen Tränen aber war verschwunden.
    ***
    Rechts ragte der Lavakegel des Vesuv empor. Links davon rötete sich der Himmel, und der helle Lichtschein breitete sich mehr und mehr aus, bis die Sonne allmählich über den Horizont kletterte.
    Der Gorgone machte dies nichts aus. Ihre Tätigkeit war nicht an die Nacht gebunden.
    Ruhig dümpelte die LADY SHARK sicher vertäut im Yachthafen von Neapel. Fenrir, der Wolf, entschied, daß es an der Zeit sei aufzuwachen.
    Dann wunderte er sich mit seiner fast menschlichen Intelligenz, daß er allein in der großen Kabine war. Weder von seinem Freund Zamorra noch von dessen Gefährtin war etwas zu sehen, dabei wußte der Wolf, daß beide nicht unbedingt zu den Frühaufstehern gehörten. Um diese Morgenstunde pflegten sie noch engumschlungen zu schlafen.
    Morgenstund hat Goldzahn im Mund, dachte der Wolf ironisch und erhob sich. Es konnte ja sein, daß Zamorra und Nicole die Nacht durchgemacht hatten und noch an Deck waren. Fenrir tastete nach fremden Gedanken, war aber noch zu müde, sich besonders anzustrengen und stellte seinen Versuch deshalb wieder ein, als er nicht sofort fündig wurde. Es drängte ihn hinaus, aber dazu mußte immerhin die Kajütentür geöffnet werden. Fenrir verspürte Hunger und Einsamkeit. Niemand war da, ihn zu streicheln und mit ihm zu spielen, wie er es gewohnt war, und das gefiel ihm gar nicht.
    Schließlich wurde ihm das Warten zu dumm.
    Er sprang die Türklinke an. Beim dritten Versuch schaffte er es, so darauf zu landen, daß er sie niederdrücken und zugleich mit einer Pfote aufzuschieben vermochte. Die Tür öffnete sich nach innen, und Fenrir erweiterte den Spalt und schob sich hindurch. Auf diese Weise machte er auch Château Montagne unsicher; in Caermardhin, Merlins Burg, hatte er es einfacher. Da öffneten sich die Türen auf Gedankenbefehl.
    Er tappte durch den Korridor und sauste nach oben. Die Morgensonne warf ihren strahlenden Glanz über das Deck der LADY SHARK.
    Und über eine Statue, etwa unterarmlang. Sie stand ruhig und gelassen auf den Decksplanken und sah ihn an.
    Das kam dem Wolf nicht geheuer vor. Ihm war, als gebe es Leben in der Statue. Er konzentrierte sich darauf, ihre Gedanken zu lesen, falls sie welche hatte.
    Da zeigte die Figur ihr wahres Aussehen. Ihr Schlangenhaupt.
    Fenrir wurde zu einem Steinklumpen.
    ***
    July schreckte aus ihrem unruhigen Schlaf auf, als sie das Knallen vernahm, mit dem Fenrir die Kabinentür geöffnet hatte. Dergleichen Geräusch war ihr an Bord unbekannt, und sie wurde mißtrauisch.
    Sie setzte sich auf. July hatte erst sehr spät Schlaf gefunden, und der war von Alpträumen durchsetzt. Sie waren zu zweit in einer Kabine untergekrochen. Peggy und sie, weil sie auf diese Weise ihre Angst zu unterdrücken versuchten. Nur Beatrice bestand darauf, allein in ihrer Kabine zu bleiben.
    Peggy schlief. Das Türknallen konnte sie nicht wecken.
    Draußen wurde es hell. July schüttelte sich. Sie wußte, daß sie nicht wieder würde einschlafen können, obgleich sie noch todmüde war. Aber wenn sie schlief, kamen die Alpträume wieder. Träume, in denen sie von einer Gorgone in Stein verwandelt wurde.
    Hastig stieg sie in Shorts und schlüpfte in ein kurzes Hemdchen, um sich an Deck umzusehen. Was geschah hier? Das Klappern war nicht normal. Aber was war schon normal geblieben? Alles veränderte sich, und zwar zum Schlechten. Die Angst stieg. July fragte sich, wie lange sie noch durchhalten konnte.
    Sie verließ die Kabine, sah sich auf dem Gang um und kletterte dann die Eisenstiege nach oben.
    Da war ihr Alptraum.
    Ein versteinerter Wolf kauerte auf den Decksplanken der SHARK. Und hinter dem Wolf stand die Gorgone.
    July wollte sich herumwerfen, wieder nach unten fliehen,

Weitere Kostenlose Bücher