Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

0273 - Unter den Gletschern von Nevada

Titel: 0273 - Unter den Gletschern von Nevada Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
gefangennehmen?"
    „Halten Sie das für eine schlechte Idee? Vielleicht ergibt sich eine Chance wie diese nicht wieder."
    „Sie meinen eine Chance für einen Selbstmord?"
    Unser Gespräch wurde unterbrochen, als unter uns ein anderer Mann in den Raum trat. Er war in Lumpen gehüllt und schlich in demütiger Haltung auf den im Sessel sitzenden Lemurer zu. Der Neuankömmling blickte auf, und ich hätte fast aufgeschrien, als ich sein Gesicht sah. Es war das Gesicht einer Mumie. Der geöffnete Mund des Wesens war zahnlos, die farblosen Augen blickten ins Leere. Ein Blinder.
    Der Mann im Sessel versetzte dem Bedauernswerten einen Tritt, worauf dieser zu Boden sank und wimmernde Töne ausstieß. Wenige Augenblicke später erhob sich der Mann aus dem Sessel, nahm eine Schöpfkelle und rührte in einem der Tröge. Schließlich entnahm er mit der Kelle dem Trog eine Portion Synthogrütze und schüttete sie vor dem Blinden auf den Boden. Gierig schlang der Unbekannte die dampfende Masse in sich hinein.
    Mir war so übel, daß ich befürchtete, ich müßte mich übergeben.
    „Ein Fehldenker, der die Qualität der Synthogrütze überprüft", sagte Papageorgiu an meiner Seite.
    „Offenbar ist er noch dankbar dafür."
    Ich erinnerte mich, daß Saith uns erklärt hatte, jahrelanger Genuß von Synthogrütze würde zu Körperverfall und Blindheit führen. Dort unten erblickte ich den Beweis für diese Worte.
    „Das ist unmenschlich!" rief ich erregt.
    „Wir wissen jetzt mit Sicherheit, was wir von dem Plath zu halten haben", sagte Papageorgiu grimmig.
    Der Fehldenker hatte seine Ration verschlugen und bettelte unterwürfig um mehr. Als er einen heftigen Tritt erhalten hatte, kroch er winselnd aus dem Raum. Der Lemurer nahm wieder Platz und widmete sich seinem Buch.
    Es vergingen einige Minuten, während der wir schweigend beobachteten. Dann erschien der Blinde abermals im Eingang und näherte sich dem Lemurer.
    Der Mann klappte sein Buch zu und blickte angewidert auf.
    „Du sollst verschwinden!" schrie er in gutverständlichem Tefroda.
    Der Blinde warf sich zu Boden und wimmerte um Gnade. Der Kontrolleur sprang auf und ging zu ihm. Er beugte sich über ihn, um ihn zu schlagen.
    Das war sein Ende.
    Das hilflos aussehende Bündel Mensch zog plötzlich einen kurzen Speer unter seinen Lumpen hervor und stieß zu. Der Lemurer schrie auf, für den Bruchteil einer Sekunde sah ich sein ungläubig verzerrtes Gesicht, dann brach er zusammen. Fast gleichzeitig stürmte durch die offene für eine Horde Fehldenker, ohne sich um die beiden am Boden liegenden Männer zu kümmern, rannten sie an die Tröge und begannen in aller Hast zu essen. Vergeblich versuchte ich Paroso oder einen Mann seiner Gruppe zu erkennen. Die Angreifer schienen zu einer anderen Partei zu gehören. Der Blinde erhielt ebenfalls seinen Anteil. Die widerliche Freßorgie dauerte ein paar Minuten, dann waren die Fehldenker wieder verschwunden. Den Blinden hatten sie mit sich geschleppt.
    Papageorgiu riß den Deckel auf und schwang sich in den Raum unter uns. Im Gleitflug näherte er sich dem bewegungslos am Boden liegenden Kontrolleur. Es blieb mir nichts anderes übrig, als dem Jungen zu folgen. Sein Verhalten schien mir äußerst unvorsichtig zu sein. Es würde nicht mehr lange dauern, bis die ersten Robotspione hier auftauchten.
    Wir landeten neben dem Lemurer. Papageorgiu ließ sich neben ihm auf die Knie nieder.
    Der Lemurer stöhnte leise.
    „Er ist lebensgefährlich verletzt", sagte Papageorgiu. „Wir würden ihn nicht bis zu unserem Versteck bringen."
    Der Verwundete öffnete die Augen.
    „Ein Fremder!" sagte er mühevoll, als er Papageorgius Gesicht über dem seinen erblickte.
    „Wo gibt es hier einen Ausgang an die Oberfläche?" fragte Papageorgiu.
    „Sie gehören zu den Fremden aus dem Süden?"
    Papageorgiu nickte.
    „Wie ist es dort?" wollte der Sterbende wissen. „Gibt es dort ebenfalls Eis, oder scheint die Sonne noch in voller Stärke?"
    Papageorgiu schüttelte ihn heftig. Blutiger Schaum trat auf die Lippen des Schwerverletzten. Mit einer Hand tastete er nach dem Speer in seiner Brust.
    „Wenn Sie den Süden sehen wollen müssen Sie uns den Weg an die Oberfläche beschreiben", verlangte Papageorgiu.
    Der Mann lächelte schmerzverzerrt. „Die große Kraftstation", sagte er kaum verständlich. „Über der großen Kraftstation ist das Eis so dünn, daß..." Seine Stimme versagte, er hatte seine letzte Energie verbraucht.
    „Das hilft uns nicht

Weitere Kostenlose Bücher