0273 - Im Terrornetz der Monster-Lady
mein Kleiner.« Sheila ging neben ihrem Sohn auf die Knie und hob ihn hoch. »Du sollst doch in dein Bett gehen und schlafen.«
»Du hast geweint, Mummy, nicht?«
Sheila lachte unecht. »Das sieht nur so aus, mein Schatz. Ich bringe dich wieder ins Bett.«
»Kommt Nadine nicht mit?« fragte er.
Wir schauten dorthin, wo die Wölfin hockte. Sie blickte den Kleinen an, ansonsten tat sie nichts. Schließlich war Johnny ihr kleiner Liebling, und ich konnte ihr Verhalten einfach nicht fassen.
»Nadine wird gleich kommen. Leg du dich mal wieder hin, Johnny.«
»Aber ich habe Angst.«
»Das brauchst du nicht«, erwiderte Sheila mit ruhiger Stimme. »Onkel John ist auch da.«
Ich kam einige Schritte näher. »Wovor hast du denn Angst, Johnny?«
»Vor den komischen Männern.«
Ich wurde mißtrauisch. »Welche Männer?«
»Die ich draußen gesehen habe. An meinem Fenster. Sie… sie hatten Köpfe wie Tiere.«
Da wußte ich Bescheid. Johnny konnte nur die drei Werwölfe gemeint haben. Und wenn sie in der Nähe waren, dann mußte ich auch mit Lupina rechnen.
Wir schwiegen. Unwillkürlich glitt mein Blick zum Fenster. Ich schaute in den Garten. Sheila hatte das Licht brennen lassen, deshalb war es dort nicht dunkel.
Ich sah die Gestalten.
Drei Werwölfe, die ich bereits innerhalb des Bunkers gesehen hatte.
Nebeneinander schritten sie her, bildeten eine Linie und kamen quer über den Rasen und die Terrasse auf das breite Fenster zu. Sie brauchten nichts zu sagen oder zu unternehmen. Allem ihre Anwesenheit reichte aus, um mir einen Schauer über den Rücken rinnen zu lassen. Jetzt hatte auch Sheila die drei gesehen. Ich hörte ihren erschreckten Ausruf und sah, wie sie zurückwollte.
Doch da stand ein Hindernis.
Lupina!
Ich wollte meine Waffe hervorreißen, als die Königin der Wölfe bereits reagierte. Ihre Krallen legten sich von hinten um Sheilas Kehle, und sie benutzte gleichzeitig die Frau als Deckung.
»Das war's dann, John Sinclair«, erklärte sie kalt und begann zu lachen…
***
Ein Irrenhaus sah zwar anders aus, Suko glaubte sich trotzdem in eine solche Anstalt versetzt.
Das durfte nicht wahr sein. Plötzlich stand Lupinas Sohn vor ihm, dieser gefährliche Werwolf, der gleichzeitig ein so herrliches, kraftvolles Tier war.
Er kam als Wolf, nicht als Mutation, und Suko schaute auf das dichte, fast schwarze Fell des Tieres, das gesträubt war und deren Spitzen leicht zitterten.
Ein prachtvolles, ein fantastisches Tier, gleichzeitig aber eine gefährliche Bestie, deren Mordgier unübertroffen war. Orapul oder Luparo zeigte sich zumeist als normaler Wolf. Von seiner Mutter Lupina wurde er abgöttisch geliebt. Er war auch gleichzeitig durch eine Art von Doppelexistenz mit ihr verbunden und hatte sie sogar gegen die Wirkung geweihter Silberkugeln geschützt.
Dies alles wußte Suko, und er fragte sich, wie es kam, daß nur Luparo erschien und nicht auch seine Mutter?
Der Wolf blieb innerhalb des fast völlig verschwundenen Dreiecks stehen. Er schüttelte sich ein paarmal und bewegte danach seinen Kopf.
Einmal starrte er Suko an, dann wieder Bandor. Beide Männer sprachen nicht. Suko wollte auch wissen, wie Bandor reagierte, ob vielleicht so etwas wie ein Erkennen in seinen Augen aufleuchtete.
Der Urmensch wartete.
Sekunden vergingen. Auch der Wolf tat nichts. Ruhig blieb er stehen, als müßte er sich überlegen, wen er zuerst angreifen und zerfetzen sollte.
Bandor regte sich als erster. Zunächst schüttelte er nur den Kopf, als könnte er nicht fassen, was er da mit eigenen Augen sah. Im nächsten Moment begann er zu sprechen. Die Worte drangen stockend aus seinem Mund, waren für Suko jedoch zu verstehen, denn Bandor sprach mit der Stimme des Professors.
»Bevor die Menschen waren, waren die Wölfe. Sie töteten, um zu überleben. Ihr Zauber ist uralt, und dieser Wolf gehört zu den gefährlichsten!«
Während er die Worte sprach, zeigte sein Gesicht keine Regung. Völlig emotionslos hatte er die Worte ausgestoßen. Für Suko waren sie so etwas wie eine Kampfansage an Orapul.
Bandor beendete seine Rede und nickte. Dabei hob er seine breiten Schultern an, das Gesicht wurde kantig, und alles deutete darauf hin, daß er sich in Kampfstellung begab.
Bandor gegen Luparo!
Suko überlegte, ob nicht er in den Kampf eingreifen sollte. Der Werwolf war gefährlich, aber Bandor hatte das Schwert, und er hatte sich in einer furchtbaren Zeit behaupten müssen, als Ungeheuer und fremde Völker die wahren
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